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NATURAL HISTORY
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Vorrede zur ersten Auflage.
Obwohl die herpetologische Literatur heutzutage bereits ein ziem- lich reiches Material darstellt, so fehlt es doch bisher an einem Werke, welches die europäischen Amphibien und Reptilien ausschließ- lich und in eingehender Weise behandelt, und während in den anderen Gebieten der Zoologie fast durchgängig jedermann leicht zngängliche monographische und faunistische Bearbeitungen vorhanden sind, ist die auf Kriechtiere und Lurche bezügliche Literatur in einer solchen Menge von größeren und kleineren Werken, Spezialabhandlungen und Reisebeschreibungen zerstreut, daß eine schon ziemlich ansehn- liche Bibliothek dazu gehört, will man nur die zur Bestimmung der europäischen Tiere der genannten Klassen nötigen Behelfe gehörig bei- sammen haben. Die Beschaffung so ausgedehnter literarischer Hilfs- mittel ist aber teils wegen der Kostspieligkeit, teils wegen der Ent- fernung von größeren Bibliotheken nur den wenigsten möglich, ab- gesehen davon, daß gerade die wichtigsten dieser Quellen nicht ın unserer Muttersprache geschrieben und dadurch auch nicht immer jedermann zugänglich sind. Daher mag es auch kommen, daß die Beschäftigung mit Herpetologie sich im allgemeinen noch keiner so weiten Verbreitung erfreut, wie sie es der Natur der Sache nach wohl verdiente, da gewiß schon mancher, der sich vielleicht mit lebhaftem Interesse den hieher gehörigen Tieren zuwandte, die Sache schon in den ersten Anfängen wieder aufgeben mußte, weil er die Unmöglichkeit einsah, mit den ihm zu Gebote stehenden Hilfsmitteln mitunter selbst die allergewöhnlichsten Vorkommnisse scharf und sicher — wenn überhaupt — bestimmen zu können.
In Anbetracht dieser Umstände habe ich es unternommen, die . bisher in Europa beobachteten Amphibien und Reptilien in einer be- sonderen Bearbeitung zusammenzustellen. Obwohl schon seit Jahren mit dem Studium der Herpetologie beschäftigt, ward mir die endliche Ausführung dieser Arbeit namentlich dadurch ermöglicht, daß mir die reichhaltigen Sammlungen des kaiserl. zoologischen Kabinettes in Wien in liberalster Weise zur Verfügung gestellt wurden, und kann
VI Vorrede.
ich im Namen der Wissenschaft nicht umhin, hiefür sowohl dem Direktor, Herrn Regierungsrat Dr. Redtenbacher, wie nicht ' minder dem Custos, Herrn Dr. Alois Rogenhofer, meinen wärmsten Dank öffentlich auszusprechen; da ich dabei zugleich durch freundliche Zusendungen und Mitteilungen meiner Korrespon- denten aus den verschiedensten Teilen Europas unterstützt wurde, so sah ich mich dadurch in die Lage versetzt, mit wenigen Aus- nahmen fast alle unserer Fauna angehörenden Kriechtiere und Lurche in einer solchen Anzahl in Natura zu untersuchen, daß ich ein zur ersprießlichen Durchführung des mir vorgesetzten Zweckes hin- reichendes Material zusammenbrachte.
Die Hauptaufgabe, die ich mir in dieser Arbeit gestellt habe, liegt teilweise bereits in dem oben Gesagten ausgesprochen; es soll dieselbe die Bestimmung aller bisher in Europa aufgefundenen Am- phibien und Reptilien in einer leichten und sicheren Weise ermög- lichen und nicht nur den Anfänger in das Studium der Herpetologie einführen, sondern auch dem Fachmanne in zweifelhaften Fällen als Nachschlagebuch dienen. Es war daher vor allem mein Augenmerk darauf gerichtet, die einzelnen Gattungen und Arten durch möglichst scharfe und hervortretende Merkmale festzustellen, ein Umstand, der mir von um so größerer Bedeutung erschien, als in vielen Werken darauf nur allzu wenig Gewicht gelegt wird, indem die daselbst an- geführten Charaktere entweder dadurch, daß sie zu allgemeiner Natur sind oder aber nur auf minder hervortretenden Eigenschaften und Merkmale gegründet erscheinen, eine sichere und genaue Bestimmung ungemein erschweren. Daher habe ich auch bei den Reptilien haupt- sächlich auf die Bedeckungen des Körpers Rücksicht genommen, weil die davon hergenommenen Kennzeichen, unter gehöriger Be- achtung ihrer manchmal vorkommenden Veränderlichkeit, in den meisten Fällen hinreichende und leicht sichtbare Anhaltspunkte bieten, um dadurch die Bestimmung mit der gehörigen Schärfe und Leichtigkeit zu erreichen; aus eben dem Grunde räumte ich auch der in vielen Werken fast allein zur Einteilung benutzten Bezahnung nur eine sehr untergeordnete Rolle ein, da dieselbe als praktisches Bestimmungsmittel nur selten zu verwenden ist, indem die darauf gegründeten Unterscheidungen wegen der Kleinheit der Zähne häufig nur an gut macerierten Schädeln beobachtet werden können. Die größtenteils nach der Natur von mir selbst gefertigten, dem Texte beigegebenen Zeichnungen dürfen endlich auch mit dazu beitragen, die Kenntnis der einzelnen Formen zu fördern und zu erleichtern, sowie anderseits die am Ende jedes einzelnen Abschnittes über die geographische Verbreitung durchgeführten Auseinandersetzungen auf
Vorrede. VII
manche bisher nicht beachtete Verhältnisse in der Verteilung der hieher gehörigen Tiere aufmerksam machen und als ein Erstlings- versuch einer herpetologischen Geographie unseres Weltteiles selbst in weiteren wissenschaftlichen Kreisen nicht ohne Interesse sein dürften.
Was nun die Lösung der mir gestellten Aufgabe betrifft, so habe ich es an redlicher Bemühung nicht fehlen lassen, dieselbe nach meinem besten Können und Wissen zu vollführen, und wenn noch manches hie und da mangelhaft, oder unvollständig erscheint, so mag dies mehr in der Natur der Sache, als in Fahrlässigkeit von meiner Seite gelegen sein. Denn trotz der geringen Zahl der hier abzuhan- delnden Arten wird der Fachmann die Schwierigkeit einer derartigen Arbeit nicht verkennen. Schon der Umstand, daß die Beschäftigung mit Herpetologie noch immer keine sehr allgemeine ist, setzte der Durchführung meiner Arbeit manches Hindernis entgegen, indem die Beschaffung des dazu unumgänglich nötigen Materiales oft sehr schwer zu erreichen war. Eine zweite wohl nicht minder große Schwierigkeit ergab sich in der Benttzung der diesbezüglichen Li- teratur. Wenn mir auch die meisten zu meinen Studien erforderlichen Quellen zu Gebote standen, so ist doch die Natur eben dieser Quellen nur zu oft eine derartige, daß sie einer erfolgreichen Benutzung häufig die größten Hindernisse in den Weg legte; denn sehr viele herpetologische Schriften leiden an dem Fehler, daß sie statt der Spezies Individuen beschreiben, wobei noch der große Übelstand hin- zutritt, daß gewöhnlich nur die gerade bei Kriechtieren und Lurchen meist so wenig Bedeutung habende Färbung und Zeichnung als ein- ziges Merkmal hervorgehoben wird, wogegen die so wichtigen Ver- hältnisse der Körperbedeckung sehr häufig gar nicht, oder nur in ganz ungenügender Weise erwähnt werden. Daher nimmt auch die Synonymik in keinem Zweige der Naturgeschichte so ungeheuerliche Dimensionen an, wie in der Herpetologie, und ist die Schwierigkeit, aus den äußerst lückenhaften und oberflächlichen Beschreibungen älterer Autoren die betreffende Art mit Sicherheit herauszufinden, wirklich eine oft kaum zu bewältigende. Wenn ich demungeachtet versucht habe, in den meisten Fällen den diesbezüglichen Namen und Beschreibungen eine meiner Ansicht entsprechende Deutung zu geben, so mag dies bei vielen Arten eben nur als ein Versuch angesehen werden, dessen vollkommenes Gelingen nur demjenigen möglich sein wird, welcher in der günstigen Lage ist, von Fall zu Fall die zu den Beschreibungen gehörenden Originalien zu vergleichen.
So hätte ich denn die Grundsätze auseinandergesetzt, die mich bei der Durchführung dieser Arbeit leiteten, und indem ich dieselbe
VIII Vorrede.
hiemit einem billig urteilenden Publikum übergebe, hege ich den aufrichtigsten Wunsch, daß sie mit dazu beitragen möge, das Studium der Herpetologie in weiteren Kreisen zu fördern und zu verbreiten.
Salzburg, im Oktober 1874.
Der Verfasser.
Vorrede zur zweiten Auflage.
Wenn ich in dem Vorworte zur ersten Auflage dieses Werkes den Wunsch aussprach, daß dasselbe das Studium der Herpetologie in weiteren Kreisen fördern und verbreiten möge, so kann ich zu meiner Befriedigung konstatieren, daß ich mich ın dieser Hoffnung nicht getäuscht habe. Die Beschäftigung mit diesem Zweige der Zoologie ist seit dieser Zeit eine im hohen Grade ausgedehnte und erfreuliche geworden, und wenn man das zum Schlusse angefügte Literaturverzeichnis durchgeht, so wird man dieser meiner Behaup- tung nur beistimmen können. Eben hiedurch ist aber auch die Bedeutung meiner ersten Auflage fast hinfällig geworden und haben die stets fortgesetzten Forschungen und Beobachtungen auf diesem Gebiete zu soviel neuen Entdeckungen und Gesichtspunkten geführt, daß mir eine zweite, dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft entsprechende Auflage dringend geboten schien.
So habe ich mich denn zum Schlusse meiner wissenschaftlichen und wohl auch meiner Lebenstätigkeit überhaupt daran gemacht, eine Umarbeitung meiner Herpetologie zu verfassen, teils um diesen Teil der Naturkunde den ihm derzeit gebührenden Platz zu verschaffen, teils um auch alles, was in neuerer Zeit in diesem Fache geleistet ward, in einem Ganzen übersichtlich zusammenzufassen.
An gediegenen Vorarbeiten hiezu, sowie auch an eigenen Studien und Beobachtungen hat es in den letzten 37 Jahren wahrhaftig nicht gefehlt und wenn die von mir daraus gezogenen Resultate auch nicht allerorts ihre Zustimmung finden dürften, so liegt dies eben in der individuellen Auffassung des einzelnen, die ja je nach dem Gesichts- punkte des Betreffenden nicht immer dieselbe ist.
Das Schwierigste bei gegenwärtiger Arbeit war wohl die Be- grenzung der Spezies, über welche bei den Herpetologen durchaus
Vorrede. 12%
noch keine Übereinstimmung besteht und bezüglich deren ich namentlich bei meinen älteren Fachgenossen mitunter auf argen Widerspruch gefaßt bin. Ich bin aber auch einer von diesen älteren, ja höchst wahrscheinlich der derzeit älteste Herpetologe und hat eben meine langjährige, über zwei Menschenalter umfassende Beschäfti- gung mit den hieher gehörigen Tieren, sowie die unausgesetzte Beobachtung der Lebensweise und Verbreitung derselben die in diesem Buche vertretenen Ansichten gezeitigt.
Übrigens kann ich bezüglich der Artentrennung nicht umhin, meine Verwunderung darüber zu äußern, daß man in neuerer Zeit bei einzelnen Gattungen eine sehr weitgehende Aufstellung von allgemein anstandslos anerkannten Spezies vorgenommen hat, wäh- rend man sich dagegen bezüglich weit reichhaltigerer Genera ent- schieden ablehnend verhält. Ich will hier nur für den ersten Fall auf die Gattungen Rana und Vipera, für den letzteren auf die Lacerten hinweisen. Von diesen sind manche bisher noch vielfach als Varie- täten aufgefaßte Formen ganz unzweifelhaft mehr untereinander verschieden, als manche Braunfrösche und Ottern, eine Differenz, welche bei Rücksichtnahme auf Lebensweise und Vorkommen noch schärfer hervortritt. Wenn hiebei mitunter auch Übergangsstücke vorkommen, so ist dies bei allen noch in der Differenzierung begriffenen Gattungen der Fall, und glaube ich, daß jeder Form, die sich in ihren Hauptmerkmalen ständig herausgebildet hat und als solche erhält, die Artcharaktere zugesprochen werden müssen, wenn auch noch hie und da einzelne Zwischenglieder übrig geblieben sind. Sagt doch Boulenger selbst, daß manche der in seiner letzten Arbeit über die westpaläarktischen muralis - Formen noch als Varie- täten bezeichneten Lacerten ebensogut auch als eigene Arten be- trachtet werden könnten, und wenn ich dieselben, um die Unmasse der in eine Spezies vereinigten Eidechsen zu sondern, schließlich artlich trenne, so wird mir dies der berühmte obgenannte Autor wohl auch nicht gar zu sehr verargen, zumal in diesen Wust von Formen doch einmal eine gewisse Ordnung gebracht werden mußte. Ob ich dabei immer das Richtige getroffen, ist freilich Ansichtssache und werden spätere Forschungen und Entdeckungen meine hier niedergelegten Auffassungen jedenfalls noch in mancher Richtung modifizieren.
Ein Umstand, welcher diese zweite Auflage von der ersten vor- teilhaft unterscheiden dürfte, ist die weitgehende Berücksichtigung der biologischen Verhältnisse, welche mir die vielen seit 1875 über die Lurche und Kriechtiere gemachten Beobachtungen ermöglichten und die manchem eine willkommene Beigabe sein wird. In dieser
3,4 Vorrede.
Richtung habe ich namentlich den ausgezeichneten Arbeiten Joh. v. Fischers, des Meisters der Terrarienkunde, vieles entnommen, aber auch den Veröffentlichungen und brieflichen Mitteilungen meiner fachmännischen Freunde, namentlich der Herren v. Be- drıiaga, Brauner, Lindholm;,v.Mehely Bora Müller, v. Tomasini,: Veith, Werner und: terstorff wertvolle Beiträge zu verdanken; da ich überdies die meisten der hier beschriebenen Arten lebend hielt und viele im Freien beobachtet habe, so war ich auch selbst in der Lage, die Sitten und Gewohnheiten derselben kennen zu lernen. Desgleichen waren die letztgenannten Verhältnisse der gegenwärtigen Arbeit insoferne von Nutzen, als ich auf Grund deren imstande war, fast alle Spezies nach lebenden Stücken zu beschreiben, während ich zum Zwecke der ersten Auflage für viele Arten nur konservierte Exemplare zur Verfügung hatte.
Schließlich fühle ich mich noch gedrängt allen, die mir bei Ab- fassung dieses Werkes durch Rat und Tat an die Hand gingen, hier im Namen der Wissenschaft meinen herzlichsten und verbindlichsten Dank auszusprechen; vor allem fühle ich mich aber gegenüber dem Senckenbergischen Museum zu Frankfurt a. M. ver- pflichtet, das mir in jeder Richtung in liberalster Weise entgegenkam und durch Zusendung seltener oder mir unbekannter Arten meinen Studien eine nicht hoch genug anzuschlagende Förderung ange- deihen ließ. |
Und so übergebe ich denn diese zweite Auflage einem billig denkenden Publikum in der Hoffnung, daß es eine nicht minder freundliche Aufnahme finden möge als die erste.
Görz, im Jänner IQI2.
Der Verfasser.
I. Abteilung.
Amphibien.
Schreiber, Herpetologia europaea.
Einleitung.
Die Amphibien oder Lurche sind Wirbeltiere, deren Blut keine selbständige Temperatur, sondern die ihrer jeweiligen Umgebung be- sitzt; sie werden daher auch wechselwarme Vertebraten genannt. Dieselben machen fast ausnahmslos eine Verwandlung (metamor- phosis) durch, indem deren Jungen von den ausgebildeten Individuen mehr oder weniger verschieden sind und erst im Laufe ihrer Ent- wicklung allmählich die Gestalt der letzteren annehmen. Ist diese Verschiedenheit so groß, daß die jugendlichen Formen — namentlich anfangs — mit den vollendeten kaum eine Ähnlichkeit zeigen, so ist die Verwandlung eine vollkommene (Anura), stimmt aber das Junge mit dem verwandelten Tiere der Hauptsache nach schon mehr oder weniger überein und beschränkt sich dessen Verschiedenheit vor- nehmlich auf die Atmungsorgane, so ist die Metamorphose eine un- vollkommene (Urodela). In beiden Fällen werden die stets im Wasser lebenden und durch Kiemen atmenden Jungen Larven (larvae), im ersteren auch Kaulquappen /(gyrini) genannt.
Der Körper zeigt in seiner Gesamtheit bei den zwei Ordnungen, welche die europäischen Mitglieder dieser Klasse enthalten, eine ziem- lich abweichende Form und Gestaltung. Während er bei den einen mehr gestreckt und eidechsenartig und mit einem wohl ausgebildeten Schwanze versehen ist (Urodela), erscheint er bei den anderen mehr verkürzt und scheibenförmig, ohne Spur eines Schwanzes, wenigstens im ausgebildeten Zustande (Anura ).
In allen Fällen können aber an demselben stets drei Hauptteile, nämlich Kopf (caput), Rumpf (truncus) und Gliedmaßen oder Beine (membra)) unterschieden werden.
Der vom Rumpfe nicht oder nur wenig gesonderte Kopf ist fast immer ziemlich breit, mit nach vorne zu mehr oder weniger ver- rundeter oder stumpf abgestutzter Schnauze. Die Augen sind meistens gut ausgebildet und gewöhnlich stark vorstehend, nur selten mehr klein oder selbst von der allgemeinen Körperhaut über- zogen, ihre Lider meist wohl entwickelt und längsgespalten, das untere das obere an Größe in der Regel bedeutend übertreffend; auch zeigt sich am Innenwinkel des Auges noch eine kleine, unbeweg- liche Falte, die sogenannte Nickhaut. Das Ohr ist bald durch das offen zutage tretende Trommelfell deutlich sichtbar, bald durch die über letzteres hinweggehende Körperhaut mehr oder weniger,
I*
4 Einleitung.
öfters auch ganz verborgen; äußere Ohrmuscheln sind niemals vor- handen. Die kleinen Nasenlöcher liegen meist nach vorn und sind unmittelbar nach abwärts hinter dem Oberkiefer in die Rachenhöhle. geöffnet, woselbst sie als innere Nasenöffnungen oder Cho- anen deutlich sichtbar sind. Das Maul ist fast immer weit ge- spalten und hinter die Augen verlängert, bald vollkommen zahnlos, bald in einem oder auch in beiden Kiefern sowie im Gaumen bezahnt. Die Gaumenzähne stellen in den meisten Fällen zwei Reihen oder Gruppen vor, welche entweder nach rückwärts über die Länge des Gaumens hinziehen, oder bald hinter, bald zwischen den inneren Nasenlöchern quergestellt sind. Alle Zähne sind übrigens immer sehr klein, ragen nur wenig aus den Weichteilen hervor und sind im all- gemeinen weniger durch das Gesicht, als vielmehr durch das Gefühl oder das Geräusch, wenn man etwa mit der Schneide eines Messers darüber hinfährt, zu erkennen. Die Zunge, welche mitunter durch ihre vollständige Verwachsung mit dem Boden der Mundhöhle zu fehlen scheint, zeigt in ihrer Form und Größe, sowie in der Art und Weise ihrer Befestigung mancherlei, für die Systematik sehr wichtige Unterschiede. Niemals ist sie, wie dies sonst bei Wirbeltieren ge- wöhnlich der Fall ist, bloß hinten befestigt, sondern, wie schon erwähnt, entweder in ihrer ganzen Fläche an den Boden der Mundhöhle fest- gewachsen, oder durch ein über die Mitte der Unterseite hinziehendes Längsband, oder nur mit ihrem vorderen Teile, seltener durch einen zentralen Stiel befestigt, so daß sie in dieser Weise selten vorn, häufig jedoch an den Seitenrändern oder in ihrem hinteren Teile frei er- scheint; oft ist letzterer in eine Art Scheide zurückgezogen, welche durch eine sich vom Boden der Mundhöhle abhebende Hautfalte gebildet wird.
Der vor den Augen liegende Teil des Kopfes wird Schnauze (rostrum) oder Gesicht (facies), der zwischen denselben. befind- liche Stirn (frons) oder Interokularra um (spatium interoculare), der hinter denselben gelegene Hinterkopf (occput) oder Scheitel (vertex) und die Unterseite des Kopfes Kehle (gula) genannt. Der gegenseitige Abstand der Nasenlöcher wird als Inter- nasalraum (sdatium internasale) bezeichnet. Die Seiten der Schnauze, die sogenannte Zügelgegend (regio frenalis), geht entweder unmerklich in die Oberfläche derselben über, oder ist von letzterer durch eine bald mehr bald weniger deutliche Kante, die Schnauzenkante (canthus vostralis), getrennt. Endlich ist noch am Hinterende der Kehle mitunter eine deutliche Querfalte, die sog. Kehlfalte (plica gularıs) zu bemerken.
Der Rumpf ist bei den gestreckten Formen meist ziemlich walzig und gleich dick, bei den verkürzten Formen hingegen gewöhnlich nach rückwärts merklich eingezogen, seitlich häufig mehr oder weniger bauchig verdickt oder aufgetrieben und unten abgeplattet.
Die Beine zeigen einen sehr verschiedenen Grad der Ausbildung und während sie bei den niedersten Formen so verkümmert sind, daß sie als Gehwerkzeuge nur eine untergeordnete Rolle spielen, sind sie bei anderen gut, ja mitunter sogar zu Sprungorganen ent- wickelt. Die Zahl der Zehen wechselt von zwei bis fünf und ist an
Einleitung. 5
den Vorderbeinen meist geringer als an den hinteren; Nägel sind niemals vorhanden.
! Die Haut ist stets nackt und fast'immer mehr oder weniger feucht, bald glatt, bald rauh, sehr häufig mit Drüsen versehen, die entweder nur als einfache Poren erscheinen, oft aber auch über die Oberfläche des Körpers hervorragen und in der Gestalt von Körnern oder Warzen die Kontinuität der Haut bald mehr, bald weniger unterbrechen. Mitunter treten solche Drüsen zu größeren Gruppen oder Haufen zu- sammen, in welchem Falle sie dann einzelne, über die Oberfläche des Körpers gewöhnlich stärker her- vortretende Anschwellungen bilden, unter denen namentlich zwei an den Kopfseiten in der Öhr- gegend befindliche Wülste besonders auffallen und
mit dem Namen der Ohrdrüsen oder Paro- Bien tiden belegt werden. F > B 5 z > Salamandra atra Alle diese Drüsen sondern ein meist milchiges, Tanz. zähes, an der Luft gerinnendes klebriges Sekret „ Ohrdrüsen (Paro- ab, welches einerseits dazu dient, die Haut feucht tiden).
und geschmeidig zu erhalten, anderseits durch
seine giftigen Eigenschaften für die sonst vollkommen wehrlosen Tiere ein nicht zu unterschätzendes Schutzmittel gegen die Angriffe ihrer Feinde abgibt. Diese Ausscheidung, aus welcher mittelst Phosphormolybdänsäure eine kristallinische, in Wasser und Alkohol lösliche organische Base, das sog. Salamandrin und Phry- nin, gewonnen werden kann, verhält sich kleineren Wirbeltieren gegenüber als ein direkt auf die Nervenzentren wirkendes scharfes Gift, wirkt aber auch auf größer@ Tiere, namentlich auf die Schleim- häute oder unmittelbar in das Blut gebracht, schädigend und ätzend und ist mitunter auch durch einen unangenehmen Geruch widerlich. In seinen Wirkungen ist dieses Drüsensekret ein dem Strychnin oder Aconitin ähnliches, starkes Gift, das epileptische Krämpfe, Hem- mungen der Herztätigkeit, ja selbst den Tod verursachen kann, so daß mitunter Hunde, welche Kröten totbeißen oder apportieren, darüber eingehen können. Die Ausscheidung dieses Drüsensaftes ist nicht immer gleich stark, in der Wärme und in südlichen Gegenden sowie zur Brunstzeit intensiver und in größerer Menge oft den Amphıi- bien selbst verderblich. Wenn übrigens auch die Lurche dem Men- schen gegenüber als durchaus harmlos und ungefährlich zu betrachten sind, so hat man es bei Hantierungen mit diesen Tieren doch zu ver- meiden, mit den Händen Augen, Mund- und Nasenhöhlen oder offene Wunden zu berühren, weil hiedurch, wenn auch absolut keine Gefahr, so doch immerhin an den betreffenden Teilen ein heftiges Brennen und Jucken und eine kleine, allerdings bald von selbst schwindende Entzündung hervorgerufen wird.
Außerdem ist die Lederhaut der Amphibien noch reich an Pig- menten, von denen namentlich das Schwarz sehr häufig ist, während noch ein weißer, gelber und metallischer Farbstoff eine mehr unter- geordnete Rolle spielen. Durch Zusammenziehung und Ausdehnung der diese Pigmente enthaltenden, ästigen Hautzellen (Chromato-
6 Einleitung.
phoren) werden die verschiedenen, oft sehr schnell und auffallend wechselnden Farbentöne dieser Tiere hervorgebracht, Es sind daher die Lurche nicht nur nach Alter, Geschlecht und Jahreszeit häufig verschieden gefärbt, sondern sie können auch unter dem Einfluß des Nervensystems ihre Farbe oft in kurzer Zeit gänzlich ändern, indem verschiedene Temperaturgrade, Schreck, Lichtreiz und äußere Umgebung auf diese Tiere derart wirken, daß sie infolgedessen ganz verschiedene Färbungen annehmen. Sehr häufig kommt es nament- lich vor, daß sich die Amphibien: bezüglich des Kolorites der Um- gebung anpassen und auf diese Weise mit letzterer übereinstimmende, sog. harmonische oder Schutzfarben annehmen.
Bei den meisten Lurchen ist übrigens die Haut sehr dünn, so daß durch dieselbe eine Verdunstung des im Körper enthaltenen Wassers leicht stattfinden kann, weshalb dieselben auch vorwiegend im Wasser oder an feuchten Örtlichkeiten leben und in der Trockenheit meist bald sterben. Demungeachtet treten nicht selten stellenweise mehr oder weniger starke Verdickungen der Oberhaut auf, welche als horn- artige Körner, Warzen oder selbst Dornen einzelne Partien des Körpers bedecken. -
Mitunter weist die Haut auch periodische Wucherungen auf, welche in Gestalt von Kämmen, Leisten und Schwimmlappen be- sonders zur Fortpflanzungszeit und im männlichen Geschlechte auftreten, nach Ablauf der Brunst aber wieder resorbiert werden und verschwinden.
Mit Ausnahme der Winterszeit wird die Haut der Amphibien in der Regel allmonatlich gewechselt, wobei die sich an einzelnen Körperstellen ablösende oder platzende Haut durch energische Be- wegungen und unter Zuhilfenahme des Mundes und der Beine nach und nach abgestreift und öfters auch von dem betreffenden Tiere verschlungen wird.
Die nicht im Wasser lebenden Lurche halten sich bei Tage meist verborgen und kommen nur des Abends oder nachts, wenn der Boden und die ihn überziehende Pflanzendecke durch den Tau befeuchtet sind, mitunter wohl auch bei Regenwetter heraus. In trockenen und dürren Landstrichen fehlen die hieher gehörenden Tiere meist gänzlich, während sie in wasserreichen Gegenden gewöhnlich in Menge zu finden sind, woselbst sie aber nur durch die ihnen zu- sagenden Lebensbedingungen, keineswegs aber durch einen ihnen durchaus fremden Geselligkeitstrieb zusammengeführt werden.
Alle Amphibien sind Raubtiere, welche stets nur lebende Beute, namentlich Insekten, nackte Schnecken und Würmer, mitunter auch kleinere Wirbeltiere ergreifen und ganz verschlingen. Während der kalten sowie auch während der heißen, regenlosen Zeit ziehen sie sich zurück, indem sie sich entweder in den Schlamm der Gewässer vergraben oder am Lande an geeigneten Orten verkriechen.
Die meisten Lurche sind eierlegend und nur wenige gebären lebendige Junge (Salamandra). Die Eier werden fast immer ins Wasser abgesetzt, bald einzeln unter Steine und an Wasserpflanzen (Urodela), bald in größeren Massen durch eine Gallerte zu Klumpen oder Schnüren verbunden (Anura); nur ausnahmsweise werden dieselben von dem
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Männchen bis zum Auskriechen am Lande herumgetragen (Alytes). In der Regel suchen jedoch beide Geschlechter zur Fortpflanzungs- zeit das Wasser auf, teils, um die Eier oder den Samen daselbst ab- zulegen, teils um erstere zu befruchten. Eine der Begattung der höheren Wirbeltiere analoge Vereinigung der Geschlechter findet nur ausnahmsweise statt (Euproctus, Salamandra). Die Befruchtung ist entweder eine innere, indem das Weibchen den von dem Männchen ausgeschiedenen Samen in seine Kloake aufnimmt (Urodela), oder eine äußere, indem das auf dem Weibchen sitzende Männchen den austretenden Laich mit den Samen übergießt (Anura).
Die lebendig geborenen Jungen sind den vollendeten Tieren in der Haupftorm ziemlich gleich, haben aber fast immer noch äußere Kiemen und werden daher auch in der Regel ins Wasser abgesetzt, wo sie eine, allerdings nur unvollkommene Metamorphose durch- machen. DBei den eierlegenden Amphibien erscheinen jedoch die Jungen von den Alten fast ausnahmslos mehr weniger, oft ganz be- deutend verschieden, indem sie einen bald mehr fischartigen, bald wieder mehr rundlichen oder elliptischen Körper besitzen, der stets einen durch Hautflossen gesäumten Ruderschwanz, aber, wenigstens in der ersten Zeit der Entwicklung, niemals eine Spur von Gliedmaßen zeigt. Die Atmung dieser Larven findet, wenigstens anfangs, aus- schließlich durch Kiemen statt, welche aber mit fortschreitender Entwicklung der Lungen allmählich zurückgehen und nach voll- endeter Ausbildung der letzteren ganz verschwinden. Die Kiemen selbst können entweder innere oder äußere sein und stehen letztere gewöhnlich in Form dreier kamm- oder baumförmiger Büschel zu jeder Seite des Halses ab; bei niederen Formen sehr wohl aus- gebildet und lange bleibend, sind sie bei den höheren Typen sehr klein und äußerst vergänglich. Was endlich die Bildung der Beine betrifft, so erscheinen selbe niemals zu gleicher Zeit, indem bald das vordere, bald das hintere Paar in der Entwicklung vorangeht.
Die Nahrung der Amphibienlarven besteht anfangs entweder aus Pflanzenstoffen und verwesenden organischen Substanzen, die sie häufig mit dem Schlamme des Grundes aufnehmen, oder aus den kleinsten tierischen Organismen, die sie meist schwimmend erhaschen. Mitunter werden auch im Wasser faulende Pflanzen oder Tierleichen benagt oder von denselben kleine Stücke abgezupft, späterhin er- nähren sich die noch in der Verwandlung begriffenen Lurche aus- schließlich von kleineren Tieren, die sie in der Regel ganz verschlingen.
Da die Amphibien schon im Ei und ebenso während ihrer Ent- wicklung mannigfachen Zufälligkeiten und Gefahren ausgesetzt sind und besonders im Jugendzustande viele Feinde haben, so geht ein großer Teil der Brut schon vor der erreichten Reife zugrunde und können daher die Amphibien die in ihren Reihen angerichteten Ver- heerungen nur durch große Fruchtbarkeit ausgleichen, ohne welche sie im Kampfe ums Dasein bald von der Erde verschwinden würden. Es ist daher auch die Anzahl der gelegten Eier eine um so bedeutendere, - je mehr Gefahren diese und die daraus geschlüpften Jungen ausgesetzt sind, so daß deren Zahl mitunter in die Tausende geht. Damit steht auch im Zusammenhange, daß die Weibchen fast immer größer sind
8 Einleitung.
als die Männchen, ja bei großer Fruchtbarkeit die letzteren oft um mehr als das Doppelte übertreffen.
Die vielen, den jungen Lurchen drohenden Gefahren mögen wohl auch die Ursache sein, daß gewöhnlich nur erwachsene Tiere gefangen werden, während entwickelte Junge wegen ihrer versteckten oder vielleicht vorwiegend nächtlichen Lebensweise im allgemeinen nur selten anzutreffen, ja bei manchen Arten nur ausnahmsweise zu finden sind.
Im erwachsenen Zustande leben die Amphibien vorwiegend am Lande und wird das Wasser gewöhnlich nur zum Behufe der Fortpflanzung, die in der Regel gleich nach dem Erwachen aus dem Winterschlafe stattfindet, aufgesucht.
Weil das Salz diesen Tieren das ihnen zum Leben so notwendige Wasser entzieht, so können dieselben auch nur im Süßwasser leben und stellt daher das Meer ihrer Verbreitung ein unüberwindliches Hindernis entgegen. Aber auch ausgedehnte Strecken trockenen Landes können sie wegen ihres ständigen Bedürfnisses nach Feuchtig- keit und namentlich wegen ihrer auf das Wasser angewiesenen Ent- wicklung nicht überschreiten und ist daher ein Vorkommen derselben ‘an durch wasserlose Gegenden getrennten Orten wohl nur durch zufällige Verschleppung des Laiches durch Wasservögel zu erklären.
Die meisten Amphibien vertragen die Gefangenschaft gut, dauern in derselben, unter ihrer natürlichen Lebensweise entsprechende Verhältnisse gebracht, viele Jahre lang aus und können auch einen ziemlich hohen Grad von Zahmheit erreichen; viele Arten können selbst zur Fortpflanzung gebracht werden.
Die Mitglieder dieser Klasse zerfallen in zwei Ordnungen, welche durch nachstehende Merkmale scharf voneinander geschieden werden können:
I. Körper gestreckt, eidechsenartig, Schwanz stets wohl ent- wickelt; Beine ziemlich gleich lang. Stets beide Kiefer und der Gaumentbezabat” 5:9 au WE 1. Ordng. Ureodeiı
2. Körper verkürzt, scheibenförmig, Schwanz vollkommen fehlend. Hinterbeine merklich länger als die vorderen. Unterkiefer RENT ER RR SE LENE 2. Ordng. Anura.
I. Ordnung. Urodela.
Corpus elongatum, caudatum, pedibus subaequalibus instructum.
Der Körper ist stets verlängert, oft sehr bedeutend, fast aalartig, meist jedoch nur mäßig gestreckt, eidechsenartig, auf der Oberseite entweder gerundet oder schwach niedergedrückt, auf der Unterseite bald mehr bald weniger abgeflacht, in seiner ganzen Erstreckung entweder ziemlich gleich dick oder in der Mitte des Rumpfes etwas bauchig erweitert. Der Kopf ist in der Regel verhältnismäßig breit und platt, bei den aalartigen Formen mehr gestreckt, mit gewöhnlich deutlich verrundeter, selten mehr stumpf abgestutzter, hechtartiger Schnauze. Die Augen sind meist zurückziehbar, ziemlich groß und vorstehend und mit deutlichen, längsspaltigen Lidern versehen (Salamandridae), manchmal aber auch mehr klein und mitunter selbst von der allgemeinen Körperhaut überzogen (Proterdae). Die Ohröffnung ist äußerlich niemals sichtbar. Die fast immer sehr weit nach vorne gerückten, kleinen Nasenlöcher gehen stets unmittelbar durch, so daß sich die inneren Nasenlöcher ganz vorne am Gaumen, gleich hinter dem Rande des Oberkiefers befinden. Die gewöhnlich mit Warzen besetzte, fleischige Zunge zeigt ebenfalls sehr verschiedene Grade der Ausbildung, sowie auch die Art ihrer Befestigung bei den einzelnen Gattungen mannigfaltig abändert. Stets sind beide Kiefer sowie auch der Gaumen mit Zähnen versehen, die am letzteren meistens in zwei von vorne nach rückwärts ziehende Längsreihen gestellt sind. Weit seltener kommt es vor, daß dieselben in bürsten- artigen Haufen auf den Gaumenbeinen stehen (Spelerpes). Die stets in der Vierzahl vorhandenen Beine sind mitunter kümmerlich und kurz, stets ziemlich, oft auch sehr weit voneinander entfernt und niemals so kräftig entwickelt, daß sie imstande wären den Körper frei vom Boden zu erheben, die vorderen von den hinteren an Länge und Stärke im allgemeinen nur wenig verschieden. Die Zehen wechseln von zwei bis fünf, obwohl ihre Zahl unter vier in der Regel nur selten herabgeht. Ihre Ausbildung und Beschaffenheit kann übrigens sehr wechseln, doch sind sie gewöhnlich kurz und stumpf, an Länge untereinander nicht sehr verschieden und meistenteils frei, nur ausnahmsweise mit Hautsäumen oder Schwimmhäuten versehen und immer vollkommen nagellos. Der Rumpf geht stets unmittelbar in den Schwanz über, welcher den Körper an Länge nur selten übertrifft, öfters aber auch hinter demselben zurückbleibt. Die Kloake ist stets längs gespalten, am hinteren Ende des Rumpfes vor der Schwanzwurzel gelegen. Die Haut ist namentlich bei den im Wasser lebenden Tieren öfters glatt, häufiger jedoch, besonders
Io Urodela.
während des Landlebens, wie mit sehr feinen Sandkörnern mehr weniger dicht besetzt (chagrintert), oder durch hervorstehende größere Körner und Warzen rauh und uneben.
Fast alle Urodelen leben zur Fortpflanzungszeit im Wasser, in welches sie entweder ihre Eier oder ihre Jungen absetzen. Die sonst einander ziemlich ähnlichen Geschlechter zeigen ın der Brunst- periode, die in der Regel im Frühjahre eintritt, oft bedeutende Ver- schiedenheiten, indem sich namentlich bei den Männchen nicht selten eine Art Hochzeitskleid entwickelt, das, abgesehen von meist hellerer und lebhafterer Färbung, häufig noch in sehr ausgezeichneten Haut- wucherungen, wie Kämmen, Schwimmhäuten u. dergl. besteht.
Die Befruchtung ist stets eine innere, indem in der Regel das brünstige Männchen einen mehr weniger kegelförmigen, gallert- artigen Samenträger (Spermatophor) mit auf dessen Spitze befindlicker Samenmasse (Sperma) am Boden des Wassers absetzt, von welchem dann das darüber hinwegschreitende Weib- chen mit den Kloakenlippen den Samen abhebt, der hierauf in die innen befindlichen Samentaschen (Receptacula seminis) eindringend, daselbst aufgespeichert wird und zur Befruchtung der später austretenden Eier dient. Diesem Akte gehen oft lange Paarungsspiele (Schwanzwedeln, Umschlingungen) seitens des Männchens voraus!).
Die auf diese Art befruchteten Eier werden meist einzeln, nur selten in kleinen Gruppen, im Wasser an und unter Steine, am häufig- sten aber an Pflanzen abgelegt und sind daher ebenso wie die daraus sich entwickelnden mehr weniger zerstreut lebenden Jungen sowohl unter als zwischen den Steinen, als auch in dem dichten Gewirre der Wasserpflanzen vor Feinden ziemlich geborgen und sicher, daher auch die Fruchtbarkeit hier weitaus geringer ist, als bei der nächst- folgenden Ordnung. Die Periode des Eierlegens dauert meist ziem- lich lange, oft Monate hindurch, daher man später oft Larven von sehr ungleicher Größe und verschiedenem Entwicklungsgrade zur selben Zeit und an demselben Orte untereinander antreffen kann.
Bei spät ausgekrochenen Jungen und ungünstiger Witterung kommt es mitunter auch vor, daß die Larven ihre Verwandlung in einer Saison nicht zum Abschlusse bringen, sondern überwintern und ihre vollendete Ausbildung erst im zweiten Jahre erreichen. Derlei Fälle gehören namentlich in Gebirgsgegenden nicht zu den Seltenheiten.
Die Urodelenlarven sind im ganzen mehr gestreckt und fisch- artig und haben zu jeder Seite des Halses drei äußere, große, büsche- lige oder baumartig verästelte Kiemen, die erst in den letzten Stadien ihrer Entwicklung resorbiert werden und verschwinden. Die aus
l) Nach Knauer (Naturg. d. Lurche, pag. 226) geht bei den Tritonen die Befruchtung in der Weise vor sich, daß das Männchen seinen Samen der Kloake des Weibchens zuspritzt, und sagt derselbe dann später (Zeitschr. f. Realschulw. 1878, pag. 633) abermals, dies wiederholt gesehen zu haben. Mir ist so etwas noch niemals vor- gekommen und habe ich auch eine derartige, von allem über die Fortpflanzung der Urodelen bisher Bekannten so auffallend abweichende Beobachtung in der ganzen Literatur nirgends erwähnt gefunden.
Proteidae. 7
den Eiern auskriechenden sind anfangs ganz fußlos und erhalten zuerst die vorderen und dann die hinteren Gliedmaßen ;; der Schwanz ist stets seitlich stark zusammengedrückt (kompreß), oben und unten mit hohem Flossensaum versehen (Ruderschwanz).
Bei den lebendig gebärenden Arten sind die Jungen den Alten schon ziemlich ähnlich und kommen bereits mit vollkommen aus- gebildeten Gliedmaßen zur Welt, haben aber, falls sie ım Wasser abgesetzt werden, noch große, äußere Kiemen und einen Ruder- schwanz, während die am Lande Geborenen den Eltern in jeder Beziehung gleichen.
In seltenen Fällen kommt es auch vor, daß mitunter bei ein- zelnen Individuen die Larvenform ständig bleibt und man manch- mal ganz erwachsene und geschlechtsreife Tiere findet, die noch alle Merkmale der Larven zeigen. Man nennt diese eigentümliche Er- scheinung die Neotenie und die betreffenden Tiere neote- nische. Dieses Zurückbleiben auf der Jugendform scheint nament- lich durch den Wohnort der bezüglichen Larven verursacht zu sein, welche, wenn sie unter Verhältnissen leben, wo sie nicht aus dem Wasser herauskönnen, auch ständig dem flüssigen Elemente angepaßt bleiben und infolgedessen auch die Attribute der Larve behalten.
Außer der Fortpflanzungszeit leben die Urodelen — mit Aus- nahme der mit bleibenden Kiemen versehenen Arten — am Lande, woselbst sie sich unter Moos, Steinen, in Erdhöhlen und alten Bäumen und dergl. verkrochen halten und gewöhnlich nur des Nachts oder bei Regenwetter herauskommen, um ihrer vorwiegend aus Würmern und Insekten bestehenden Nahrung nachzugehen. An den- selben Örtlichkeiten halten sie auch ihren Winterschlaf, der übrigens kein sehr tiefer ist, da sie bei milder Witterung selbst mitten im Winter manchmal außerhalb ihrer Verstecke, ja selbst im Wasser, angetroffen werden.
Die Schwanzlurche zerfallen in zwei Familien, welche sich durch nachfolgende Merkmale leicht auseinanderhalten lassen:
1. Augen von der allgemeinen Körperhaut überzogen. Hals- seiten mit äußeren Kiemen, Schwanz viel kürzer als der aal- artig verlängerte Körper . . .'. . 1. Fam. Proteidae.
2. Augen frei, mit längsgespaltenen Lidern. Halsseiten ohne äußere Kiemen, Schwanz meist ziemlich von der Länge des gewöhnlich nur mäßig gestreckten Körpers
2. Fam. Salamandridae.
1. Familie. Proteidae.
Oculi sub cute latentes. Collum ad latera branchtis liberis instructum.
Der Körper ist gestreckt, aalartig, mit schwachen, weit aus- einandergerückten Beinen. Die Augen sind von der allgemeinen Körperhaut überzogen, die Halsseiten mit je drei äußeren Kiemen versehen. Der stark zusammengedrückte Ruderschwanz ist viel kürzer als der übrige Körper, durch einen oberen und unteren Flossen-
12 Proteidae. saum zweischneidig, am Ende stumpf zugespitzt oder verrundet. Die Haut ist glatt.
Die hieher gehörigen Tiere, welche in Europa nur durch eine einzige Gattung vertreten sind, halten sich während ihrer ganzen Lebenszeit im Wasser auf.
I. Gattung. Proteus.
Laurenti Synops. reptil., pag. 35. V. (1768). Hypochthon Merrem Syst. amphib. pag. 188. Io (1820).
Os parvum, vix tertiam capıtıs hartem conlingens. Palmae tridactylae, plantae didactylae.
Der Körper ist schlank, mit glatter, durchscheinender Haut bedeckt, auf welcher mitunter einzelne Poren in Form von kleinen, grauen Pünktchen sichtbar sind, was besonders bei solchen Exem- plaren der Fall ist, die durch längere Zeit der Einwirkung des Lichtes ausgesetzt waren. Der Kopf, welcher vor der Ansatzstelle der Kie- men seine größte Breite erreicht, ist meistens ziemlich lang, von mehr oder weniger birn-, kegel- oder dreieckiger Form, an den Seiten in der Augengegend bald ohne, häufiger jedoch mit mehr oder weniger tiefer und deutlicher Ausbuchtung. Die Schnauze ist nach vorne zu hechtartig abgeplattet, bald lang, bald kurz, meist ziemlich breit, seltener schmal und am Ende fast immer deutlich abgestutzt, nur ausnahmsweise stumpf kegelförmig zugespitzt. Die Augen sind sehr klein, durch die allgemeine Körperhaut nur als dunkle Punkte oft ziemlich deutlich, manchmal aber auch kaum merkbar durch- scheinend und so ziemlich am Ende des ersten Kopfdrittels gelegen. Da dieselben bei jüngeren Tieren gewöhnlich viel deutlicher her- vortreten, als bei alten, so scheint eine allmähliche Verkümmerung und Rückbildung derselben mit zunehmendem Wachstum zu er- folgen. Die oft schwer unterscheidbaren Nasenlöcher sind längs- gespalten, liegen unmittelbar über der Schnauzenspitze und sind nach oben gerichtet. Die Mundspalte ist klein, kaum ein Drittel der Kopflänge betragend, die Oberlippe in ihrem ganzen Umfange den Rand des Unterkiefers bedeckend. Die ebenfalls kleine, nach hinten breiter werdende Zunge ist etwa herzförmig und vorne, teil- weise auch an den Seiten frei. Die Gaumenzähne stehen in zwei nach hinten schwach divergierenden, die Form eines umgekehrten V mit abgerundeter Spitze nachahmenden Reihen. Die großen Kiemen sind fast immer länger oder kürzer gestielt, meist ast- oder büschelförmig und über dem Stiele bald stärker, bald schwächer verästelt, oft mit sehr zarten, oft aber auch mit ziemlich groben Verzweigungen, nur in seltenen Fällen ungestielt und kammförmig. Eine Kehlfalte tritt meist nur nach längerem Liegen in Weingeist hervor. Der Rumpf ist zylindrisch, durchaus gleich dick und nament- lich bei konservierten Stücken oft ziemlich deutlich der Quere nach geringelt. Die Kloake ist beim Männchen mehr als um ihre Länge von der Verbindungslinie der Hinterbeine entfernt, mit vorne deut-
Proteus. 13 lv lich wulstigen Lippen, beim Weibchen hingegen flach und kaum mehr als um ihre Länge von den hinteren Gliedmaßen abstehend. Die Vorderbeine sind von den hinteren sehr weit entfernt, erstere mit drei, letztere mit zwei unvollständig ausgebildeten Zehen, von diesen vorne die mittlere, hinten die äußere die längste. Alle Beine sind übrigens kurz und schwach und an den Schwanz angelegt, erreichen die hinteren bei dem Männchen mit dem Kniegelenk nicht die Kloake, während sie beim Weibchen weiter nach rückwärts ragen. Der Schwanz ist kürzer als der Rumpf, mit beim Männchen hoher, am Ende breit und stumpf verrundeter, beim Weibchen dagegen mit im letzten Viertel erniedrigter, nach hinten mehr zugespitzt verlaufender Saumflosse. Die einzige Art dieser Gattung lebt in den unterirdischen Ge- wässern des Karstgebirges.
1. Proteus anguinus: Carneo-diaphanus, rostro acuminato depresso,; branchiis utringque tribus. — Long. 20—30 cm.
Proteusanguinus Laur. Synops. reptil. pag. 37. 35, tab. IV, fig. 3 (1768). — Siren Anguina Shaw. Gener. zool. III, pag. 608, tab. 139 (1802). —Hypochthon Laurentii Merr. Syst. amphib. pag. 188. I (1820).. — Phanerobranchus platyrhynchus Leuck. Isis liter. Anz. pag. 260. 2 (1821). — Hypochthon anguinus Tschudi Classificat. Batrach. pag. 97 (1839).
Die Farbe des Tieres ist im allgemeinen sehr veränderlich und hängt teils mit dem Standorte, teils auch mit zufälligen äußeren Einflüssen zusammen; namentlich wirkt das N Licht verdunkelnd, und Stücke, die frisch ge- — fangen eine ganz helle Fleischfarbe zeigen, \ werden oft nach verhältnismäßig kurzem Auf- , enthalte im Freien ganz dunkelviolett oder > schwarzblau. Die Grundfarbe ändert vom 717, reinen oder schmutzigen Gelblichweiß durch Be Rötlichweiß oder Fleischrot bis ins Violette in ji allen möglichen Zwischenstufen ab. Sehr häufig finden sich auf dieser Grundfarbe mehr oder weniger abgehobene, bald kleinere, bald größere, bald regelmäßige, bald unregelmäßige Punkte oder Flecken von gelblicher, graulicher oder rötlicher Farbe, die entweder dichter oder auch sparsamer über den ‚ganzen Körper verteilt sind, und mitunter sich vergrößernd zu wolkenartigen Flecken zusammenfließen. Die Schnauze, die Kehle und die Kloaken- gegend, desgleichen der Oberarm und der Unterschenkel sowie die Zehen und Sohlen sind in der Regel heller, oft weißlich gefärbt; am Bauche scheinen die Eingeweide dunkel durch. Übrigens sind alle diese Farbenverschiedenheiten fast nur bei lebenden Stücken zu be- obachten, während Weingeistexemplare gewöhnlich weißlich fleisch- farben sind. Die Kiemen sind im Leben meist hell blutrot, nament- lich wenn das Tier unter Wasser ist und ausschließlich durch die- selben atmet; an der Luft hingegen, wo ihre Tätigkeit durch die Lungen ersetzt wird, erscheinen sie bedeutend bleicher. Zwingt man das
Proteus anguinus Laur.
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Tier beständig unter Wasser zu bleiben, so nehmen die Kiemen an Umfang bedeutend zu, während sie im Gegenteile sehr klein und fast rudimentär werden, wenn man die dem Tiere gebotene Wasser- menge auf ein sehr geringes Maß reduziert. Demungeachtet gelingt es nicht, durch Unterbindung dieser Kiemenstummel das Geschöpf gänzlich an die Luftatmung zu gewöhnen, da in diesem Falle sofort stets der Tod eintritt. — Sehr große Stücke erreichen eine Länge von nahezu 30 cm, obwohl das gewöhnliche Ausmaß 20 bis 25 cm selten überschreitet.
Diese Art wurde zuerst 175I bei Kleinhäusel, gelegentlich einer durch die Unz verursachten Überschwemmung des Mühltales in fünf ° Stücken gefangen und bereits 1761 von Steinberg in seiner „Nachricht über den Zirknitzer See‘ als eine bisher unbekannte Fischart erwähnt. Seitdem haben sich zahlreiche andere Fundorte ergeben, und kennt man gegenwärtig bereits über vierzig Stellen, wo sich das Tier findet. Den eigentlichen Wohnplatz bilden die unterirdischen Gewässer des Karstgebirges, wo die Proteen wahr- scheinlich in noch unerforschten Tiefen leben und daselbst ihre erst neuerdings erforschte Entwicklung durchmachen. Die Stellen, an denen man das Tier in den Höhlen findet, sind stets mehr oder weniger tiefe Tümpel mit schlammigem Grunde, und scheinen weniger der eigentliche Wohnplatz desselben zu sein, als vielmehr Plätze, wo das Tier durch Steigen der unterirdischen Gewässer hingeführt und bei deren Sinken zurückgeblieben ist. Denn nicht selten kommt es vor, daß bei Überschwemmungen oder bedeutender Anschwellung der unterirdischen Gewässer Proteen auch an die Oberfläche gespült werden, wo sie dann außerhalb der Höhlen in Nähe ihrer Mün- dungen oder an mit den ausströmenden Wassern in Verbindung stehenden Stellen zurückbleiben.
Am häufigsten findet man die Olme in Krain, wo sie besonders in der Magdalenen- und Kleinhäuslergrotte (hier an zwei Stellen) mitunter in Menge angetroffen werden. Die anderen bisher be- kannten Fundorte sind: die Höhle bei Sittich, aus der sie zuweilen im Sommer nach starken Regengüssen mit dem Wasser heraus- gespült werden; die Quelle bei Vir, zwischen Sittich und St. Veit; die Quelle der Rupnitza bei Rupa, eine Stunde von Vir; der Bach Shushiz nächst Shiza bei Töplitz; die Quelle Shetebäh bei Laas, in der Nähe, wo die Unz in unterirdische Tiefen verschwindet; die Höhle von Potiskavz nächst Strug unfern Reifnitz; die Höhle von Kumpolje unfern Gutenfeld. Ferner finden sich Proteen noch bei Verd am Ursprung der Laibach; zu Beden an der Unz nächst Lase bei Jacobo- vitz, beim Austritte des Flusses; bei Ober-Planina und Haasberg, sowie in den Wasserlachen gegen Maunitz; zu Klein-Podljuben bei Petane am Bache Podok; bei Waltendorf an der Gurk; bei Kar- lovza nächst Waltendorf; bei Gradizh am Ursprunge des Gurkflusses; im Bache Globozhez bei Grintovz nächst Sagraz an der Gurk; zu Studenz bei Seisenberg an der Gurk; in der Grotte und den Wasser- lachen von Leutsch; zu Altenmarkt bei Weichselburg am Vishniza- Bache; in den Zisternen und Wasserlachen von Dol und Grisha bei St. Veit nächst Sittich, an vier verschiedenen Stellen; bei Palzhje
Proteus, 15
in der Nähe der Poik; in der St. Canzianer Grotte; bei Oberalben, Joshetovajna und in den sogenannten Seefenstern des Laibacher Moores, sowie auch in den Wassergräben, die mit dem Laibachflusse zusammenhängen; ebenso werden die Tiere bei Weissenstein nächst Sagraz hinter Unter-Blato zuweilen ausgeworfen; im österreichischen Küstenlande finden sich Proteen in den wohl mit unterirdischen Wasserläufen des Karstes zusammenhängenden Zisternen von Sa- grado, Gradisca, Selz, Ronchi und Monfalcone!), sowie in der Grotte dei Schiavi am Monte Comero bei Triest, dann bei Pollazzo und im Schachte von Caprano bei Albona in Istrien, endlich noch in Dal- “matien, und zwar bei Gradisca und Verlika, ferner im Bache Gorizizza bei Sinj und in einer Quelle an der Narenta, an der Grenze der Herze- gowina; dann in letzterer selbst bei Gabella nahe der dalmatischen Grenze und im ärarischen Forstgebiet Ljubuski in einer Quelle und in Topoljak vrela bei Studenci sowie in der Höhle von Ottoschaz in Croatien. — Alle Angaben über das Vorkommen von Olmen außer- halb der hier erwähnten Örtlichkeiten bedürfen noch des fachmänni- schen Beweises; desgleichen ist das Tier in der Adelsberger Grotte bisher noch nicht beobachtet worden.
Wie schon erwähnt, finden sich die Proteen gewöhnlich in unter- irdischen, stehenden Wassertümpeln mit tonigem Grunde, sehr häufig auch an der Mündung von Höhlen, wo sie namentlich nach starken Regengüssen mit den heraustretenden Hochwassern ausge- spült werden. Obwohl sich die Tiere ausschließlich im Wasser auf- halten, so sollen sie doch, nach Aussage der Grottenführer, zuweilen, namentlich beim Herannahen eines Gewitters, das Wasser verlassen und am Ufer im feuchten Schlamme mit unbeholfenen, aalartigen Bewegungen herumkriechen, was aber wohl nur bei plötzlichem Fallen des Wassers am Trockenen zurückgebliebene Stücke sein dürften. Die Nahrung besteht in kleinen Crustaceen, Würmern und dergleichen, doch können die Tiere in der Gefangenschaft bei öfterem Wasser- wechsel auch ohne Speisung Jahre lang ausharren.
Über die Fortpflanzung des Olmes kann noch immer nichts Bestimmtes gesagt werden, da gefangene Tiere ebensowohl eierlegend als auch lebendiggebärend sind und im Freileben wohl nur einer dieser Vorgänge als Norm vorkommen dürfte; da ersteres nament- lich nach vorgenommenem Wasserwechsel stattfindet, so liegt die Vermutung nahe, daß die hierdurch verursachte Störung sowie
!) Nahe dem letztgenannten Orte ward vor Jahren in einem Steinbruche eine Wasserader angeschlagen, aus welcher mit dem hervorbrechenden Wasserschwalle etliche 60 Proteen herausgeschwemmt wurden. — Die Angabe vom Vorkommen der Olme in der „Grotta dei cani‘‘ bei Monfalcone scheint auf einem Irrtum oder einer Verwechselung zu beruhen, da besagte kleine Höhle vollkommen trocken und wasser- leer ist.
Merkwürdig ist auch der Umstand, daß die Tiere in der Wippach und im Timavo, zwei zwischen Laibach und Triest unmittelbar aus dem Karst hrevortretenden Flüssen, noch niemals gefunden wurden, obwohl sie in der ganzen herumliegenden Gegend ab und zu nicht selten sind. Die für den ersteren Fluß angegebenen Proteen haben sich, wie mich der eigenhändige Fang überzeugte, sämtlich als ‚, Petromyzon Planeri‘ erwiesen und dürfte dieser, mit dem Olme oberflächlich allerdings ziemlich ähnliche Fisch vielleicht auch anderweitig zu irrigen Angaben über die Verbreitung von Proteus Anlaß gegeben haben.
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der damit verbundene plötzliche Temperaturwechsel die Gefangenen zur Ablage der Eier veranlaßt habe, die sie sonst vielleicht noch bis zur vollen Ausreife in sich behalten hätten. Es könnte daher das in der Gefangenschaft ab und zu beobachtete Eierlegen vornehmlich darin begründet sein, daß es im Aquarium äußerst schwer ist, stets dieselbe gleichmäßig niedrige Temperatur zu erhalten und daß dann größere Schwankungen oder rasche Veränderungen derselben eine Art Frühgeburt herbeiführen mögen. Daß diese Ansicht manches für sich hat, beweist auch eine Mitteilung Kammerers, nach welcher die in einem fünf Meter unter der Erde befindlichen und beständig mit Hochquellwasser gespeisten, etwa zwölf Quadratmeter großen Tümpel der biologischen Versuchsanstalt in Wien gehaltenen Proteen wiederholt lebende Junge zur Welt gebracht haben. Da hier das Wasser stets dieselbe Temperatur hat und auch anderweitige Störungen kaum vorkommen, so haben daselbst die Olme auch keine Veranlassung, sich ihrer Nachkommenschaft vorzeitig in Eiform zu entledigen; es liegt daher nach diesen Beobachtungen ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit vor, daß auch im Freileben das Lebendig- gebären die normale Art der Fortpflanzung ist.
Die gefangen in Aquarien gehaltenen Tiere treten zeitlich im Frühjahre, gewöhnlich schon Mitte Februar, in Brunst, und läßt sich diese beim Männchen durch Anschwellung der Kloake und Er- höhung des Schwanzsaumes, beim Weibchen durch merkliche Zu- nahme des Körperumfanges und die durch die Bauchwand sicht- baren Eier erkennen. Letztere werden dann im April oder Mai in Gruppen auf die Unterseite von Steinen angeklebt. Die Zahl der von einzelnen Weibchen bisher erhaltenen Eier schwankt von 12 bis 56. Selbe haben etwa II—ı2 mm im Durchmesser und stellen eine voll- kommen farblose, glashelle Gallertkugel vor, die in einer ebensolchen, nur etwas dichteren, 5—6 mm dicken Hülle den schwach sphäroidi- schen, etwa 4 mm großen gelblich- oder milchweißen Dotter einschließt. Die Art der Befruchtung konnte bei der großen Schwierigkeit der einschlägigen Beobachtungen bisher noch nicht festgestellt werden. Die erst nach 13 Wochen ausschlüpfenden Larven sind beim Ver- lassen der Eier etwa 22 mm lang und im ganzen den Erwachsenen schon ziemlich ähnlich; nur zieht sich über die 3 letzten Viertel des Rückens bis zur Schwanzspitze ein hoher, ganzrandiger Flossen- saum ununterbrochen hin und die Hinterbeine sind noch ganz ein- fache, kurze Stummel von denen sich die Zehen erst in der zweiten Woche abgliedern. Desgleichen sind diese Larven auf der ganzen Oberseite mit zahlreichen, bräunlichen Pünktchen besetzt, was wohl auf die Einwirkung des Lichtes während der Beobachtung zurückzuführen ist, da die Embryonen im Eie, solange sie im Dunkeln gehalten werden, vollkommen pigmentlos sind. Die Kiemen sind im Verhältnis nicht größer, als bei erwachsenen Tieren; sehr auf- fallend sind bei diesen Jungen die Augen, welche als kreisförmige, unten mit einem senkrechten Spalt versehene schwarze Punkte deutlich und scharf hervortreten.
Was die lebendig geborenen Jungen betrifft, so kommen die- selben manchmal noch in der Eihülle, manchmal aber auch ohne
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diese, zur Welt. Die gewöhnliche Zahl der auf einmal geworfenen scheint zwei zu sein; doch hat man auch schon nur eins, ausnahms- weise wieder selbst drei beobachtet, die dann in diesem Falle viel kleiner, in jenem aber viel größer als gewöhnlich waren. Beim Gebär- akte hängt das Weibchen mit nach unten gebogenem Vorder- und Hinterteile auf der Oberfläche des Wassers; der Wurf findet in der Regel im Oktober statt. Die Neugeborenen sind ıo bis 12 cm lang.
Über die Lebensweise des Proteus im Freien kann eigentlich nichts gesagt werden, da man seine wahren Wohnstätten nicht kennt und alle zufällig gefangenen Tiere ausschließlich als durch Hochwasser oder andere Vorkommnisse verschleppte Irrlinge an- zusehen sind. Warum durch solche Zufälligkeiten nur große oder mittlere, niemals aber jüngere Stücke oder gar Larven herausbeför- dert werden, ist ein bisher ungelöstes Rätsel; jedenfalls befinden sich die eigentlichen Wohnplätze dieser Tiere an von Menschen noch nicht erreichten Orten.
Wenn man frischgefangene Olme auf ihren Mageninhalt unter- sucht, so findet man, daß derselbe größtenteils aus kleinen Würmern sowie aus den in den unterirdischen Gewässern des Karstes lebenden Flohkrebsen (N yphargus stygius Schiödte) besteht. Übrigens dürften auch in den Höhlenwassern vorkommende, oft winzig kleine Tiere und in dieselben fallende oder von außen hineingeschwemmte Lebe- wesen für die Olme eine genügende Nahrung geben.
So zart die Proteen auch aussehen, so vertragen sie doch die Gefangenschaft sehr gut und sind verhältnismäßig selbst ziemlich zählebig, so daß beispielsweise aus ihrem Behälter entkommene und durch Vertrocknung oder durch zu warmes oder abgestandenes Wasser schon scheinbar tot gefundene Tiere nach Einlegen in kaltes und reines Wasser fast immer in kurzer Zeit wieder aufleben und bald wieder ihre ehemalige Frische und Munterkeit erlangen. Sogar in ganz kleinen Gefäßen, wie Einmachgläsern u. dergl., halten sie sich selbst ohne Nahrung oft jahrelang, ohne dabei manchmal sogar merklich abzumagern.
Die Hauptsache bei der Haltung dieser Tiere ist, daß sie stets mit reinem Brunnenwasser versehen sind, das in kleineren Behältern besonders in der wärmeren Jahreszeit öfters, bei allenfalls entstehender Trübung oder in demselben angetroffenen Unreinigkeiten aber sofort zu erneuern ist. Weil die unterirdischen Gewässer des Karstes eine sehr beständige, nur geringen Schwankungen (von 5—7° R) unterworfene Temperatur zeigen, so ist auf diesen Umstand gebührende Rücksicht zu nehmen, der Behälter daher möglichst kühl zu stellen und überdies das Tageslicht durch Umhüllung desselben mit dunklem Papier oder Stoff abzuhalten. Übrigens vertragen die Olme auch höhere Temperaturen von über 20° C ganz gut und gedeihen und wachsen dann sogar besser als in zu kaltem Wasser; das beste ist freilich die Wärme desselben stets auf gleicher Stufe zu erhalten, was aber in Aquarien nur schwer durchführbar ist; in diesem Falle hat man auch die meiste Aussicht von den Gefangenen lebende Junge zu bekommen. Desgleichen geht die Wiedererzeugung verloren gegangener Körperteile in warmem Wasser leichter und schneller
Schreiber, Herpetologia europaea. 2
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vor sich, wobei sich an den Füßen nicht selten die bei den Salaman- driden vorkommende Normalzahl von 4 oder 5 Zehen bildet. Da in ihren natürlichen Aufenthalten keine Pflanzen wachsen, so ist das Hineingeben von solchen ins Aquarium auch nicht nötig, abgesehen davon, daß selbe im Finsteren ohnedies nicht gedeihen . würden. Der Boden des Behälters kann mit verrundeten Kalksteinen von Bohnengröße aus einem Fluß- oder Bachbette belegt werden. Ganz kleine Steinchen sind zu vermeiden, da diese mitunter von den Tieren verschlungen werden und ihnen dann durch Verstopfung des Darm- kanales leicht den Tod bringen können. Auch eine unterseits hohle, aus Tuffsteinen hergestellte Insel ist empfehlenswert, da sich die Olme gerne unter derselben verkriechen. Sollten die Tiere in Brunst geraten, was an den früher erwähnten Anzeichen leicht erkannt werden kann, so ist täglich, namentlich des Morgens, auf der Unter- seite der am besten abhebbaren Inseldecke oder anderweitiger im Aquarium hohl liegender Steine fleißig nach Eiern nachzusehen und selbe dann in einem anderen passenden Gefäße unterzubringen, weil sowohl diese sowie auch die eventuell auskriechenden Larven gerne von den Alten gefressen werden. Beim Wasserwechsel sind die Eier oder Larven vorerst in ein, mit dem von ihnen bewohnten Wasser gefülltes Gefäß zu geben und samt diesem in das frische Wasser zu stellen,‘ damit die niedrigere Temperatur des letzteren sich dem ersteren nur allmählich mitteilt, da ein zu rascher Tem- peraturwechsel diesen zarten Wesen leicht verderblich werden kann. Hat dann das innere Wasser die Temperatur des äußeren angenommen, so kann man den Inhalt des ersteren anstandslos in das letztere um- leeren. Wenn sich die Tiere wohlbefinden, so halten sie sich meist ziemlich ruhig oder mit langsam schlängelnden Bewegungen kriechend oder herumschwimmend am Boden des Gefäßes oder unter Steinen auf; werden sie aber unruhig und trachten aus dem Wasser heraus- zukommen, so ist dies ein Zeichen, daß letzteres entweder zu warm oder nicht mehr genügend lufthaltig ist, und hat man dann dasselbe, wenn die Tiere nicht in Kürze eingehen sollen, sofort zu erneuern.
Als Nahrung kann man kleine Flohkrebse sowie die leicht zu beschaffenden Cyeclops- und Daphnia-Arten, Wassermilben (Hy- drachna) und die in stehenden Gewässern oft massenhaft vorkom- menden Rotwürmer (Tubifex rivulorum) verwenden, die alle von den Olmen gerne gefressen werden. Da die genannten Tiere aber meist in sumpfigen und faulenden Pfützen und Lachen leben, so hat man selbe nicht so, wie sie sind, den Proteen vorzuwerfen, sondern das nach Hause gebrachte Futter vorerst in klarem und frischem Wasser zu reinigen, mittelst eines feinen Siebes herauszufischen und dann erst den Proteen zu geben. Stets reiche man übrigens den Tieren nur so viel, als sie auf einmal fressen, da etwa abgestorbene Futter- tiere sehr leicht in Fäulnis geraten und die geringste Verunreinigung des Wassers den Olmen fast immer in kurzer Zeit den Tod bringt.
Ich habe mich übrigens zur Fütterung mit Vorteil auch des rohen Fleisches bedient, das ich in wurmartige, etwa 2 cm lange und ı mm dicke Streifen geschnitten, mit der Pinzette gefaßt oder an eine lange Nadel gespießt, den Tieren vorhalte. Dieselben gewöhnen
Proteus. 19
sich oft sehr bald an diese Art der Nahrung und kommen dann trotz ihrer Blindheit schon aus ziemlicher Entfernung dem hineingehaltenen Fleische zugeschwommen, um es zu ergreifen.
In der genannten Weise gepflegt ist Proteus eines der dank- barsten Aquarientiere und hält, wenn man sich dabei nichts ver- sieht, Dezennien lang aus. Wenn das Wasser zu warm wird oder zu viele organische Stoffe enthält, entstehen am Körper oder auch an den Kiemen oft Schimmelbildungen, die aber bei sofortigem Hin- eingeben des Tieres in kaltes und reines Wasser fast immer schon nach wenigen Tagen verschwinden.
Da Stücke von verschiedenen Standorten manche lokale Eigentümlichkeiten zeigen, so hat Fitzinger!) diese verschiedenen Formen zu sieben gesonderten Arten erhoben, für deren nähere Unterscheidung nee Übersicht dienen mag:
I. Kiemen gestielt, astförmig oder büschelig E
Kiemen ungestielt, kammförmig, lang, etwas nach vorn und aufwärts gerichtet,
stark verästelt und sehr zart verzweigt. Kopf kurz, birnförmig, an den Seiten
in der Augengegend sehr tief eingebuchtet. Schnauze kurz, breit abgestutzt.
Augen kaum sichtbar, vor der hinteren Grenzlinie des ersten Kopfdrittels liegend.
Schwanz unter !/,, mit sehr hoher, am Ende breit zugerundeter Saumflosse. —
Weißlich rosafarben, mit sehr kleinen, hochroten Punkten dicht übersäet. In
der Mitte der Schnauze ein schwach angedeuteter, weißlicher Fleck. Gegen
30o cm. — Rupa... nr Ana SERMESNE,
2. Augen höchstens bis in die hintere Grenzlinie des ersten Kopfdrittels gerückt -
Augen hinter der vorderen Grenzlinie des zweiten Kopfdrittels gelegen und
kaum sichtbar. Kopf lang, dreieckig, an den Seiten nicht eingebuchtet. Schnauze
lang, sehr breit, abgestutzt. Kiemen von mittlerer Länge, büschelig, nach rückwärts gerichtet, sehr lang gestielt, über dem Stiele sehr stark verästelt und grob verzweigt. Schwanz 1/,, mit niederer, am Ende stumpf zugerundeter
Saumflosse. — Schmutzig violett-fleischfarben, mit kleinen, unregelmäßigen,
bisweilen zusammenfließenden, schmutzig gelben ‚Flecken gesprenkelt. Von
der Schnauzenspitze bis ans Auge jederseits eine undeutliche, schwärzlich graue
Binde. In der Mitte über der Schnauze ein verloschener weißlicher Fleck.
25 bis 28 cm. — Beden .... . Xanthostietus.
3. Augen vor der hinteren Grenzlinie des ersten Kopfdrittels: Kopf lang, Schnauze breit, abgestutzt. Kiemen kurz, nach rückwärts gerichtet, über dem Stiele
grob verzweigt. Schnauzenmitte mit verloschenem weißlichen Fleck .
- Augen in der Mitte dieser Linie . 4. Kopf an den Seiten in der Augengegend sehr seicht eingebuchtet, Hast dreieckig.
Schnauze kurz. Augen deutlich sichtbar. Kiemen fast büschelförmig, kurz
gestielt, über dem Stiele ziemlich stark verästelt. Schwanz unter %,, mit sehr
niedriger, am Ende stumpf zugespitzter Saumflosse. — Schmutzig fleischfarben, graulich gewölkt und mit kleinen, unregelmäßigen, schmutzig gelben Flecken spärlich besetzt. 25 bis 28 cm. — Kleinhäusler Grotte . . . . . Haidingeri.
Kopf an den Seiten nicht eingebuchtet, dreieckig. Schnauze lang. Augen wenig sichtbar. Kiemen astförmig, langgestielt, über dem -Stiele stark ver- ästelt. Schwanz 13, mit niederer, am Ende zugespitzt gerundeter Saumflosse. — Schmutzig fleischfarben, mit sehr kleinen graulichen Punkten dicht übersäet. Von der Schnauzenspitze bis an jedes Auge eine undeutliche, schwärzlich graue Binde. 22.5 cm. — Magdalenengrotte . . . 0...) baurenti. 5. Kopf lang, an den Seiten in der Augengegend mehr oder weniger tief einge- buchtet; Schnauze kurz, abgestutzt. Kiemen kurzgestielt, astförmig, nach rückwärts gerichtet, über dem Stiele zart verzweigt. Kopf in der Mitte über der Schnauze mit schwach angedeutetem, weißlichem Fleck . . . Kopf an den Seiten in der Augengegend nicht eingebuchtet, lang, kegelförmig, mit sehr langer, schmaler, stumpf zugespitzter Schnauze. Augen wenig sichtbar. Kiemen kurz, astförmig, nach rückwärts gerichtet, kurz gestielt, über dem Stiele ziemlich stark verästelt und fein verzweigt. Schwanz unter 1;, mit ziem-
1) Sitzungsberichte der kaiserl. Akad. d. Wissensch. Wien 1850. 2%
oa
20 Salamandridae.
lich hoher, am Ende zugespitzt gerundeter Saumflosse. — Rötlichweiß. 23.8 cm. — Sinj und Narenta . . . . .. Carrarae. 6. Kiemen über dem Stiele ziemlich stark verästelt und ziemlich lang. Kopf seit- lich ziemlich tief eingebuchtet, fast birnförmig. Schnauze breit. Augen wenig sichtbar. Schwanz unter 1, mit hoher, am Ende stumpf zugerundeter Saum- flosse. — Fleischfarben, mit sehr kleinen, rötlich weißen Punkten dicht übersäet. 28 cm. — Vir.. . . Schreibersii. Kiemen über dem Stiele sehr schwach verästelt, kurz. "Kopf birnförmig, seit- lich in der Augengegend sehr tief eingebuchtet. Schnauze ziemlich schmal. Augen sehr deutlich sichtbar. Schwanz nahezu 1, mit niederer, am Ende
zugespitzt gerundeter Saumflosse.. — Schmutzig gelblichweiß, mit kleinen, unregelmäßigen, schwefelgelben Flecken sparsam besetzt. 26.9 cm. — Kum- polje‘ und Hotiskayz m. We ae EN een a 1
2. Familie. Salamandridae.
Oculi liberi, palbebrati. Collum ad latera branchiis liberis aut apertura branchiali destitutum.
Der Körper ist im allgemeinen gestreckt, eidechsenartig, meist ziemlich schlank und gleich dick, seltener mehr plump und gedrungen. Der Kopf ist stets ziemlich groß, mehr weniger breit und flach, die Schnauze bald stumpf zugespitzt, froschartig, häufiger jedoch ziem- lich breit zugerundet, oft sehr kurz, krötenartig. Die gewöhnlich großen, wohlausgebildeten Augen ragen meist stark vor, und sind stets mit deutlichen, längsspaltigen Lidern versehen. Die kleinen Nasenlöcher stehen gewöhnlich an der Spitze der Schnauze, und sind nur selten mehr nach hinten gegen die Augen zu gerückt. Sehr verschieden ist die Beschaffenheit der Zunge, die weniger in ihrer Form, als in der Art und Weise ihrer Anheftung wechselt, und in letzterer Beziehung zur Unterscheidung der Gattungen oft wichtige Anhaltspunkte bietet. Ihre Gestalt ist meist mehr oder weniger rundlich, bald kreisförmig, bald länglich oval oder rhombisch, meist wohl entwickelt, ziemlich groß und deutlich unterscheidbar, nur ausnahmsweise klein und knopfförmig und wenigstens teilweise frei. Ihre Befestigung ist meistens in der Weise bewerkstelligt, daß sie mittelst eines längs ihrer Unterseite hinziehenden, bald schmäleren, bald breiteren Längsbandes angeheftet ist, so daß sie nur an den Rändern in größerer oder geringerer Ausdehnung frei ist. Seltener kommt es vor, daß die Zunge in der Mitte ihrer Unterseite auf einem meist ziemlich dünnen und langen, kontraktilen Stiele aufsitzt, so daß sie dann etwa die Gestalt eines Pilzes besitzt, dessen Scheibe entweder an den Rändern rund herum vollkommen frei ist (Spelerpes), oder aber an der vorderen Spitze festgewachsen erscheint (Chioglossa). Sowohl der Ober- als auch der Unterkiefer sind immer bezahnt. Außerdem besitzt auch der Gaumen fast immer zwei, sehr selten vier (Spelerpes) Reihen oder Gruppen von Zähnen, die gewöhnlich von den inneren Nasenlöchern an nach hinten gegen den Rachen ziehen, und entweder mehr weniger parallel sind, oder aber in ihrer ganzen Erstreckung, oder auch nur teilweise divergieren. Der Hals ist meistens, wenn auch nicht gerade eingeschnürt, so doch ziemlich
Salamandridae. 21
deutlich unterscheidbar, manchmal aber auch allerdings so kurz, daß der Hinterkopf fast unmittelbar an der Wurzel der Vorderbeine anliegt. Sehr oft ist die Unterseite des Kopfes vom Halse durch eine mehr oder weniger deutliche Ouerfalte, die sogenannte Kehl- falte, geschieden. Der im ganzen ziemlich walzenförmige Rumpf ist von oben häufig bald mehr, bald weniger niedergedrückt, seine Seiten oft mit quergestellten Runzeln oder Eindrücken versehen, die sich mitunter auch auf die Unterseite und den Schwanz fort- setzen und eine manchmal ziemlich deutliche Ringelung darstellen. Die ziemlich gleichlangen Beine sind stets in der Vierzahl vorhanden, die vorderen mit vier, die hinteren fast immer mit fünf, nur aus- nahmsweise ebenfalls mit vier Zehen (Salamandrina). Diese sind gewöhnlich frei, nur selten am Grunde durch schwache Interdigital- membranen verbunden (Spelerpes), die hinteren bei den Männchen mitunter zur Paarungszeit mit Hautsäumen oder selbst mit Schwimm- häuten versehen. Der wohl entwickelte, kräftige Schwanz ist ge- wöhnlich ziemlich lang, bald fast drehrund und kegelförmig, häufiger jedoch von den Seiten mehr oder weniger zusammengedrückt und zweischneidig. Die Haut ist im Leben stets weich und fast immer feucht, entweder vollkommen glatt, häufiger jedoch durch feinere oder gröbere Körner chagriniert, nicht selten auch durch mehr oder weniger erhabene, von Drüsenöffnungen durchbohrte Warzen oder Runzeln im hohen Grade rauh und uneben. Derlei Bildungen finden sich namentlich an den Rumpfseiten und in der Ohrgegend, wo sie oft als sehr deutliche Wülste und Anschwellungen erscheinen, die bei manchen Gattungen (Salamandra) schon im Leben sehr aus- gesprochen sind, bei vielen jedoch erst nach längerem Liegen in Weingeist ersichtlich werden, sowie überhaupt die Drüsenbil- dungen durch die vom Alkohol bewirkte Zusammenziehung der Haut nach und nach viel schärfer und deutlicher aus derselben her- vortreten.
Die meisten Salamandrinen sind eierlegend, nur wenige gebären lebendige Junge. Letztere erleiden stets eine, wenn auch oft nur teilweise, Metamorphose, die in seltenen Fällen schon im Mutter- leibe vollendet wird (Salamandra atra). Bei den laichenden Arten, deren Entwicklung bis jetzt bekannt ist, werden die Eier ausnahmslos ins Wasser abgesetzt, was auch für die lebendig geworfenen Jungen gewöhnlich als Regel gilt. Letztere, die bis zum Verlust ihrer Kiemen im Wasser bleiben, haben im ganzen schon so ziemlich die Gestalt der Alten, und besitzen bereits bei ihrer Geburt vier vollkommen entwickelte Beine. Aber auch bei den eierlegenden Arten ist die Verschiedenheit zwischen den Alten und Jungen nicht so groß, wie bei den ungeschwänzten Amphibien, indem auch hier die Larven eine gestreckte, schon ziemlich molchartige Gestalt haben und sehr frühzeitig Beine bekommen, und zwar, wie schon erwähnt, die vorderen stets eher als die hinteren. In allen Fällen jedoch bilden die Augenlider eine einzige, das ganze Auge ringförmig umgebende Falte, und der von der Seite stark ruderförmig zusammengedrückte Schwanz ist oben und unten mit einem häutigen Flossensaum um- geben.
22 Salamandridae.
Diese Familie ist in Europa durch fünf!) Gattungen vertreten, deren Unterscheidung durch nachfolgende Übersicht erleichtert werden mag:
I. Hinterfüße fünfzehig.
2. Gaumen nur mit 2 von vorne nach hinten ziehenden Zahn- reihen °).
3. Schwanz, wenn auch seitlich oft etwas zusammengedrückt, so doch niemals scharf und zweischneidig. Zunge seitlich und hinten mehr oder weniger frei.
4. Zunge vorne angeheftet und außerdem noch in der Mittean einem langen, dünnen Stiele befestigt. Gaumen- zähne nach vorne die inneren Nasenlöcher nicht über- ragend. Parotiden fehlend. Schwanz an der Basis zylindrisch, gegen das Ende zu kompreß, beim er- wachsenen Tiere viel länger als der übrige, sehr schlanke und fast walzenförmige Körper.
4. Gatt. Chioglossa Barb.
4'. Zunge längs der ganzen Mittellinie durch ein Längsband an den Boden der Mundhöhle befestigt. Gaumenzähne nach .vorne zu die inneren Nasenlöcher meist deutlich überragend. Parotiden stark und wulstig vortretend. Schwanz nie länger als der übrige, ziemlich plumpe Körper. . . ... 5. Gatt.. Sala man drasiesrr
3'. Schwanz wenigstens nach hinten zu seitlich stark zu- sammengedrückt und scharf zweischneidig. 3. Gatt.: Tritte mas
2'. Gaumen mit 2 hinter den inneren Nasenlöchern schief vor- beiziehenden Querreihen und außerdem noch mit 2 im hinteren Teile der oberen Mundhöhle stehenden Längsgruppen von Zähnen. Zunge pilzförmig, rund herum frei, in der Mitte auf einem zentralen Stiele angewachsen. Finger und Zehen am Grunde mit derben Spannhäuten. Schwanz drehrund, kürzer als. der: übrige Körper. . .. I: Gatt. .Spelerpes u
I’. Alle 4 Füße vierzehig. Zunge hinten und an den Seiten frei. Gaumenzähne in 2 vorn parallelen, hinten winkelig auseinander- tretenden Längsreihen. Körper schlank; Schwanz dünn, länger als der übrige Körper. . . 2. Gatt. Salamandrina Fitz.
1) Die in der I. Auflage pag. 67 beschriebene Gattung Bradybates Tschudi hat sich als ein junger Triton Waltli herausgestellt.
2) Wenn auch die Gaumenzähne sehr klein und unscheinbar sind, so treten sie doch dadurch, daß sie auf zwei erhabenen Knochenleisten stehen, meist ziemlich deutlich hervor. Sollten sie, was übrigens nur selten der Fall ist, schwer zu sehen sein, so genügt es, das Tier ı bis 2 Stunden im Trocknen liegen zu lassen, wo dann durch Zurücktreten der Weichteile die die Zähne tragenden Knochenleisten bald sehr scharf und deutlich sichtbar werden. Übrigens führt das Betupfen der betreffenden Mundstelle mittelst eines in Ätzkalilösung getauchten Pinsels noch schneller zum Ziele.
Spelerpes. 23
I. Gattung. Spelerpes.
Rafinisque Atlant. Journ. I, pag. 22 (1832). Geotriton Tschudi Classific. d. Batrach. pag. 93 (1839).
Dentium palatinorum series quatuor, duae anteriores trans- verse, duae posteriores per longitudinem dispositae.
Lingua plana, circularis, pedunculo gracili extensili medio tantum affıxa.
Corpus gracile, cauda terete eo breviore.
Cutis glabra.
Der Körper ist ziemlich schlank, mit vollkommen glatter Haut, der Rumpf gestreckt, walzig, nach vorne mäßig verdickt. Die Paro- tiden sind nicht ausgebildet. Die Zunge ist stets mehr oder weniger rundlich, ziemlich flach und am Rande ringsum vollkommen frei, so daß sie eine etwa pilzförmige Scheibe bildet, die in der Mitte ihrer Unterseite auf einem dünnen, im Leben kontraktilen Stiele aufsitzt. Noch bezeichnender ist die Bezahnung, welche allein schon genügt, um diese Gattung von allen anderen Urodelen Europas auf den ersten Blick zu unterscheiden. Während nämlich sonst im Gaumen stets nur zwei von vorn nach rückwärts ziehende Zahnreihen unterschieden werden können, findet man bei Spelerpes vier Gruppen von Zähnen, wovon zwei Reihen in schräger, gewöhnlich schwach bogiger Richtung hinter den inneren Nasenlöchern vorbei gegeneinander ziehen, so daß sie mitsammen einen sehr stumpfen Winkel bilden, dessenSchen- kel sich aber in der Mitte nicht berühren. Außer diesen Zahnreihen (den eigentlichen Gaumenzähnen) finden sich im hinteren Teile des Rachens noch anderweitige Zähne (die Sphenoidalzähne), welche im hinteren Teile der Gaumenmitte auf zwei parallelen, nach rück- wärts schwach erweiterten und durch einen schmalen Zwischenraum getrennten Platten in großer Anzahl gehäuft stehen. Die vorderen Querreihen sind von den hinteren Zahngruppen durch einen großen Zwischenraum getrennt. Die Vorderfüße sind vier-, die hinteren fünfzehig, die Zehen selbst durch Spannhäute miteinander verbunden. Der drehrunde Schwanz ist ziemlich dünn, am Ende scharf zugespitzt, ohne Spur eines Hautsaumes.
Von den zahlreichen Arten dieser Gattung findet sich nur eine einzige im südlichen Europa, woselbst sie unter Steinen und Moos, in faulem Holze und dergleichen namentlich in gebirgigen Gegenden angetroffen wird.
1. Spelerpes fuseus: Supra fuscus, lineis maculisque rubescentibus plus minusve distinctis ; subtus cinereus aut fuliginosus, albo sparsus ; digitis posticis semipalmatis. — Long. 7,9—I0,5 cm.
Geotriton fuscus Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. II, tab. 84, fig. 4 (1832). — Salamandra Genei Schleg. Abbild. neuer od. unvollst. bek. Amphib. pag. 122, tab, 39, fig. 5—7 (1837). — Geotriton Genei Tschudi Classificat. d. Batrach. pag. 94, tab. 5, fig. 3 (1839). — Speler- pes fuscus Strauch Revis. d. Salamandr. pag. 83, 77 (1870).
24 Salamandridae.
Der Körper ist schlank, der fast zylindrische Rumpf bei mageren oder in starkem Alkohol konservierten Stücken mitunter mit mehr oder weniger deutlichen queren Kostalfurchen versehen. Der Kopf ist auffallend groß, in der Augengegend viel breiter als der Rumpf, mit nach hinten schwach verjüngtem, langen Halsteil, seine Länge (von der Schwanzspitze bis zur Kehlfalte gemessen) etwa 2 %mal im Rumpfe enthalten. Die stark vorstehende, am Ende verrundet abgestutzte Schnauze ist kaum länger als der flache Interokularraum der Quere nach mißt, letzterer nach vorn verengt und daselbst etwa so breit wie ein oberes Augenlid. Die Schnauzenkante ist, namentlich bei festländischen Stücken, ziemlich gut sichtbar, die Seiten des Vorder- kopfes fallen schief nach außen und unten ab, daher die Schnauze erweitert erscheint. Die an deren Spitze seitlich stehenden Nasenlöcher sind an Größe nach dem Alter sehr verschieden, und während sie bei ganz jungen Stücken so enorm entwickelt sind, daß ihr Durchmesser
Fig. 3. Spelerpes fuscns Bonap. g Gaumenzähne, s Sphenoidalzähne, kA Hinterfuß von unten.
mitunter sogar den des Interokularraumes übertrifft, nehmen sie mit zunehmendem Alter allmählich an Größe ab und werden schließlich bei erwachsenen Tieren zu ganz kleinen Öffnungen, die voneinander weiter als von dem Vorderwinkel des Auges entfernt sind und höher als der Unterrand des letzteren über der Mundspalte liegen. Vorn und unter denselben zeigen sich namentlich bei jüngeren Tieren 2 dieselben begrenzende hügelige Anschwellungen, die aber im Alter oft undeutlich werden oder auch ganz verschwinden. Die Augen sind groß, stark vorstehend, etwas schief gegeneinander nach vorn ge- richtet, mit unten winklig ausgeschnittener Pupille. Vom Hinter- rande der Augen bis zur Kehlfalte zieht in schwachem Bogen eine deutliche Längsfurche. Oberhalb derselben entspringen, ebenfalls vom Hinterrande des Auges ausgehend, 2 schief nach oben und hinten ziehende, am Hinterkopf verschmelzende Auftreibungen, die am Scheitel einen nach hinten dreieckig zugespitzten vertieften
Spelerpes. 25
Raum einschließen und nach außen ebenfalls von schiefen nach rück- wärts gerichteten Furchen begrenzt sind. Die Mundspalte ist hinter den Augen schwach bogig nach abwärts geschwungen. Oft zeigt sich hinter dem Halse zwischen dem Ansatz der Vorderbeine eine rinnen- artige Vertiefung, die als mehr oder weniger deutliche Mittelfurche manchmal über den ganzen Rücken fortgesetzt ist; desgleichen laufen auch in der Schultergegend 2 mitunter ziemlich weit über die Rückenseiten sichtbare Längsfalten hin. Alle diese Wülste und Falten treten aber gewöhnlich nur bei mehr abgemagerten oder längere Zeit in Alkohol gelegenen Exemplaren hervor, während sie bei leben- den und wohlgenährten Stücken oft kaum oder auch gar nicht zu bemerken sind. Der ziemlich dicke Schwanz ist etwas kürzer als der übrige Körper, vollkommen drehrund, gegen sein zugespitztes Ende nur sehr allmählich verjüngt und unten mit einer mehr oder weniger deutlichen, stumpfen Kante versehen, die namentlich gegen die Spitze zu und im männlichen Geschlecht besser hervortritt; auch ist bei letzterem die Schwanzwurzel deutlich verdickt. Die sehr lang ge- spaltene Kloake, die etwa ein Siebentel der ganzen Schwanzlänge einnimmt, ist weit nach hinten gelegen und stellt einen schmalen, von straffen Rändern begrenzten Schlitz dar, der beim Männchen viel weiter von der Schwanzbasis entfernt ist als beim Weibchen. Die Beine sind schlank und dünn, die hinteren nicht viel stärker. als die , vorderen; die Hand- und Fußflächen auffallend groß und vollkommen glatt. Die Finger und Zehen sind kurz, dick und abgeplattet, in ihrer ganzen Länge ziemlich gleichbreit, am Ende abgestutzt, erstere nur am Grunde, letztere bis zur Hälfte mit derben Spannhäuten verbunden auch zeigen Finger und Zehen unterseits an der Spitze knopf- oder tellerförmige Anschwellungen. An den Händen ist der dritte Finger der längste, an den Füßen sind die dritte und vierte, sowie die zweite und fünfte Zehe ziemlich gleich lang.
Die Grundfarbe der Oberseite kann im Leben von gelblich, durch braun, bis nahezu ins schwärzliche in verschiedenster Weise abändern; nicht selten zeigt dieselbe, namentlich bei dunkleren Stücken, einen mehr oder weniger ausgesprochenen Anflug von lila. Diese Grund- farbe wird jedoch fast immer durch zahlreiche, bei dunklen Stücken grauliche, gelbliche oder selbst rötliche, bei hellen Exemplaren aber bräunliche oder schwärzliche Flecken von sehr abwechselnder Form und Größe so stark zurückgedrängt, daß sie als solche oft gar nicht mehr zu erkennen ist und das Tier dann durch das dichte Gemisch hellerer und dunklerer Makeln im ganzen ein etwa schmutzig ocker- gelbes Kolorit zeigt. Da namentlich die lichteren Flecken gegen den Schwanz zu gerne und immer häufiger zusammenfließen, so erscheint letzterer meist vorwiegend hell gefärbt. Desgleichen bilden die dunklen Flecken mitunter im Nacken eine bald mehr, bald weniger deutliche V-förmige Zeichnung und zeigen überdies noch oft die Tendenz am Rücken zu 3 unregelmäßigen Längsreihen oder, besonders bei sehr großen Stücken, auch zu unvollständigen Querbinden zusammen- zutreten. Außerdem zeigt die Oberseite in der Regel noch eine Art von Puderung oder Bestäubung, die aus zahlreichen kleinen, bronze- glänzenden Metallflimmerchen besteht, welche nicht selten zu kleineren
26 Salamandridae.
oder größeren Flecken und Bändern zusammentreten und nament- lich auf Kopf und Schwanz die Grundfarbe oft nahezu verdrängen. Die Rumpfseiten sind öfters mit zerstreuten, weißlichen, gegen den Bauch zu häufigeren und zu unregelmäßigen Sprenkeln und Linien verfließenden Punkten besetzt; desgleichen finden sich auch manch- mal an der Seitenlinie des Körpers mehr oder weniger unregelmäßig strichartige, aus weißlichen Schüppchen gebildete Flecken, die sich oft der Länge nach vereinen und meist auf die Hinterschenkel und den Schwanz fortsetzen. Die Beine sind gewöhnlich heller, sonst aber wie der übrige Körper gezeichnet. Die stets lichtere Unterseite ist gelblich oder bräunlich, mit weißlichem oder lilafarbigem Anfluge und hellerer Kehle, nur ausnahmsweise einfarbig, meist aber mit sternartigen silbergrauen Flecken, die besonders am Unterkopfe häufig sind und mitunter schnörkelartig zusammenfließen. In man- chen Fällen läßt der Bauch noch eine allerdings nur schwach hervor- tretende, dunkle Marmorierung erkennen. Die Pupille ist nach oben zu goldig.
Die oben erwähnte metallische Bepuderung ist übrigens schon im Leben und selbst bei einem und demselben Individuum sehr wechselnd und veränderlich und verschwindet im Tode und bei kon- servierten Exemplaren wohl immer; bezüglich der beidenGeschlechter scheint in der Färbung und Zeichnung kein Unterschied zu bestehen. Im Alkohol nehmen die gelben Flecken oft eine rötliche Farbe an. Das Tier ist durch den Mangel der Lungen merkwürdig und wird bei demselben die Lungenatmung durch die Schlund-( Bocco-pharingeal-) Atmung ersetzt; die Hautatmung scheint von keiner Bedeutung zu sein.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt etwa Io cm.
Die Jungen sind im ganzen von den Alten in der Färbung nicht sehr verschieden, nur daß namentlich die Körperseiten gewöhnlich mehr dunkel sind, während der in der Regel gelbliche oder mit 2 derlei Längsbinden versehene Rücken meist mit zahlreichen, oft in mehr oder weniger regelmäßigen Längsreihen stehenden schwarzen Punkten besetzt und die metallische Bestäubung minder ausgebildet ist. Bei ganz kleinen Stücken sind die Oberarme ganz, die Oberschenkel namentlich rückwärts hellgelblich und die am Rücken mehr zer- streuten dunklen Sprenkel auf der Oberseite des Schwanzes meist so gehäuft, daß er öfters ganz bräunlich mit schwachem Metallglanz erscheint. Die Unterseite ist dunkel kaffeebraun mit weißlicher Puderung, die an der Kehle am dichtesten, am Schwanz hingegen am sparsamsten und endlich verschwindend ist.
Bei Individuen, die etwa ein Drittel ihrer Größe erreicht haben, . zeigen die Rückenseiten oft eine Anzahl größerer oder kleinerer, aus schüppchenartigen Atomen bestehender unregelmäßiger gelblicher oder ziegelroter Makeln, die mitunter auch zu Längsreihen verfließen. Desgleichen zeigen sich manchmal auf der helleren, gelb und schwarz gesprenkelten Oberseite schwarze Punkte oder Fleckenreihen, von denen namentlich 2 seitlich vom Hinterrande der Augen ausgehen, gegen den Nacken zu oft bis zur Berührung konvergieren, und dann von da aus schwach bogig divergierend über den Rücken bis zur
Spelerpes. 27
Schwanzwurzel hinziehen, während eine dritte, aber meist weniger scharfe, zwischen diesen über die Vertebralgegend verläuft. Der Schwanz ist oberseits gewöhnlich rötlichgelb mit dunkelbrauner Be- stäubung, der Oberarm rötlichgelb, die Hinterbeine dunkelbraun. Nach neueren Beobachtungen!) ist Spelerpes lebendig gebärend; die Jungen werden im Frühjahr oder auch im Sommer am Lande
abgesetzt und machen — von der allmählichen Rückbildung der auffallend großen Nasenlöcher abgesehen — keinerlei Verwandlung durch.
Die Verbreitung dieser Art ist eine ziemlich beschränkte. Der westlichste Punkt, wo dieselbe vorkommt, ist der südöstlichste Winkel Frankreichs, wo sie in den See-Alpen in der Umgegend von Nizza und Mentone zuerst auftritt. Von hier aus verbreitet sich unser Tier nach Piemont, hier besonders in den Tälern des oberen Po und seiner Nebenflüsse Stura und Tanaro hausend. Weiter von hier nach Li- gurien ziehend, ist die Art daselbst namentlich um Genua und Spezzia sehr häufig; dann dem Verlaufe der durch die Provinzen Massa, Carrara und Lucca streichenden apuanischen Alpen folgend geht Spelerpes durch Etrurien und das obere Toskana bis in die Marken hinein, woselbst er noch in den askolanischen Bergen vorkommt.
Der Wohnbezirk des Höhlenmolches erstreckt sich sonach von den See-Alpen und den Küsten des Mittelmeeres längs des ganzen Meerbusens von Genua in südöstlicher Richtung durch den Apennin quer über Italien bis zur Adria. — Außerdem kommt Spelerpes noch in Sardinien vor, wo er besonders um Inglesias, Nurri, Barbagıa, Sassari und Luras angetroffen wird. Die Angabe Scarpas, daß das Tier auch bei Udine in Friaul vorkommt, dürfte wohl auf einen Be- stimmungsfehler oder auf ein verschlepptes Stück zurückzuführen sein.
Die in Rede stehende Art bewohnt ausschließlich das Gebirge, wenn sie in demselben manchmal auch ziemlich tief, mitunter selbst bis zum Meeresstrande herabgeht. Hier hält sie sich am liebsten an steinigen, feuchten und bemoosten Orten, wie die Salamander in dunklen Verstecken: hohlen Bäumen, Felsritzen, unter Rinden, Steinen und ähnlichen Schlupfwinkeln auf, die sie bei Tage nur ausnahmsweise und bei Regenwetter, sonst aber nur des Nachts verläßt, um ihrer hauptsächlich aus kleinen Gliedertieren bestehenden Nahrung nachzugehen. Mit Vorliebe hält sich das Tier auch in Höhlen auf und viele scheinen letztere ihr ganzes Leben lang überhaupt nicht zu verlassen. Hier, sowie in den Gesteinsritzen, findet man sie gewöhnlich an den Wänden der Kalkfelsen kleben, im Wasser werden dieselben niemals angetroffen. Im Freien begegnet man ihnen nur im Frühjahr und im Herbste, während man sie in Höhlen zu jeder Jahreszeit finden kann. Es sind äußerst langsame und unbeholfene Tiere, die ihre Beute nur mittelst ihrer fast auf Körper- länge herausschnellbaren Zunge, ähnlich wie das Chamaeleon, erlangen können. Die Bewegungen dieser Zunge, welche klebrig, von milch- weißer Farbe und wie bei den Schlangen mit ihrem Stiele in eine Scheide zurückziehbar ist, sind aber viel schneller, als bei dem ob-
I) Berg, Der Erdtriton im Aquarium. Zoolog. Gart. 1893. pag. 367.
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genannten Reptile, so daß das herausgeschleuderte Organ nur momen- tan als heller Schein bemerkt werden kann.
In der Gefangenschaft bedürfen die Spelerpes einer sorgsamen Pflege und muß namentlich auf Abhaltung größerer Wärme, stärkeren Lichtes, besonders aber der direkten Sonnenstrahlen, sowie auf beständig feuchte Atmosphäre in ihren Behältern Bedacht genommen werden; doch ist hierbei auch auf hinreichenden Luftzutritt zu achten, da sich sonst leicht Schimmelbildungen entwickeln, die den Tieren fast immer verderblich werden. Es sind deshalb auch Einmach- gläser zur Haltung nicht zu empfehlen, da selbe, wenn unbedeckt, im Innern bald austrocknen, wenn aber zugedeckt, wegen mangelnder Ventilation leicht Schimmel aufkommen lassen. Am besten ist Spelerpes auf einer Unterlage sandfreier Gartenerde, die zum eventuellen Verkriechen mit hohlliegenden Steinen und Rinden- stücken sowie mit Moosdecken belegt, und öfters mit einer feinen Brause bespritzt wird, zu halten. Scharfkantige Steine und ander- weitige schneidige und spitze Gegenstände sind tunlichst zu ver- meiden, da sichkdie äußerst zarthäutigen Tiere daran leicht verletzen und dann eingehen können. Aus demselben Grunde ist auch das Hineingeben zu vieler Futtertiere auf einmal zu unterlassen, weil diese, wenn nicht gleich gefressen, auf den Molchen herumkriechen und sie hierdurch ebenfalls verletzen können; deshalb ist es auch am besten die Tiere nur für sich, und nicht mit anderen Amphibien in demselben Terrarium vereint, zu halten. Obwohl sie im Freien niemals im Wasser gefunden werden, so ist doch ein Wasserbecken hineinzugeben, da sie namentlich vor der Häutung oft gerne längere Zeit in demselben verweilen. Damit die des Schwimmens unkundigen und sehr unbeholfenen Tiere aber nicht ertrinken, darf dieses Gefäß nur ganz seicht sein und durch hineingelegte Steine, Muschelschalen und dergleichen Gelegenheit zum leichten Herauskriechen geben. Im Terrarium halten sie sich übrigens am liebsten an den Glasflächen auf, an denen sie, mit weit ausgespreizten Beinen und der ganzen Unterseite fest angeklebt, namentlich tagsüber, meist unbeweglich sitzen. Ähnlich wie bei den Laubfröschen scheinen die auf der Unter- seite der Zehenspitzen befindlichen Erweiterungen als Haftscheiben zu wirken und der auch. mit der ganzen Fläche aufliegende Bauch das Festhalten zu erleichtern.
Um den Käfig im Hochsommer vor übermäßiger Wärme zu schützen, ist derselbe zu dieser Zeit mit feuchten Tüchern zu umhüllen und womöglich auch ein stärkerer Luftzug herzustellen, denn bei der Temperatur von 20° C gehen die Tiere meistens schon ein. Im Winter ist selbstverständlich das Bedürfnis nach Lüftung und An- feuchtung ein weit geringeres und kann auf ein Minimum reduziert werden; doch darf man auch während der warmen Jahreszeit in dieser Richtung des Guten nicht zu viel tun, da namentlich ein über- mäßiger Grad von Feuchtigkeit ebenfalls verderblich werden kann. Sehr empfehlenswert ist es im Sommer das ganze Terrarium einfach in einen Keller zu stellen, wo sich die Molche bei der daselbst herr- schenden Dunkelheit, Feuchtigkeit und niedrigeren Temperatur in ihrer natürlichen Lebensweise sehr entsprechenden Verhältnissen
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befinden und am leichtesten und ohne viele Mühe über die heiße Zeit hinweggebracht werden können. Ja der Umstand, daß mit- unter in Kellern zufällig entkommene Spelerpes oft nach langer Zeit in voller Körperfülle und bestem Wohlsein wieder aufgefunden werden, beweist, daß sich die Tiere hier nahezu wie zu Hause fühlen und es ihnen auch an entsprechender Nahrung nicht mangelt, so daß man fast dem Freihalten derselben in Kellern das Wort reden könnte, wenn nicht hierdurch die für den Forscher so wichtige und interessante Beobachtung bedeutend erschwert würde, obwohl man bei einer größeren Zahl von Gefangenen immerhin in der Lage sein wird, ein- zelne in ihrem Tun und Lassen ab und zu, namentlich zur Nachtzeit, zu belauschen und zu überraschen.
Wenn viele Tiere beisammen sind, so liegen sie im Winter oder auch wenn es anfängt in ihrem Behälter trocken zu werden, gerne in Menge zu Klumpen geballt ineinander verschlungen.
Als Futter sind für die Höhlenmolche, die wegen ihrer Stumpf- sinnigkeit weder scheu noch zutraulich genannt werden können, alle möglichen weichen Gliedertiere und deren Larven, natürlich von entsprechender Größe zu verwenden. Am liebsten werden Spinnen und Fliegen genommen, welch letztere namentlich leicht zu beschaffen sind und von den Gefangenen mittelst ihrer Zunge mit großer Sicher- heit und Geschicklichkeit herabgeklatscht werden. Ameisen sind absolut zu vermeiden, da selbe wohl genommen werden, aber dem fressenden Tiere, wahrscheinlich infolge der abgesonderten Ameisen- säure, fast sofort den Tod bringen; Regenwürmer werden nur ungerne verzehrt.
Werden die hier gegebenen Vorschriften genau berücksichtigt, so hält Spelerpes die Gefangenschaft jahrelang aus; beim Bezug der Tiere hat man selbe womöglich im Frühjahre oder Herbste zu verlangen, da sie sonst in der wärmeren Jahreszeit unterwegs leicht zugrunde gehen.
2. Gattung. Salamandrina. Fitzinger neue Classificat. d. Reptil. pag. 4I, 2 (1826). Seiranota Barnes Sillim. Amer. Journ. of scienc. and art. XI, pag. 278 (1826). Dentium palatinorum series antice parallelae, postice valde divergentes. Lingua magna, antice angustata, apice affıxa,. posterius late- ribusque libera. Palmae plantaeque tetradactylae. Parotides indistinctae. Cutis dense et subtiliter granosa.
Der Körper ist schlank, ziemlich gerundet, am Rücken etwas flach gedrückt, mit längs der Mittellinie desselben bis zum Schwanz- ende durch die Hautdecken deutlich vortretender Wirbelsäule. Der Kopf ist platt, mit sehr kurzer, zugerundeter Schnauze, in der Augen- gegend am breitesten, von da nach hinten zwar allmählich, aber sehr deutlich halsförmig verengt, die Parotiden selbst nach langem Liegen
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in Weingeist kaum sichtbar. Die ziemlich großen Nasenlöcher sind rund, weit nach vorn gegen die Schnauzenspitze inmitten eines er- habenen, glatten, ringförmigen Wulstes gelegen; die dazwischen- liegende Schnauzenspitze ist schmal, etwas vorstehend, seitlich von den Ringwülsten der Nasenlöcher durch eine Längsfurche getrennt. Die Augen sind groß und vorstehend, der zwischen ihnen liegende Teil des Kopfes dadurch mehr oder weniger vertieft erscheinend. Die Schnauzenkante ist, obwohl stumpf, doch sehr deutlich, die Seiten des Kopfes sind, namentlich in der Zügelgegend, fast senk- recht abfallend. Die Zunge ist groß und flach, nach vorn merklich verschmälert, im allgemeinen von etwa eiförmiger oder selbst herz- förmiger Gestalt; ihre Spitze ist stets vollkommen abgerundet, ihr hinterer Teil erscheint jedoch bald bogig, bald gerade abgestutzt und dabei durch seitliches Vortreten oft nahezu viereckig; sie ist durch ein von vorn bis zur Mitte reichendes Längsband an den Boden der Mundhöhle befestigt, daher an den Seiten und auch rückwärts in ziemlicher Ausdehnung frei. Die Gaumenzähne bilden zwei vorn parallele, hinten aber stark auseinandertretende Reihen, welche in ihrer Gesamtheit etwa die Form eines umgekehrten Y (A) darstellen und nach vorn zu die inneren Nasenlöcher nicht überragen. Die Beine sind schwach, seitlich etwas zusammengedrückt, die Füße vorn und hinten mit vier ziemlich kurzen, deutlich abgeplatteten Zehen. Der Schwanz ist stets länger als der Körper, dünn und viel niedriger als der Rumpf, von den Seiten anfangs nur sehr wenig, nach hinten aber mehr zusammengedrückt, unten mit einer vom After bis zur Spitze ziehenden glatten Hautleiste. Der ganze Körper ist oben und unten mit ziemlich dicht stehenden Körnchen besetzt, deren jedes einer kleinen Hautdrüse entspricht, die nur an den Sohlen fehlen, und zwischen den Augen sehr zerstreut stehen.
Die einzige Art dieser Gattung lebt im südlichen Europa an feuchten Orten, namentlich in der Nähe von Brunnen, Quellen und dergleichen in ähnlicher Weise, wie unser gemeiner Salamander. — Über Fortpflanzung und Entwicklung ist noch nichts bekannt.
1. Salamandrina perspieillata: Supra nigra, opaca, verticis hitura rufescenti; abdomine albido aut miniaceo, nigro-maculato; pedibus caudaque infra ruberrimis. — Long. 7.9—IO0.5 cm.
Salamandra terdigitata Bonnat. Tabl. encyclop. method. Erpetol. pag. 64, tab. 12, fig. 2 (1789). — Salamandra ttridactyla Daud. hist. nat. d. reptil. VIII, pag. 261 (1803). —Molgetridactylus Merr. Syst. amphib. pag. 188, ıı (1820). — Salamandra perspi- cillata Savi Mem. Bibl. ital. XXII, pag. 228 (1823). — Salaman- drina perspicillata Fiting. neue Classificat. d. Reptil. pag. 66 (1820). — Seiranota condylura Barn. Sillim. Amer. Journ. of science. and art. XI, pag. 278 (1826). — Seiranota perspicillata Bonap. Amph. europ. pag. 66, 83 (1839).
var. a) Supra saltem postice verrucis rubescentibus, in maculas plus minusve confluentibus adspersa. var. b) Subtus, capite excepto, yubra, fere concolor.
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var. c) Subtus pedibus caudaque rubris, abdomine albo vel griseo favescente saepius nigro-maculato.
var. d) Ut b, sed abdomine ad latera albo-nigroque variegato.
var. e) Corpore toto rubro (Lucca).
var. f) Corpore toto flavescente.
Der Kopf ist mittelgroß, etwas länger als breit, bei jungen Tieren etwa 21%, bei älteren 3—31%, mal im Rumpfe enthalten, die auffallend kurze Schnauze nach vorne schnell verengt, an ihrem verrundeten Ende in der Mittellinie mit einer vorspringenden Kante und zwei danebenliegenden grübchenartigen Vertiefungen versehen. Der Ober- kiefer steht kaum vor, die bei jungen etwas größeren Nasenlöcher sind voneinander etwa ebenso weit wie vom Vorderrande der Augen, vom Oberlippenrande jedoch weiter als letztere entfernt, diese etwas schief gegeneinander gerichtet. Der Interokularraum ist breiter als das obere Augenlid und als der Abstand des Auges vom Nasenloch.
Fig. 4. Salamandrina perspicillata Savi,
Der Mund ist bis weit hinter die Augen gespalten, Lippensäume sind keine vorhanden, die Kehlfalte fehlt. Die ziemlich dicke Zunge ist nahezu doppelt so lang als breit und nimmt die Hälfte des Mund- höhlenbodens ein. Der nur selten schwach bauchig verdickte, beim Weibchen meist etwas längere Rumpf zeigt eine deutliche Seiten- kante, welche dadurch zustande kommt, daß die durch die Haut deutlich sichtbaren Rippen mit ihren Enden die Körperdecke beim Übergange vom Rücken zu den Seiten in Form einer Reihe hinter- einander liegender Höcker auftreiben, die dann jederseits eine den Rücken von den Seiten sondernde Längskante bilden. Die verhältnis- mäßig langen, mehr tritonenartigen Beine sind schlank und schwach, die hinteren wenig stärker als die vorderen, an allen die Innenzehe die kürzeste, die dritte die längste. Schwimmhäute und Interdigital- membranen fehlen. Die Handflächen und Fußballen sind mit je zwei wenig hervortretenden Höckern, einem sehr kleinen (manchmal auch fehlenden) an der Basis der ersten und einem größeren, deut- licheren unter der vierten Zehe versehen. Der beim Männchen etwas längere Schwanz ist pfriemenförmig, nach hinten sehr all- mählich verjüngt und in eine dünne Spitze ausgezogen, oben mit einer stumpfen Mittelkante. Die Kloake ist beim Weibchen von flachen, beim Männchen von etwas wulstigen Lippen begrenzt; die Haut ist derb, matt und trocken.
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Die Färbung der Oberseite ist im allgemeinen ein mattes Schwarz, welches aber namentlich an den hervorragenden Körperteilen einen mehr oder weniger deutlichen, rotbraunen Grundton durchscheinen läßt. Dies tritt besonders an dem hinteren Teile des Rumpfes hervor, der überdies nicht selten noch mit rötlichweißen oder rötlichbraunen Wärzchen besetzt ist, die mitunter so zahlreich auftreten, daß sie durch Zusammenfließen oft mehr oder weniger dicht gedrängte, manchmal bis ins Rosenrote gesteigerte Flecken bilden. In Aus- nahmsfällen finden sich sogar ganz einfarbige, oben und unten gleich- mäßig gelblich oder rot gefärbte Stücke. Der Kopf zeigt hinten fast immer einen bald größeren bald kleineren rotgelben Fleck, dessen Form und Ausbildung übrigens nicht sehr beständig ist. Bei typischen Exemplaren zeigt derselbe die Gestalt eines Hufeisens oder eines nach vorne zu offenen, gleichschenkligen Dreiecks, dessen Konvexität oder Spitze nach hinten gerichtet erscheint, während die gegen die Augen gerichteten Schenkel an ihren Enden gewöhn- lich mehr oder weniger verdickt sind und auf diese Weise eine Art brillenförmiger Zeichnung darstellen. Nicht selten kommt es jedoch vor, daß diese Brillenflecken durch teilweises oder selbst gänzliches Zusammenfließen nur einen einzigen, stumpf dreieckigen Flecken bilden, während in anderen Fällen wieder die ganze Zeichnung auf einen kleinen, am Hinterhaupte stehenden Bogen oder Halbmond oder auf einen die Augenlider deckenden Flecken reduziert erscheint. Dieser Fall kommt namentlich bei ganz jungen oder sehr alten Stücken vor, ja manchmal fehlt die Kopfzeichnung ganz oder ist nur durch einige verwischte und undeutliche Konturen schwach angedeutet; gewöhnlich ist sie aber auch auf das obere Augenlid und auf die Schnauzenkante fortgesetzt. Unmittelbar vor der Häutung sehr trübe und oft kaum zu bemerken, erscheint dann die Zeichnung nach dem Hautwechsel in weißlicher Farbe, die sich später ins Gelb- liche, Fleischfarbene, Rötliche oder Bräunliche umsetzt. Mitunter zeigen auch andere Partien des Kopfes und der Schultergegend der- artige unregelmäßige Makeln und ist besonders die Schnauze häufig durch gelbliche und bräunliche Flecken gemarmelt. Bei ganz jungen, eben verwandelten Tieren bemerkt man an dem hellen Kopfflecken oft eine schwarze Einfassung, die übrigens auch bei erwachsenen nach längerem Liegen in Weingeist hervortritt. Desgleichen weist auch der Hals sehr häufig jederseits eine helle Schrägbinde auf sowie ebenfalls die im Früheren erwähnte Seitenlinie meist eine Reihe rötlicher Warzen oder Makeln, die auch auf den Schwanz fort- setzen. Die Pupille ist schwarz mit stellenweise eingestreuter Goldpuderung. Die Kehle ist schwarz, nach vorne gegen den Kinn- winkel zu stets mit ziemlich großen, weißlichen Flecken, welche durch Vermehrung und Erweiterung oft zusammenfließen und häufig die Vorderhälfte, manchmal auch einen größeren Teil der Kehle vor- herrschend oder ganz hell färben. Der vor der Häutung schmutzig grauliche oder gelbliche Unterleib wird nach derselben schön weiß oder hochrot und zeigt besonders an den Seiten bald größere, bald kleinere, bald voneinander getrennte, bald wieder zusammenfließende schwarze Flecken, die mitunter aber auch ganz fehlen können. Das
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Schwarz der Oberseite erstreckt sich an der Schwanzwurzel in Form eines dreieckigen Fleckens fast immer mehr oder weniger, oft bis zum wechselseitigen Zusammenfließen gegen die Kloake nach ab- wärts. Letztere, sowie die Unterseite der Beine und des Schwanzes sind im Leben schön feuerrot — im Weingeist schwefelgelb oder weißlich —, welche Farbe sich, obwohl meist minder lebhaft, auch auf die Oberseite der Zehen erstreckt. In manchen Fällen zieht sich das Rot der Unterseite an den betreffenden Körperteilen auch mehr oder weniger auf die Oberseite hinauf, so daß der Schwanz namentlich an den Seiten und besonders in seiner hinteren Hälfte, oft auch oben teilweise oder fast ganz rot erscheint, und nur in der Mitte von einer nach hinten schmäler werdenden Längsbinde, häufig nur an der Wurzel, durchzogen wird; dasselbe ist dann gewöhnlich auch mit den Beinen der Fall, so daß die Grundfarbe an denselben oft nur in Gestalt kleiner Flecken zurückbleibt oder auch ganz ver- schwindet; an letzteren, sowie an den Schwanzseiten sind überdies noch öfters mehr oder weniger weißliche Körner oder Wärzchen zu bemerken. — In seltenen Fällen nımmt die helle Färbung so über- hand, daß das ganze Tier mehr oder weniger, ausnahmsweise sogar ganz gelb oder rot wird.
Die Jungen sind von den Alten kaum verschieden, nur sind sie oben gewöhnlich mehr ins Rostbraune geneigt und ist der Schwanz, da auf demselben die schwarzen Warzen immer seltener werden, viel heller und gegen die Spitze fast immer ganz rot; der Bauch ist entweder ganz schmutzig weiß oder wenigstens viel blasser rot als bei Erwachsenen. |
Die Länge des ausgewachsenen Tieres beträgt gewöhnlich 7 bis 8 cm, die Weibchen sind in der Regel größer und kräftiger als die Männchen.
Die Vermehrung der Salamandrina geschieht durch Eier; über die dem Laichen wahrscheinlich vorangehende Begattung sowie über die Samenablage ist noch nichts bekannt. Zur Zeit der Eier- ablage, die von Anfang März bis Ende April stattfindet, verlassen die Weibchen ihre Schlupfwinkel und begeben sich ins Wasser, um dort die für das Laichen geeigneten Plätze aufzusuchen. Als solche werden mit Vorliebe mehr langsam fließende Bäche mit vor zu starker Strömung geschützten Becken und Tümpeln gewählt, in denen man sie dann zu der Zeit häufig am Grunde des Wassers antrifft, woselbst sie behufs Ablage der Eier meist mehrere Stunden lang verweilen. Die etwa hirsekorngroßen, halb weißlich und halb gelblich gefärbten Eier werden in der Regel einzeln in langen Zwischenräumen gelegt und bleiben durch ihre Gallerthülle an Steinen, Pflanzen und anderen am Grunde des Wassers liegenden Gegenständen kleben. Auch wird der Laich besonders gerne an solchen Stellen abgesetzt, wo er durch allfällig eintretendes Hochwasser nicht so leicht weggeführt werden kann, daher namentlich unter hohl liegende Steine. Das Austreten jedes Eies wird von dem hierbei gewöhnlich an Steine angeklammerten Weibchen mit heftigen Krümmungen des Körpers und lebhaften Schwingungen des Schwanzes begleitet. Bleibt das Weibchen wäh- rend des Laichens längere Zeit an derselben Stelle sitzen, so kleben
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wohl auch mehrere Eier zusammen und geben dann zur Bildung von schnur- oder klumpenförmigen Laichmassen Veranlassung. Das Auskriechen der Jungen erfolgt etwa nach 20—22 Tagen.
Die durch den Besitz von nur 4 Zehen leicht kenntlichen Larven sind sonst denen der Tritonen sehr ähnlich. Sie sind frisch ausge- krochen etwa 7 mm lang, gelblich oder licht bräunlich und mit schwärz- lichen Flecken gesprenkelt oder genetzt. Die Kiemen sind gelblich, die Beine goldglänzend, das Kloakenrohr milchweiß; die fast bis zum Nacken reichende Rückenflosse ıst sehr hoch, am mehr als körperlangen Schwanz wenigstens oben höher als die betreffende Muskelpartie. Bei fortschreitendem Wachstum werden sie durch Zurücktreten der dunklen Sprenkelung allmählich immer heller, während die Seiten einen lebhaften Goldglanz annehmen.
Salamandrina ist wie die vorhergehende Gattung durch den Mangel der Lungen ausgezeichnet, die nur andeutungsweise vorhanden sind.
Diese zierliche Art gehört ausschließlich der Fauna Italiens an und kommt daselbst an den dem Mittelmeere zugekehrten West- abhängen des Apennin von Ligurien an bis zu dessen südlichsten Ausläufen in Calabrien vor; am häufigsten scheint sie um Genua in den nach der See hin geöffneten Tälern zu sein, unter denen nament- lich die Valle di San Barnaba als ergiebiger Fundort bekannt ist. — Die irrtümliche Ansicht, daß das Tier auch in Sardinien vorkommt, dürfte dadurch entstanden sein, daß ältere Autoren mit der Angabe Sardinien nicht die ‚Insel‘, sondern das einstige ‚Königreich Sar- dinien‘‘ gemeint hatten. !
Salamandrina ist ein Gebirgstier, das namentlich an den unteren Abhängen der Berge sowie in Talschluchten, wo es häufiger auf mehr ruhige Wasserläufe stößt, seinen Aufenthalt nimmt. In der Nähe von Bächen und den davon gebildeten Becken und Tümpeln ist das- selbe besonders unter den ausgewaschenen, von überhängenden Pflanzen bedeckten Uferrändern zu finden, woselbst es, meist ın Mehrzahl zu ganzen Knäueln verschlungen, vorzugsweise im Früh- jahre häufig angetroffen wird. Im Wasser sieht man das Tier nur zur Laichzeit, und auch da, wie es scheint, nur im weiblichen Ge- schlechte; stets wird nur fließendes, niemals stehendes Wasser auf- gesucht. Im Freien werden die Salamandrinen nur im Frühlinge und Herbste angetroffen, wo sie hauptsächlich abends oder zur Regenzeit langsam herumkriechend gesehen werden. Sonst und auch des Tages über halten sie sich, außer den schon genannten Örtlichkeiten noch unter Moos, größeren Steinen, in von Pflanzen überwucherten Felsspalten, unter Baumwurzeln und faulem Holz, in hohlen Stämmen, unter abgefallenem Laube u. dergl. verkrochen, in welchen Verstecken sie auch den Winter und die heiße Sommerzeit zubringen. In dieser Periode verfällt das Tier in einen lethargischen Zustand, der viel intensiver ıst, als im Winter, denn während im letzteren aufgefundene meist ziemlich lebhaft und munter sind, zeigen sich die während der heißen Jahreszeit aus ihrer Verborgenheit aufgestöberten Individuen vollkommen apathisch und unbeweglich und in einen vollständigen festen Sommerschlaf versunken. Diese Erscheinung hängt wohl mit der zu dieser Periode in dem baumlosen
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und kahlen Apennin herrschenden großen Dürre und Trockenheit zusammen, infolge deren dann bei Tieren, denen Kühle, Schatten und Feuchtigkeit unentbehrliche Existenzbedingungen sind, die Lebenstätigkeit auf das Minimum herabgesetzt wird. Übrigens scheinen auf den ersten Blick oft auch außer der Sommerzeit erbeutete Stücke zu schlafen, da das Tier die Gewohnheit hat, wenn es entdeckt und ergriffen wird, sich tot zu stellen. Nicht selten wird Salamandrına sogar in Gärten angetroffen, wo sie an der Nordseite der dieselben einschließenden Mauern in der lockeren Erde unter Moos und Genist oft zu Dutzenden beisammen gefunden wird. Beim Aufnehmen versucht es das Tier manchmal, in ähnlicher Weise wie die Anuren, sich durch Ausspritzen seines Harnes zu verteidigen. Das von der Haut ausgeschiedene Sekret ist, abweichend von den anderen Am- phibien, nicht milchig, sondern farblos und wird hiedurch der ganze Körper wie mit einer Art Hauch oder Reif überzogen, der mehr eine ölartige Beschaffenheit zu haben scheint, da das hiervon bedeckte Tier im Wasser vollkommen trocken bleibt. Die giftige Eigenschaft dieser Ausscheidung ist daraus zu ersehen, daß beim Liegen einer toten Salamandrina in einem nicht zu großen Wassergefäß die dasselbe bewohnenden kleineren Tritonen u. dergl. in kurzer Zeit absterben. Die Nahrung besteht aus kleinen Gliedertieren, die mit der rasch hervorgestreckten, klebrigen Zunge erhascht, dem Munde zugeführt werden; das Schlingen selbst geht mit großer Anstrengung vor sich.
Obwohl frische Exemplare ziemlich zählebig sind und Quälereien oder selbst schweren Verletzungen nicht so leicht unterliegen, ist Salamandrina in der Gefangenschaft doch sehr heiklich und hält nur bei sorgfältiger Pflege aus. Namentlich während der Häutung gehen die zarten Tiere leicht ein und sind auch einige Zeit nach der- selben noch sehr empfindlich; schon ein bloßes Halten in der Hand kann in wenigen Minuten tödlich wirken. Salamandrina darf nicht zu feucht und nicht zu trocken, nicht zu kalt und nicht zu warm, nicht zu hell und nicht zu dunkel gehalten werden und ist es daher begreiflich, daß es nicht immer so leicht ist, bezüglich der genannten Verhältnisse stets das richtige Maß zu treffen. Auch gehen frisch eingesetzte Tiere oft ziemlich schwer, mitunter auch gar nicht ans Fressen heran und hungern sich dann selbstverständlich bald zutode. Am besten sind sie in ganz niedrigen Terrarien zu halten, da sie in solchen das ihnen hineingegebene Futter am leichtesten zu erhaschen vermögen: Die Nahrung kann hier vorzugsweise aus ihrer Flügel beraubten Stubenfliegen, sowie aus kleinen, frisch gehäuteten Mehl- würmern und anderen Insekten von entsprechender Größe und deren Larven bestehen ; auch Spinnen und Ameisen werden gerne genommen. Desgleichen ist eine Abwechslung in der Nahrung zu empfehlen, da bei zu großer Einförmigkeit derselben das Fressen nicht selten ein- gestellt wird. Im Terrarium liegen sie bei Tage gewöhnlich gesellig ineinander verschlungen in ihren Verstecken, aus denen sie behufs Aufsuchung ihrer Nahrung meist erst in der Dämmerung hervor- kommen. Die übrigens langweiligen und stumpfsinnigen Tiere igno- rieren ihren Pfleger vollkommen, können aber, einmal eingewöhnt, bei entsprechender Pflege jahrelang erhalten werden.
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3. Gattung. Triton!).
Laurenti Synops. reptil. pag. 37, VI (1768). Molge Merrem Syst. amphib. pag. 185. 9 (1820). Oiacurus Leuckart Isis XIV, pag. 260. 3 (1821).
Dentium palatinorum series intra nares internas ıwncipientes postice divergentes.
Lingua mediocris, lateribus libera.
Cauda compressa, anceps, corpori longiütudine plerumque sub- aequalıs.
Der Körper ist gestreckt, bald schlank, bald mehr weniger gedrungen, der Rumpf in der Mitte namentlich bei Weibchen oft schwach bauchig erweitert. Der mittelgroße Kopf ist an der Schnauze bald stumpf froschartig zugespitzt, bald breit krötenartig gerundet. Die Augen sind bald mehr bald weniger groß und vorstehend, mit goldener oder metallisch gelber Iris. Die Ohrdrüsen sind im Leben nur selten sichtbar, treten jedoch bei einigen Arten nach längerem Liegen im Weingeist besonders nach hinten zu oft ziemlich deutlich hervor. Die mäßig große Zunge ist meist rundlich oder eiförmig, nur ausnahmsweise rhombisch und stets mit der Mittellinie ihrer Unterseite derart an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, daß sie gewöhnlich nur an den Seiten, selten auch am Hinterrande frei ist. Bei manchen Arten ist sie nach rückwärts in einen kurzen, stielartigen Anhang verschmälert, der unter eine scheidenartige Hautfalte hinein- reicht. Die Gaumenzähne bilden stets zwei ziemlich gerade oder kaum merkbar geschwungene Reihen, die etwa von den inneren Nasen- löchern beginnend nach rückwärts ziehen, und meist nach hinten zu bald mehr, bald weniger divergieren, oft aber auch in einem größeren oder geringeren Teil ihrer Erstreckung ganz oder nahezu parallel sind. Die Kehlfalte ist entweder deutlich vorhanden, kann aber auch mitunter ganz fehlen. Der selten mehr als körperlange Schwanz ist am Ende stets zugespitzt, von den Seiten mehr weniger stark zusammengedrückt, am Ober- und Unterrande wenigstens in seinem hinteren Teile immer scharf und schneidig. Die Beine sind mittelmäßig, die hinteren manchmal zwar nicht stark, aber doch deutlich verlängert, die vorderen mit vier stets freien, die hinteren mit fünf, bei Männchen zur Brunstzeit manchmal mit Hautsäumen oder Schwimmhäuten versehenen Zehen. Die Haut ist entweder vollkommen glatt, oft aber auch durch hervorragende Körner und Warzen mehr oder weniger rauh und uneben. Die Oberseite des Kopfes zeigt häufig vertiefte Drüsenpunkte, die namentlich bei
1) Bezüglich des Gattungsnamens Triton stimme ich vollkommen mit Wol- terstorff überein, daß derselbe ganz unbeanstandet statt des in neuerer Zeit hierfür verwendeten Namens Molge wieder in seine alten Rechte eingesetzt werden kann. Nachdem der apokryphe Gattungsname Triton Linne als undeutbar längst fallen gelassen ward, hat Laurenti 1768 diesen Namen für die Molche in Anwen- dung gebracht. Wenn derselbe nun auch 1808 von Montfort für eine Schnecken- gattung gebraucht wurde, so hat letzterem gegenüber Laurenti offenbar das Prioritätsrecht, und dies um so mehr, als die betreffende Gasteropodengattung von Link schon 1806 mit dem Namen Tritonium belegt ward.
Triton. 37
Weingeistexemplaren deutlich hervortreten und gewöhnlich in un- regelmäßige Längsreihen geordnet sind. Solche Punktreihen sind besonders von der Schnauzenspitze über die Augen hin, sowie auch in der Zügelgegend (zwischen Nasenloch und Auge) bemerkbar.
Bei vielen Arten besitzt das Männchen zur Paarungszeit einen bald niederen, häufig aber auch sehr hohen Hautkamm, der auf oder hinter dem Kopfe beginnend über die Mittellinie des Rückens hin- zieht, und entweder mit oder ohne Unterbrechung auf den Schwanz fortsetzt, demselben dann eine breite Lanzettform erteilend. Der freie Rand dieses Kammes kann entweder ganz, oder auch, nament- lich am Rücken, mehr oder weniger ausgeschnitten, gewellt oder gezackt sein. Auch zeigt sich im männlichen Geschlechte die Kloake zur Paarungszeit an den Rändern stark wulstig verdickt und an- geschwollen, manchmal in einen an der Spitze geöffneten, kegel- förmigen Fortsatz ausgezogen. Manchmal tritt in dieser Periode aus dem vorderen und hinteren Winkel derselben ein Büschel zarter und blasser, kontraktiler, faden- oder borstenförmiger Gebilde hervor, die als Träger für die Ausführungsgänge der Kloake dienen.
Die Tritonen legen ihre Eier gewöhnlich einzeln ins Wasser, am häufigsten zwischen mit den Hinterbeinen zusammengebogene und durch einen aus der Kloake abgesonderten Schleim aneinander geklebte Blätter oder in Ast- und Blattwinkel. Nur in der Gefangen- schaft kommt es vor, daß sie ihren Laich manchmal in kurzen Schnüren absetzen, was namentlich dann der Fall ist, wenn ihre Behältnisse keine Pflanzen enthalten. Die Laichzeit dauert im allgemeinen sehr lange, ist übrigens bei verschiedenen Arten und selbst bei einer und derselben Spezies nach Klima und Standort verschieden. Da die Tiere das Ende ihrer Entwicklung meist erst im Spätsommer erreichen, so bringen sie das erste Jahr ihres Lebens fast ausschließ- lich im Wasser zu. Die ausgebildeten Tritonen verlassen jedoch häufig schon nach der Brunstzeit, fast ausnahmslos aber im Herbste das Wasser, um sich am Lande unter größeren Steinen, Moos, umgestürzten Baumstrünken und dergleichen zu verkriechen, welche Schlupfwinkel sie während der kalten Jahreszeit auch als Winterquartiere benutzen, im Sommer jedoch des Abends und namentlich des Morgens ver- lassen, um am Lande nach Nahrung auszugehen. Während des Wasseraufenthaltes kommen sie ab und zu an die Oberfläche, um durch die Nasenlöcher frische Luft aufzunehmen, wogegen sie die ihres Sauerstoffes schon beraubte Luft in Form aufsteigender Blasen durch den Mund ausstoßen. Alle Arten sind, namentlich im erwachse- nen Zustande, gewaltige Räuber, welche sich nicht nur von Krusten- tieren, Würmern, Insekten und dergleichen nähren, sondern auch verhältnismäßig große Tiere, ja ihre eigenen Jungen sowie kleinere Gattungsverwandte überfallen und ganz verschlingen. Leiden sie an Nahrung Mangel, so fallen sie sich auch gegenseitig an, beißen sich die Schwänze ab oder verstümmeln sich in anderer Weise. Übri- gens werden verloren gegangene Teile durch die mitunter sehr große Reproduktionskraft dieser Tiere oft bald wieder ersetzt, obwohl sich in dieser Hinsicht die einzelnen Arten sehr verschieden verhalten; denn während z. B. bei Triton cristatus in Verlust geratene Schwanz-
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oder Kammstücke, ganze Gliedmaßen, Teile der Kiefer und selbst das Auge in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder ersetzt werden, ist dies bei anderen Arten gewöhnlich selbst mit ganz unbedeutenden Verletzungen nicht der Fall. Durch höhere Temperatur der Luft und des Wassers, sowie durch reichliche Nahrung wird übrigens diese Reproduktion gefördert, auch ist sie bei Larven noch mehr aus- gebildet als bei schon entwickelten Tieren und scheinen erstere von dem eventuellen Verluste der Kiemen und anderer Körperteile über- haupt gar keine Notiz zu nehmen, da sie verletzt all ihren Lebens- verrichtungen in derselben Weise wie früher nachgehen.
Die Jungen führen eine fast ausschließlich terrestrische Lebens- weise und begeben sich erst nach erlangter Geschlechtsreife ins Wasser.
Die Larven sind frisch ausgeschlüpft fischähnlich, mit bewim- perten äußeren Kiemenbüscheln und zwei vor denselben stehenden, fädchenartigen und sich später verästelnden gestielten Haftorganen; die Beine fehlen, über den Oberkörper und Schwanz zieht sich ein wohlausgebildeter, hoher Flossensaum. Sie hängen dann mittelst der soeben erwähnten Haftorgane an Pflanzen, Steinen u. dergl. fest oder liegen auch frei am Grunde des Wassers. Im ganzen wenig lebhaft, schwimmen sie gewöhnlich nicht herum, sondern pflegen meist längere Zeit ruhig an ein und derselben Stelle zu verweilen, um ab und zu durch eine plötzliche, ruckweise Bewegung ihren Platz zu wechseln. Die relativ früh hervorbrechenden Gliedmaßen, von denen die vorderen als kleine Stummel mit rudimentären, noch kaum ge- sonderten Zehen mitunter schon wenige Tage nach dem Ausschlüpfen, die hinteren dagegen meist erst 3—4 Wochen später erscheinen sind sehr lang und schlank. Die Nahrung der noch unverwandelten Molche ist ausschließlich animalisch und besteht anfangs vorwiegend aus Flohkrebsen (Cyclops, Daphnia), Rotwürmern (Tubifex) und Mückenlarven, bei weiterem Heranwachsen dann allmählich aus immer größeren Tieren. Nach dem Erscheinen der Hinterbeine werden gewöhnlich die Kiemen resorbiert und es tritt die Lungen- atmung ein.
Die meisten Tritonen vertragen die Gefangenschaft sehr gut und dauern in entsprechenden, mit einer Insel zum Verkriechen ausgestatteten Aquarien viele Jahre lang aus. Letztere müssen, um das Herauskriechen der Tiere zu verhüten, mit einem senkrecht nach innen stehenden Rande oder mit einem Drahtdeckel versehen sein. Will man frisch gefangene zur Fortpflanzung bringen, so empfiehlt es sich die betreffenden Stücke zeitlich im Frühjahre, womöglich gleich bei ihrem ersten Erscheinen, zu sammeln, damit sie sich, bevor sie in die Brunst treten, zuerst an ıhren neuen Aufent- halt gewöhnen; schon brünstig gefangene Tiere stellen häufig die Eiablage ein und sind, wenigstens in demselben Jahre, oft überhaupt nicht mehr dazu zu bringen, und auch die Männchen legen in diesem Falle fast immer ihre Hochzeitsattribute ab.
Die Gefangenen können mit Fliegen, Regenwürmern und ent- sprechend geschnittenen Streifen rohen Fleisches leicht gefüttert werden; doch muß man letztere, an eine lange Nadel gespießt oder
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in der Pincette gehalten, den Tieren, wenigstens anfangs, vor der Schnauze hin und her bewegen, da sie sonst nicht so leicht gesehen und aufgenommen werden.
Die Tritonen sind sehr schwer auseinander zu halten, da deren Artcharaktere mit wenigen Ausnahmen erst bei erwachsenen Indi- viduen und selbst hier nur zur Brunstzeit und vorzugsweise im männ- lichen Geschlecht hervortreten, während junge oder selbst ältere Tiere außer der Brunstzeit und namentlich am Lande gefangene oft nur schwierig zu deuten sind. Es ist daher angezeigt das Sammeln der Molche womöglich im Frühjahre und im Wasser vorzunehmen, da man zu der Zeit nicht nur beide Geschlechter beisammen, sondern auch die Männchen im vollen Hochzeitskleide findet und dann die richtige Bestimmung meist keinen Schwierigkeiten unterliegt.
Da übrigens die Tritonen häufig ein mehr oder weniger be- schränktes, oft sogar sehr lokales Vorkommen haben, so wird in zweifelhaften Fällen die Berücksichtigung des Fundortes mitunter ‚ auch einen brauchbaren Anhaltspunkt bieten können.
Die nachstehende Tabelle soll es versuchen, die Bestimmung der unserem Faunengebiete angehörenden Arten zu ermöglichen.
A. Kopf mit dunklen Längsbinden, von denen wenigstens eine durch das Auge ziehende immer scharf und deutlich hervor- tritt; Schnauze mit 3 Längsfurchen. Haut glatt oder höchstens fein chagriniert. Hinterfüße des brünstigen Männchens mit gelappten oder durch Schwimmhäute verbundenen Zehen.
I. Gaumenzähne nach hinten mäßig divergierend, Kopf mit sehr deutlichen Porenreihen, Kehle meist gefleckt. Männchen zur Brunstzeit mit Rückenkamm und gelappten Hinterzehen. I. Rücken des brünstigen Männchens flach und durch
deutliche Längswülste von den Rumpfseiten geschieden. Kamm immer ganzrandig . meridionalis Bouleng. 2. Rumpf in beiden Geschlechtern stets vollkommen ver- rundet, ohne oder mit kaum merkbaren Seitenkanten. Rücken und Schwanz des brünstigen Männchens mit hohem, welligem, mit vorstehenden Kerben oder Zacken versehenem Kamm . . . wur vulgatis’Binne: II. Gaumenzähne nach hinten stark divergierend, Kopf mit kaum merkbaren Porenreihen, Kehle ungefleckt. Brünstiges Männchen mit oben verflachtem, von drei Längsleisten durchzogenen Rumpfe und durch Schwimmhäute ver- bundenen Hinterzehen. Schwanzende plötzlich verrundet abgestutzt, mit zur Brunstzeit frei hervorragendem Endfaden palmatus Schneid. B. Kopf ohne dunkle Längsbinden. III. Männchen zur Brunstzeit mit deutlichem Rückenkamm. 3. Bauch gefleckt; Haut weich, porös und schwammig, durch zahlreiche Körner und Warzen rauh und uneben. Männchen zur Brunstzeit mit hohem, welligen oder zackigen Kamm. Kehlfalte deutlich. a) Kamm mehr oder weniger gesägt oder gezähnelt.
Salamandridae.
aa) Kamm fein gezähnelt, Gaumenzähne in nach hinten nur mäßig divergierenden Reihen Blasıi De !’Isle. bb) Kamm tief und grob gesägt; Gaumenzähne in nahezu parallelen, nur ganz hinten schwach diver- gierenden Reihen . ... . . cristatus Laur.
b) Kamm zwar wellig, aber vollkommen ganzrandig. Gau- menzähne nach hinten mäßig divergierend. Unterseite
‘ dunkel mit weißlichen Punkten marmoratus Latr.
4. Bauch einfarbig, gelb oder rötlich. Haut glatt oder höchstens fein chagriniert.
c) Gaumenzähne in geraden, nach hinten schwach diver- gierenden Längsreihen. Schienen stark zusammen- gedrückt, nach hinten zu fast schneidig und beim Männchen daselbst mit bogigem, ziemlich breiten, bis gegen den Daumen reichenden Hautsaum. Kamm zur Brunstzeit sehr hoch, den senkrechten Durchmesser des Rumpfes oft merklich übertreffend, zwischen den Hinterbeinen stark erniedrigt, am Rücken spitz drei- eckig gesägt. Körper nach unten zu mit heller, scharf
dunkel begrenzter Längslinie . . . vittatus Jen. d) Gaumenzähne in geschweift bogigen, nach hinten stark divergierenden Längsreihen. Schienen verrundet.
Männchen mit niedrigem, durchaus gleich hohen,
ganzrandigen und zwischen den Hinterbeinen nicht
erniedrigten Kamm. Körper nach unten fast immer
mit einer Reihe schwarzer, auf hellem Streifen stehender
Punktes: 3: 00 2m Me Ralpestrisge IV. Männchen stets ohne Rückenkamm.
5. Rücken verflacht, von den Körperseiten mehr oder weniger scharf geschieden. Rumpf daher verrundet viereckig. Schwänz wenigstens beim Männchen zur Brunstzeit mit vorstehendem Dorn oder Endfaden.
e) Rückenmitte mit deutlicher Längsleiste.
cc) Gaumenzähne nach hinten mäßig divergierend, Schnauze mit 3 Längsfurchen, Oberlippensaum schwach entwickelt, Rücken stark verflacht mit scharf vortretenden Seitenkanten. Bauch orange, beim Männchen einfarbig, beim Weibchen mit schwarzen Seitenpunkten. Kloake rundlich, beim Männchen samt den Hinterfüßen schwarz. Schwanz allmählich zugespitzt, beim brünstigen
Männchen mit langem Endfaden Montandoni Bouke. dd) Gaumenzähne nach hinten stark divergierend, Schnauze mit einer Längsfurche, Oberlippensaum sehr stark entwickelt. Rücken des brünstigen Männchens mäßig verflacht mit stumpfen oder selbst fehlenden Seitenwülsten. Bauchseiten mit großen, dunklen Flecken. Kloake des brünstigen Weibchens kegelförmig, in beiden Geschlechtern
Triton. 41
samt den Hinterfüßen nicht geschwärzt. Schwanz-
ende verrundet mit kurzem Dorn . . Boscae Lat.
f) Rückenmitte mit deutlicher Längsfurche. Gaumen- zähne vorne parallel, nach hinten schwach bogig diver- gierend. Schwanzende plötzlich verrundet mit kurzem
Faden.
.italicus Peracca.
6. Rumpf vollkommen verrundet, ohne Seitenkanten. Kopf niedergedrückt; Schwanz einfach zugespitzt, ohne End-
faden.
g) Kopf viel länger als breit, nach hinten mehr oder ‚weniger halsartig verengt. Augen ziemlich vorstehend. Kloake meist kegelförmig, Schwanz greiffähig. ee) Mund bis weit hinter die Augen gespalten, Ferse
des Männchens mit sporenartiger Hervorragung, Kehlfalte fehlend.
a)
Parotiden deutlich, Augen nach oben gerückt. Zunge groß, fleischig, fast den ganzen vorderen Teil der Mundhöhle ausfüllend, hinten etwas frei. Haut zur Brunstzeit glatt oder wenigstens ohne Körner. Männchen an den Schienen mit großem, verrundet zusammengedrückten Höcker und zur Brunstzeit mit kegelförmiger, nach unten und hinten kreisförmig geöffneter Kloake. Hinterzehen sehr kurz, abgeplattet, plump, dick und breit mit kaum sichtbaren Phalangen. Schwanz ungesäumt, kürzer als der übrige Körper. Kehle ungefleckt, rostfarben montanus Savi. Parotiden fehlend, Augen mehr seitlich; Zunge klein, an den Seiten frei. Haut im ganzen glatt und nur mit zerstreuten, kegelförmigen sandartigen Körnern namentlich zu Seiten des Rumpfes und der Schwanzwurzel besetzt. Männchen an der Ferse mit kleiner, konisch zugespitzter, fast fingerartiger Hervorragung und zur Brunstzeit mit stumpf kegelförmiger, nach hinten und oben kreisrund geöffneter Kloake. Hinterzehen schlank, lang und zylin- drisch, mit sehr deutlicher Gliederung. Ein nach hinten stark kompresser und ziemlich spitz auslaufender, niedriger, zur Brunstzeit beiderseits fein gesäumter Ruderschwanz. Kehle unregelmäßig dunkel gefleckt. Rusconii Gene.
ff) Mundspalte den Hinterrand der Augen kaum über- ragend, Ferse ohne spornartige Hervorragung. Zunge klein, rhombisch elliptisch, vorne kaum vom Boden der Mundhöhle abgehoben, seitlich in geringer Ausdehnung frei. Körper plump, mit sand- oder dornartigen Körnern dicht besetzt. Augen seitlich, wenig vorstehend, Kehlfalte vor-
42 Salamandridae.
handen. Zehen ziemlich kurz, dick und abgeplattet. Schwanz höchstens körperlang, nach hinten schwach kompreß mit ziemlich dickem, stumpf verrundetem Ende. Kloake beim brünstigen Männchen halbkugelförmig, nur in der Hinter- hälfte gespalten, beim Weibchen kegelförmig, nach hinten und unten geöffnet. . asper Dug.
h) Kopf kurz, krötenartig, nach hinten nicht halsartig verengt und daselbst in seiner ganzen Breite dem plumpen Rumpfe angefügt, die Backengegend mehr oder weniger aufgetrieben. Augen klein, flach gewölbt und wenig vorstehend. Kloake flach. Zunge fast kreisförmig, dick und klein, seitlich und hinten frei. Gaumenzähne in fast parallelen, durch einen breiten Zwischenraum getrennten, die inneren Nasenlöcher nach vorne meist etwas überragenden Reihen. Kehl- falte tief. Körper dicht warzig, Rumpfseiten mit einer Reihe größerer, roter oder orangegelber, durch die Rippenspitzen emporgehobener Höcker. Schwanz min- destens körperlang, nach hinten kompreß, beiderseits mit niedrigem, oben oft kaum merkbaren Flossen- saum. Vorderbeine des Männchens mit Brunst- schwielen 1.1 BRILLE ES SM ER
1. Triton Waltli: Dentium palatinorum series subparallelae, remotae ultra nares internas plus minusve prolongatae. Caput breve, depressum, collo destituto, plica gulari distincta. Cauda corpore longior. Cutis granulosa, serie verrucarum majorum ad latera. — Long. 15—22 cm.
Pleurodeles Waltli Michah. Isis XXIII, pag. 195, tab. II (1830). — Salamandra pleurodeles Schlegel Abb. neuer od. unvollst. bek. Amphib. pag. 122, tab. 39, fig. 2, 3 (1837). -_ Bradybates ven- tricosus Tschudi Classificat. d. Batrach. in Mem. de la soc. d. scienc. natur. de Neuchätel pag. 91, tab. II, fig. 2. juv. (1839,.— Salamandra ma jor Gray Griffith. Animal Kingdom, IX. Syn. pag. 106. — Pleuro- deles ventricosus Schinz Europ. Fauna II, pag. 64 (1840). — Pleurodeles exasperatus Dum. Bibr. Erpetol. genen pag. 73 (1854). — Molge Waltli Bouleng. Catal. Batrach. grad. pag. 27 (1882). — Triton pleurodeles Schultze Amphib. europ. (1892). — Triton Waltlii Wolterst. Triton d. Untergat. Euproct, pag. 44. 15 (1902).
Der Körper ist kräftig und gedrungen, beim Männchen schlan- ker, beim Weibchen plumper, dicker und länger, ziemlich depreß, stets breiter als hoch. Der sehr niedrige Kopf ist beim Männchen etwas länger als breit, mit fast abgestutzter Schnauze, beim Weib- chen hingegen viel breiter, vorn sehr flach krötenartig gerundet. Sein hinterer Teil legt sich meist in seiner ganzen Breite an den Rumpf an, seine Oberseite ist in der Jugend sehr schwach gewölbt, bei älteren Stücken platt, bei sehr alten namentlich oft sogar deutlich der Länge nach vertieft, mit beim Männchen weniger, beim Weibchen meist sehr deutlich und stark aufgetriebener, parotidenartiger Backen-
Triton. 43
gegend; die Schnauzenkante tritt nur wenig oder auch gar nicht hervor. Die Nasenlöcher sind sehr klein, von Gestalt einer mit ihrer Konkavität nach rückwärts gekehrten bogigen Ritze und ganz nach vorne an die Schnauzenspitze gerückt. Die verhältnismäßig kleinen Augen sind länglich oval, ziemlich flach gewölbt und nur wenig vor- stehend, die beiden Augenlider in Größe und Bildung einander voll- kommen gleichend. Der Internasalraum ist schmäler als der Inter- okularraum und kommt etwa der Entfernung der Nasenlöcher von den Augen gleich, diese von dem Oberlippenrande weiter abstehend als jene. Die Oberlippe ist namentlich bei jüngeren Tieren nach hinten zu stark über den Unterkiefer herabreichend, die Mundöffnung selbst etwas kleiner als die Mundspalte, indem eine im Mundwinkel befindliche derbe Haut die vollständige Entfernung beider Kiefer voneinander verhindert. Die dicke, fleischige Zunge ist verhältnis- mäßig klein, rundlich, meist nahezu kreisförmig, vorn ziemlich breit angeheftet, hinten und an den Seiten jedoch in hinreichender Aus- dehnung frei. Die Gaumenzähne bilden zwei im allgemeinen ziem- lich gerade und parallel verlaufende Reihen, die voneinander durch einen breiten Zwischenraum getrennt sind, und nach vorn schwach zusammenneigend die inneren Nasenlöcher daselbst bald mehr, bald weniger überragen. Übrigens treten diese Zahnreihen nur wenig hervor, so daß sie hier schwerer zu sehen und in ihrem Verlaufe zu verfolgen sind, als bei irgendeinem anderen europäischen Urodelen. Der Hals ist nicht unterscheidbar, der Kopf auf seiner Unterseite durch eine meist sehr tiefe und deutliche Kehlfalte vom Rumpfe geschieden. Die Beine sind kurz und stämmig, die vorderen fast unmittelbar hinter dem Kopfe eingefügt, die hinteren kaum länger aber deutlich dicker, diese mit fünf, jene mit vier flachgedrückten, freien Zehen, wovon an den Vorderfüßen die zwei mittleren, an den Hinterfüßen die dritte und vierte voneinander hinsichtlich der Länge nicht stark verschieden sind. Die Handteller und Fußsohlen haben zwei kleine, bald mehr, bald weniger deutliche Höcker. Der Schwanz ist bei jungen Tieren etwa körperlang, streckt sich jedoch mit zu- nehmendem Alter immer mehr, so daß er bei Erwachsenen das Aus- maß des Körpers stets stark überschreitet. An der Basis noch ziem- lich dick und durch eine seichte Abplattung von oben fast undeutlich viereckig, erscheint er bald seitlich zusammengedrückt, nach hinten sehr allmählich verschmälert, am Ende in eine ziemlich stumpfe Spitze ausgehend; er ist stets deutlich niedriger als der Rumpf, und beiderseits mit einem sehr schmalen Flossensaum umgeben, der beim Weibchen oft kaum zu unterscheiden ist, und überhaupt auf der Oberseite häufig nur an der Schwanzwurzel hervortritt, während er auf der Unterschneide viel besser ersichtlich ist und gegen den After zu schwach leistenartig verdickt erscheint. Die Kloake ist flach oder nur schwach wulstig verdickt, die Haut namentlich auf der Oberseite des Körpers mit zahlreichen, dicht aneinanderstehenden Warzen besetzt, welche bei älteren Tieren an der Spitze häufig horn- artig verdickt und glänzend sind und um das Auge herum bis gegen den Hinterkopf eine die flache Stirn ziemlich scharf begrenzende Bogenreihe bilden; der Bauch ist mit hintereinanderliegenden feinen
44 Salamandridae.
Querrunzeln versehen. Stets findet sich an den Seiten des Rumpfes eine Reihe größerer Höcker, die oft in schief nach hinten und unten ziehende, mitunter mehr weniger dreieckig zugespitzte Querwülste übergehen. Diese Höcker befinden sich stets an jenen Stellen, wo die Leibesdecken an die Rippen stoßen, und werden durch letztere im Tode wegen der durch Weingeist bewirkten Einschrumpfung der Haut nur noch stärker hervorgetrieben. In sehr starkem Alkohol kann die Zusammenziehung der Körpermasse oft so weit gehen, daß wenn da- bei der Rumpf zugleich gebogen ist, die freien Rippenenden durch die aus beiden Ursachen entstehende Spannung oft durch die Haut hin- durchgepreßt werden und als feine nadelartige Spitzen manchmal aus den oberwähnten Höckern hervorragen; in seltenen Fällen kann diese Erscheinung auch schon bei lebenden Tieren beobachtet werden. Die Grundfarbe der Oberseite ist gewöhnlich ein schmutziges Ockergelb, das bald mehr ins Graue, bald mehr ins Rote, häufig auch ins Braune, Olivenfarbige oder selbst Schwärzliche übergeht. Jüngere Stücke sind gewöhnlich heller, mit zu- nehmendem Alter wird jedoch die Färbung immer dunkler; auch mag hierbei der Aufenthalt des Tieres in oder außer dem Wasser wahrscheinlich ebenso von Einfluß sein, wie bei anderen Tritonen. Im allgemeinen sind die Männchen vorwiegend gelblich oder bräunlich, während die Weibchen häufiger ins Graue geneigt erscheinen. Die Unterseite ist in der Regel heller als die Oberseite, der ganze Körper
= Eh Y. überdies noch mit gewöhnlich ziemlich kleinen, un- ve " regelmäßig gerundeten schwärzlichen Flecken be-
setzt, die aber nur bei helleren Stücken deutlicher hervortreten und auf der Unterseite wegen des hier lichteren Grundes sich meist besser abheben als am Oberkörper. Obwohl diese Flecken meist ziemlich isoliert stehen, so kommt es doch auch nicht selten vor, daß sie bald mehr bald weniger zusammenfließen, was aus- nahmsweise selbst so weit gehen kann, daß sie die Grundfarbe teilweise oder fast ganz verdrängen. Der untere Flossensaum des Schwanzes und die Zehenspitzen sind fast immer heller, gelblich. Die zahlreichen Körperwarzen erscheinen, wenigstens bei älteren Stücken, in der Regel an der Spitze von einer schwarzen, horn- artıg glänzenden Verdickung gekrönt, welche Körner sich bei sehr großen Exemplaren auch auf die Unterseite erstrecken. Die durch die anstoßenden Rippenenden hervorgetriebenen Seitenhöcker sind gewöhnlich mehr oder weniger orangefarben, die Sohlen und Zehen unten zwar mehr oder weniger gerunzelt, sonst aber glatt und kaum mit Spuren von Warzen. / Die Männchen sind außer dem verhältnismäßig längeren Schwanz noch daran zu erkennen, daß sie zur Paarungszeit an der Unter- seite der Oberarme deutliche Brunstschwielen haben, die, sowie die Innenhälfte der Vorderarme und die Handteller, mit dunkelbraunen Warzen besetzt sind. Die Jungen sind von den Alten durch hellere, meist ins Ziegel- rote neigende Oberseite und fast immer einfarbige Unterseite ver-
Triton. 45
schieden; auch sind die Warzen und Hautkörner hier minder ent- wickelt.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt gewöhnlich 15 bis 26 cm, doch sah ich auch Stücke, welche fast das Ausmaß von 40 cm erreichten.
Triton Waltli ist nahezu das ganze Jahr hindurch brünstig und geht der Eiablage eine Art Paarung, die stets im Wasser stattfindet, voraus. Zu dem Ende drängt sich das Männchen derart von hinten unter das schwimmende Weibchen, daß es seinen Kopf zwischen den Vorderbeinen desselben durchzwängt und diese mit seinen nach oben hakenförmig gekrümmten gleichnamigen Gliedmaßen von oben und rückwärts aus umklammert, wobei ihm die früher erwähnten Brunstschwielen das Festhalten erleichtern. Auf diese Weise kommt das Männchen vollständig unter das Weibchen so zu liegen, daß die Bauchseite des letzteren dem Rücken des ersteren aufliegt. Das Männchen schwimmt dann mit dem Weibchen am Rücken oft stunden-, ja mitunter selbst tagelang unter wiederholten lebhaften Bewegungen und Drehungen im Wasser umher. Während so das Weibchen vom Männchen krampfhaft festgehalten wird, sucht letz- teres ab und zu durch Drehungen des Körpers seine Kloake an die des Weibchens zu pressen. Dieses bleibt übrigens den stürmischen Umarmungen des Männchens gegenüber vollkommen gleichgültig und läßt sich, ohne dagegen in irgendwelcher Weise zu reagieren, die längste Zeit geduldig herumschleppen, bis endlich das Männ- chen, wohl der Indifferenz seiner Umworbenen überdrüssig, dieselbe verläßt und sich nach einer anderen Gefährtin umsieht, um diese dann in gleicher Weise wie die verlassene zu behandeln. Vor der Samenablage wird gewöhnlich ein Bein freigegeben und macht dann das Männchen eine derartige Biegung, daß seine Kloake unter die Schnauze des Weibchens zu liegen kommt, welch letzteres nun in dieser Lage noch so lange herumgeschoben wird, bis endlich un- mittelbar vor dessen Schnauze die Ablage des Samenkegels statt- findet. Hierauf dreht das Männchen seine Gefährtin so lange im engen Kreise herum, bis deren Geschlechtsöffnung über den Sper- matophor zu stehen kommt, von dem es dann die Samenmasse in die erweiterte Kloake aufnimmt.
Der Rippenmolch legt unter allen Tritonen verhältnismäßig die kleinsten und meisten Eier und erinnert in dieser, sowie auch in mancher anderen Hinsicht viel an den bekannten Axolotl. Die Eier selbst haben kaum 2 mm im Durchmesser, mit der sie umhül- lenden losen Gallerthülle aber 8—ı0o mm; sie werden in kleinen, unregelmäßigen Gruppen oder Klumpen auf Steine oder Wasser- pflanzen abgesetzt und beträgt die Anzahl der von einem einzigen Weibchen gelegten oft über 1000. Anfangs halb schwarz und halb weiß nehmen sie bald eine blaßgelbliche Färbung an; ihre Entwick- lung geht ungemein rasch vor sich, da sie längstens nach 2 Wochen, zur warmen Jahreszeit aber schon mitunter nach 5—6 Tagen aus- kriechen.
Die Larven haben anfangs einen auffallend kurzen, den Kopf kaum an Länge übertreffenden Rumpf, der namentlich nach oben
46 Salamandridae.
hin seitlich stark zusammengedrückt, nach unten aber bauchig ver- dickt und vom Kopfe deutlich gesondert ist; am Rücken zeigt sich ein sehr hoher, im Nacken entspringender und schon an der Schwanz- wurzel stark aufsteigender Flossensaum. Der Schwanz geht in eine oft lange und dünne, doch niemals fadenförmige Spitze aus. Mit zunehmendem Wachstume ändern sich nun diese Verhältnisse der- art, daß der Rumpf allmählich an Länge zu- und an Höhe abnimmt und sich zugleich seine scharfe Sonderung vom Kopfe immer mehr verwischt. Bei erwachsenen Larven ist der Kopf breit und plump, fischartig, übrigens minder flach und abschüssig, als bei dem ausge- bildeten Tiere und nur zwischen den Augen deutlich niedergedrückt. Von den drei großen Kiemenbüscheln ist das mittlere das kürzeste, während das untere und längste bis hinter das Ellenbogengelenk reicht; die tiefe Kiemenspalte ist in der Mitte nach vorn gebuchtet. Die Mundöffnung ist verhältnismäßig klein, indem die Lippenränder etwa nur zur Hälfte frei, nach hinten zu aber verwachsen sind und als breite Hautfalte bis zum Rande des Unterkiefers herabhängen. Der Rumpf ist seitlich mehr zusammengedrückt, die Spitze der Rippen — wenigstens-bei Weingeistexemplaren — als kleine, kegel- förmige Hervorragungen meist deutlich bemerkbar. Der etwa körper- lange Schwanz ist hoch, seitlich sehr stark zusammengedrückt, lanzettförmig spitz auslaufend, sein Flossensaum namentlich ober- seits sehr hoch und nach vorne niedriger werdend über den Rücken bis zum Nacken ziehend, woselbst er in eine gegen die Augen ver- laufende öfters undeutliche Furche übergeht. Die Beine und Zehen sind sehr stark zusammengedrückt, letztere vollkommen frei. Die Haut ist fast glatt. Die Färbung der Larven ist weißlich oder licht gelblich, mit zahlreichen, aus Punkten bestehenden graulichen oder bräunlichen Flecken, die aber nur die Oberseite des Körpers bedecken, während die Unterseite einfarbig weißlich bleibt. Mit fortschrei- tendem Wachstum werden die Tiere dann meistens und allmählich dunkler, was dadurch zustande kommt, daß sich teils der Grundton verdüstert, teils wieder die Flecken durch Vermehrung, Vergröße- rung oder Zusammenfließen die Hauptfarbe mehr oder weniger ver- drängen und zurücktreten machen.
Die Größe der eben verwandelten Tiere beträgt etwa 6—Io cm.
Das Vorkommen von Triton Waltli ist in Europa auf den süd- westlichen Teil der Pyrenäischen Halbinsel beschränkt und kann dessen Verbreitung etwa durch eine Linie bezeichnet werden, welche von Ferrol in Galicien in südöstlicher Richtung über Escorial, Madrid und Toledo schief durch Mittelspanien bis nach Cartagena in Süd- spanien hinabreicht. Während das Tier östlich von der besagten Grenzlinie nicht mehr gefunden wird, nimmt, wie aus eben dieser Linie ersichtlich ist, das von ihm bewohnte Areal von Norden nach Süden an Ausdehnung rasch zu, was auch von der Häufigkeit des- selben gesagt werden muß, welche im südlichen Portugal und An- dalusien ihren Höhepunkt erreicht; ins Gebirge scheint die Art nicht hoch hinauf zu gehen. — Außer Europa kommt das Tier auch in dem gegenüberliegenden Marokko vor und zeichnen sich die daher stammenden Stücke durch ihre besondere Größe .aus.
Triton. 47
Abweichend von den anderen Arten seiner Gattung bringt Triton Waltli den größten Teil seines Lebens im Wasser zu, in dem er zu jeder Jahreszeit angetroffen wird. Nur ab und zu scheinen einzelne Stücke das nasse Element zu verlassen und unter größeren Steinen und anderen das Austrocknen verhütenden Schlupfwinkeln eine Art Sommerschlaf zu halten. Sein Aufenthalt sind Teiche und tiefere Tümpel, namentlich aber Zisternen, in denen er oft in großer Menge vorkommt. In letztere, die in seiner Heimat gewöhnlich in Gärten zur Deckung des nötigen Wasserbedarfes angelegt werden, gelangt er entweder zufällig bei deren Füllung aus natürlichen Ge- wässern, oder er sucht sie auch im Sommer als die während der heißen und trockenen Jahreszeit allein noch übrig gebliebenen Wasser- ansammlungen absichtlich auf. Da diese Zisternen stets vertikale und häufig auch mehr oder weniger glatt gemauerte Wände haben, so können die da hinein geratenen Tiere sehr häufig nicht mehr heraus und sind dann gezwungen, ihr ganzes Leben daselbst zuzu- bringen. Indem sie sich hier auch fortpflanzen und ihre Verwand- lung durchmachen, erklärt sich hieraus auch der Umstand,, daß unter diesen Verhältnissen so oft neotenische Exemplare gefunden werden, da eben die Jungen, weil sie das Wasser nicht verlassen können, dem Leben in demselben angepaßt bleiben und daher trotz der erlangten vollkommenen Größe und Geschlechtsreife die Kiemen nicht verlieren.
Die Gefangenschaft verträgt unsere Art besser als irgendein anderer Molch und kann dieselbe in größeren Aquarien und Wasser- becken auch zur Fortpflanzung gebracht werden. Eine Pflege ver- langen die Tiere so gut wie gar nicht und dauern sie unter den be- schränktesten und bescheidensten Verhältnissen Dezennien lang aus. Natürlich befinden sie sich bei größerer Fürsorge auch entsprechend besser. Hiezu gehört vor allem ein nicht zu kleines Aquarium mit reinem, frischem und ziemlich tiefem Wasser, sowie auch eine Insel, unter der sie sich namentlich tagesüber gern verkriechen, die sie mitunter aber auch besteigen, um darauf längere Zeit ruhig und apathisch liegen zu bleiben, was namentlich im Sommer öfters der Fall ist. Da die Tiere die einzigen Molche sind, welche an senk- rechten Glaswänden nicht emporkriechen können, so ist ein Ent- kommen derselben, wenn der Wasserstand dem Rande nicht zu nahe ist und namentlich wenn sie einmal eingewöhnt sind, nicht zu be- fürchten. Sie sind außerordentlich gefräßig und können mit rohem Fleische leicht erhalten werden, das sie sowohl in als auch außer dem Wasser stets begierig annehmen. Doch muß man sich hüten, sie allzu reichlich zu füttern, weil sie in diesem Falle häufig Wunden bekommen, an denen sie dann eingehen. Wegen ihrer großen Ge- fräßigkeit ist auch ein Zusammenhalten mit anderen, namentlich wertvolleren Arten, nicht geraten, da sie sich gerne an denselben vergreifen; nur der vollkommen wehr- und harmlose Olm bleibt merkwürdigerweise unbehelligt. | Pleurodeles exasperatus Dum. ist nur auf ein älteres, außer Wasser befindliches Exemplar gegründet.
4 8 Salamandridae.
2. Triton asper: Dentium palatinorum series postice valde divergentes. Lingua parva, lateribus sublibera. Parotides nullae. Plica gularis distincta. Digiüti breves, depressiusculi. Cutis granoso- verrucosa. — Long. IO—I6 cm.
Triton glacialis Philippi. Seance de l’Acad. Montpell. pag. 20 (1847). — Hemitriton repandus Duges Rech. zool. Urod. Fr. Ann. scienc. natur. 3. ser. Zool. XVII. pag. 257 (1852). — Hemitriton cinereus Dug&s l. c. pag. 263, pl. I, fig. 14, 15. — Hemitriton punctulatus Dugesl.c. pag. 265, pl. I, fig. 18. — Hemitriton Bibroni Dugesl.c. pag. 265 pl.I, fig. 19,,2.— Tritonpyrenaeus Dum. Bibr. Erpetol. gener. IX. pag. 139 (1854). — Triton cinereus Dum. Bibr. 1. c. pag. 151. — Triton repandus Dum. Bibr.]l. c. pag. I5I tab. 106 fig. 2. — Triton puncticulatus Dum. Bibr. l. c. pag. 152 tab. Io2 fig. 4, tab. 106 fig. . — Triton Bibroni. Dum. Bibr. 1. c. pag. 153. — Euproctes Rusconi Dum. Bibr. l. c. pag. 158. part. — Calotriton punctulatus Gray Proced. zool. Soc. Lond. pag. 139 (1858). — Triton platycephalus Strauch Revis. Salam. Mem. Acad. Petersb. VII tab. XVI. part. (1860). — Euproctes pyrenaeus Lataste Liste espec. Batrac. anour et urod. Fr. Rev. intern. Sienc. natur. II pag. 493 (1880). — Molge aspera Bouleng. Catal. Batr. grad. a. ap. Coll. Brit. Mus. pag. 8, 24 (1882). — Triton asper Schultze Amph: europ. (1892).
mas. Regio analıis convexa, nuptliae tempore hemisphaerica. Cauda religuo corpore longıor.
fem. Regio analis subconica aut pyriformis. Cauda corpori sub- aequalıs.
Typus. Supra sordide olivaceus vel nigrescens, aut concolor aut maculis flavescentibus notatus. Subtus aurantiacus (5) vel cro- ceus (9), abdomine ad latera nigro-maculato. Cutis mediocriter rugosa aut glabra (9).
var. Olivaceus aut cinereo-rufescens, obscure maculatus. Corpore ma- jore et robustiore verrucis numerosis saepius spiniformibus sca- berrimo. Hemitriton rugosus Duges Rech. zool. Urod. Fr. Ann. scienc. natur. 3. ser. Zool. XVII. pag. 264 pl. I fig. 16, ı7 (1852). — Hemi- triton asper Dugesl.c. pag. 266, pl. Ifig. 21,22.— Triton rugo- sus Dum. Bibr. Erpetol. gener. IX pag. 150 (1854). — Molge aspera var. rugosa Bedriaga On the Pyren. Newt. Proceed. zoolog. soc. Lond. pag. 154 (1895).
juv. Supra dilute cinereus, flavo-maculatus; subtus aurantiacus.
Der Körper ist ziemlich plump und kräftig, am Rücken flach gewölbt und nicht selten mit einer mehr oder weniger vertieften, zwischen den Hinterbeinen oft furchenartigen Vertebrallinie. Der Kopf ist groß und flach, länger als breit, nach rückwärts nicht stark, aber immerhin deutlich halsförmig verengt, mit seitlichen, mittel- großen, länglich eiförmigen und mäßig vorstehenden Augen. Der Interokularraum ist breiter als ein oberes Augenlid, die Ohrdrüsen fehlen. Die manchmal verrundete, häufiger aber mehr oder weniger deutlich abgestutzte Schnauze ist in der Zügelgegend vertieft, daher die Schnauzenkante stets merkbar. Die kleinen Nasenlöcher sind ganz an die Spitze der Schnauze gestellt und kommt ihr gegenseitiger
Triton. 49
Abstand mindestens dem Interokularraum gleich. Die Mundspalte ist auffallend kurz und reicht namentlich beim Weibchen kaum über den hinteren Augenwinkel hinaus. Die kleine, rhombisch elliptische Zunge ist vorne kaum vom Boden der Mundhöhle abgehoben, an den Seiten in geringer Ausdehnung frei. Die zwischen den inneren Nasenlöchern beginnenden Gaumenzähne bilden 2 kaum merkbar geschwungene, nach hinten stark divergierende Reihen, welche zu- sammen etwa die Form eines umgekehrten V (A) nachahmen. Die im Leben fast immer deutliche Kehlfalte geht bei präparierten Stücken durch Zusammenziehung des Konservierungsmittels häufig verloren. Die Kloake ist beim Männchen während der Brunst fast halbkugelförmig aufgetrieben und nur in ihrer hinteren Hälfte ge- spalten, beim Weibchen hingegen mehr birn- oder glockenförmig,
vo
\
Triton asper Dag. a. Kloake des brünstigen Männchens, b. des Weibchens.
Fig. 6.
mit nach unten und hinten gerichteter Spitze, deren Ende die kleine Längsspalte trägt. Bei Musealstücken namentlich erscheint sie’ ın- folge der durch das konservierende Medium bedingten Kontraktion oft als langgezogener Kegel weit nach hinten und unten vorsprin- gend; übrigens zeigt auch das Männchen nach der Paarungszeit mitunter eine mehr kegelförmige Kloake. Der auffallend stämmige Schwanz ist dick und erst gegen sein Ende stärker komprimiert, beim Männchen kürzer, beim Weibchen etwa ebenso lang wie der übrige Körper, sein kurz zugespitztes Ende wenigstens im Leben stets mehr oder weniger nach abwärts gekrümmt; er ist oben mit einer bald hinter der Wurzel beginnenden, unten jedoch erst gegen die Spitze hervortretenden kielartigen Mediankante versehen. Die nur bei brünstigen Weibchen manchmal glatte Haut trägt in der Regel zahlreiche Warzen und sandartige Körner, die nicht selten kegel-, ja oft sogar dornartig ausgezogen sind. Diese Körner sind gleich nach der Häutung hell, nehmen aber später, namentlich beim Schreiber, Herpetologia europaea. 4
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Landaufenthalte und vorzugsweise gegen die Spitze zu eine immer dunklere, oft sogar tief schwarze, glänzende Färbung an. Sie be- stehen ausschließlich aus Oberhautgebilden, da sie bei der Häutung an der losgelösten Epidermis hängen bleiben. Der Bauch und die Unterseite der Beine sind dagegen ziemlich glatt. Die beim Männ- - chen kräftigeren Beine haben kurze, ziemlich dicke und schwach abgeplattete Finger und Zehen; die Handballen und Fußsohlen zeigen keine Höcker.
Die Färbung des Körpers kann von einem schmutzigen Hell- gelb durch Graubraun und Olivengrün bis ins Schwarze in mannig- facher Weise wechseln; dabei kann das Tier einfarbig bleiben oder durch bald dunklere, bald hellere Flecken verschiedentlich gezeichnet erscheinen. Über die Mitte des Körpers läuft, namentlich bei nicht ganz ausgewachsenen Tieren, häufig ein. meist ziemlich unschein- barer, gelblicher Längsstreif. Die Färbung des Rumpfes geht auch noch auf die Seiten des Bauches über, der je nach Alter, Geschlecht und Form besonders längs seiner Mittelzone mehr oder weniger in- tensiv gelb, orange oder selbst feuerrot gefärbt sein kann. Alle diese Färbungen sind übrigens auch bei einem und demselben Tiere, je nachdem es sich im Wasser oder am Lande aufhält, mannigfachen Änderungen unterworfen; im ersteren Falle sind Farbe und Zeichnung gewöhnlich greller und lebhafter, doch ist in dieser Richtung auf der Oberseite bezüglich der Geschlechter kein Unterschied zu bemerken.
Bei der als Triton. pyrenaeus bezeichneten Form ist die Ober- seite vorherrschend schmutzig olivengrün oder grau, und zwar vom hellsten Aschfarben bis zum dunkelsten Schwarzgrau gefärbt. Die meisten dieser Tiere sind einfarbig, doch kommen auch solche vor, die mit mehr oder weniger intensiv gelben Makeln von sehr ver- schiedener Form, Anzahl und Ausdehnung gezeichnet sind, welche Flecken entweder zerstreut und isoliert bleiben, oder aber, und nament- lich am Rücken zu einer meist unregelmäßigen Längsbinde zusammen- fließen. Am Schwanze sind diese Makeln gewöhnlich weit schärfer als am Rumpfe und zeigt jener, besonders bei dunklen sonst selbst einfarbigen Stücken oben fast immer eine derlei helle Mittellinie. Doch sind, wie gesagt, gezeichnete Tiere viel seltener und kommen namentlich lebhaft zitronengelb gefleckte im vorgerückten Alter wohl nur ausnahmsweise vor. Unterseits sind Kehle, Bauchmitte und Schwanzschneide beim Männchen lebhaft gelb, beim Weibchen feuerrot, die helle Bauchzone jederseits von einer Reihe schwarzer Makeln begrenzt. Der Körper ist, hauptsächlich an den Rumpf- und Schwanzseiten mit sandartigen, oft mit einer schwarzen Spitze versehenen Körnern besetzt.
Der Triton rugosus der Autoren hingegen ist in der Regel gelblich olivenfarben oder graubraun, seltener schwärzlich, bei hellerer Fär- bung oft oben und unten mit schwärzlichen, bei dunklerer Grund- farbe nur ausnahmsweise mit kaum hervortretenden lichteren Flecken versehen und zeigt unterseits niemals die grellen Tinten der voran- gehenden Form. Die Oberseite ist mit zahlreichen, am Ende dunkleren Körnern übersäet, die an den Kopf- und Schwanzseiten am größten und daselbst dornartig ausgezogen sind.
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Bei beiden Formen, die übrigens nach den bisherigen Erfahrungen nicht untereinander vorzukommen scheinen, ist die Kloake im männ- lichen Geschlechte dunkel, beim Weibchen dagegen mit dem Bauche übereinstimmend gefärbt.
Junge Tiere sind auf hellgrauem Grunde gelb gefleckt, unterseits orangefarben.
Die Gesamtlänge wechselt von etwa I0o—ıI6 cm; letztere Maße erreicht jedoch nur die Rugosus - Form und erlangt dieselbe durch die bedeutende Größe, den breiten und platten Kopf, sowie durch die starke Rauhigkeit der Haut eine gewisse Ähnlichkeit mit Triton Waltli, von dem sie übrigens in allen Fällen durch die Stellung der Gaumenzähne leicht und sicher unterschieden werden kann.
Triton asper tritt gleich im ersten Frühjahre in die Brunst, sobald das Eis in den ihm zum Aufenthalte dienenden Gewässern geschmolzen ist. Zu der Zeit schwellen dann die Kloakenlippen an und die Unterseite zeigt grellere Tinten. Der Eiablage geht eine Art Begattung voraus. Wie bei der vorigen Art drängt sich das Männ- chen unter das Weibchen, umschlingt dasselbe am Ende des Rumpfes von unten nach oben mit dem kräftigen Greifschwanz und umarmt dasselbe zugleich mit einem Vorderbeine, wobei die Kloaken beider Tiere dicht aneinander zu liegen kommen. Zugleich reibt das Männ- chen mit seinen Hinterbeinen den Kloakenkegel und mit seiner Schnauze den Körper des Weibchens, es auf diese Weise zum Ent- gegenkommen reizend, bis endlich der Spermatophor ausgestoßen wird, von dem dann das Weibchen den Samen aufnimmt. Der Geschlechtstrieb ist namentlich bei den Männchen sehr heftig und kommt es nicht selten vor, daß brünstige Individuen in Ermanglung von Weibchen sich nicht nur an Männchen ihrer eigenen, sondern auch an Molchen anderer Art vergreifen und mit ihnen Begattungs- versuche anstellen ; man trıfft daher oft mehrere Männchen zu Klum- pen verschlungen und zusammengeklammert an, in ihrem Paarungs- triebe sich gegenseitig festhaltend. Die Brunst dauert übrigens so ziemlich die ganze wärmere Jahreszeit hindurch und kann man im Hochsommer ebensogut wie im Frühjahre paarungslustige Männchen treffen. Infolgedessen findet auch die Eiablage sowie das Auskriechen der Larven zu sehr verschiedenen Zeiten statt und findet man daher an ein und derselben Lokalität oft sich begattende Paare, Eier und Larven von sehr mannigfaltiger Größe kunterbunt durcheinander; von letzteren kommen die spät ausgekrochenen in demselben Jahre nicht mehr zur Entwicklung und müssen daher unter dem Eise über- wintern. Die Eier werden einzeln in sehr kurzen Zwischenräumen oft schon während der Begattung gelegt und bleiben an Steinen haften; sie haben fast die Größe einer kleinen Erbse und einen weiß- lich- oder grünlichgelben Dotter.
Die Larven sind grau oder olivenbraun mit sehr feinen gelblichen Punkten und oft noch mit ebensolchen größeren Makeln besetzt. Die Schwanzschneiden sind gelb, der Flossensaum dunkel punktiert, der in der Mitte gelbe Bauch dunkelbraun gesprenkelt. Die Färbung der Larven ist übrigens auch nach deren Aufenthalt verschieden und kommen im seichten Wasser gewöhnlich helle und deutlich
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gefleckte, im tiefen dagegen meist ungefleckte, dunkle, ja selbst ganz schwarze Tiere vor. Sehr kleine Larven ‚sind übrigens stets gelblich mit braungrauen Punkten und weißlicher Unterseite; die Größe ausgewachsener beträgt etwa 6 cm.
Diese Art ist bisher nur in den Pyrenäen nachgewiesen, woselbst sie bis zu 2300 m Meereshöhe in Gebirgsseen und den damit zusammen- hängenden Wasserläufen, hier namentlich in von ihnen gebildeten Tümpeln und Seitenbuchten, allenthalben häufig und wie es scheint, die ganze warme Jahreszeit hindurch vorkommt. Im Mittelgebirge finden sich die Tiere weit seltener, obwohl sie hier, offenbar durch Hochwasser herabgeschwemmt, mitunter noch in 700 m absoluter Höhe angetroffen werden; sie halten sich ausschließlich auf Stein- grund auf, während Wasseransammlungen mit Schlamm- oder Sand- boden absolut vermieden werden. Den Tag bringen sie mit Vorliebe unter und zwischen den Steinen zu, während sie abends oder bei Nacht häufiger im Freien zu sehen sind, da sie zu der Zeit ihrer aus Insekten, Schnecken und Würmern bestehenden Nahrung nachgehen oder dem Fortpflanzungsgeschäfte obliegen. In sehr forellenreichen Gewässern trifft man-sie in der Regel nicht an, wahrscheinlich wohl deshalb, weil die räuberischen Fische die ihnen gegenüber vollkommen wehrlosen Molche nicht aufkommen lassen. Sie schwimmen stoß- weise, wie andere Urodelenlarven und durchmessen daher nur kurze Strecken. Ihr Fang ist im ganzen nicht leicht, da sie in den Zwischen- räumen der den Boden der Gewässer bedeckenden Steine und Fels- trümmer zahlreiche und sichere Schlupfwinkel besitzen, ın denen sie bei Annäherung des Netzes sofort blitzschnell auf Nimmerwieder- sehen verschwinden. Leichter gestaltet sich der Fang am Lande, wenn man die Tiere am Ufer in entsprechenden Verstecken auf- sucht, woselbst man immerhin noch eine ziemliche Anzahl erbeuten kann.
In der Gefangenschaft sind diese Molche ziemlich heiklich. Ent- sprechend ihrem natürlichen Aufenthalte, wo die von ihnen bewohnten Gewässer im günstigsten Falle Mitte Juni, oft aber auch erst in der zweiten Hälfte des Juli auftauen und vorzugsweise durch Gletscher und Schneeschmelzen gespeist werden, verlangen sie. stets frisches und kaltes Wasser, das eine Temperatur von 8° C womöglich nicht übersteigen soll, daher der Aufenthalt in den gewöhnlichen Aquarien ihrer Lebensweise im reinen und eisigen Gebirgswasser durchaus nicht entspricht. Sie gehen infolgedessen bald zugrunde, wenn nicht beständig für Zufuhr frischen und kalten Wassers gesorgt wird. Der Boden des Aquariums ist am besten mit reinem Flußkies zu bedecken, Pflanzen sind, da sie in ihren natürlichen Wohnplätzen meist auch nicht vorkommen und das Wasser leicht verunreinigen können, nicht einzusetzen. Überhaupt ist auf Reinlichkeit die größte Sorg- falt zu verwenden, da die Tiere bei dem geringsten Versehen in dieser Richtung leicht Geschwüre bekommen, an denen sie gewöhnlich eingehen. Das Aquarium soll nicht zu klein sein, der Wasserstand etwa I2—I5 cm betragen. Eine mit vielen Schlupfwinkeln versehene Felseninsel ist absolut notwendig, da sich die Tiere besonders am Tage und außer der Brunstzeit gerne in dieselbe verkriechen und oft
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lange Zeit, mitunter in den sonderbarsten Stellungen, darauf ver- weilen. Sie sind außer der Paarungszeit ziemlich träge und vielleicht auch deshalb weit weniger gefräßig als andere Arten; am vorteil- haftesten kann man sie mit Fliegen, Regenwürmern und rohem Fleisch ernähren; zur Fortpflanzung bringt man sie in der Gefangen- schaft nur schwer. Wegen der agressiven Eigenschaften der Männ- chen empfiehlt es sich, diese Art nicht mit anderen Urodelen zusammen- zuhalten.
Das Tier sollte eigentlich Triton glacialis heißen, da es unter diesem Namen unstreitig das erstemal von De Philippi im Jahre 1847 in den Seances de l’Academie du Montpellier erwähnt wurde. Da sich aber in neuerer Zeit die Bezeichnung asper schon allent- halben eingebürgert hat, so will ich die dermalen übliche Benennung durch Einführung einer neuen nicht wieder umstoßen.
3. Triton montanus: Dentium palatinorum series postice valde diver- gentes. Lingua laterıbus libera ampla, subovata, emissilis. Paro- tides distinctae. Plica gularıs nulla. Digiti breviusculi, basin versus dilatatı. Cutis subglabra. — Long. 8$—II cm.
Molge platycephala Gravenh. Delic. mus. zool. vratisl. I. Reptil. pag. 84. part. (1829). — Megapterna montana Savi Nuovo Giorn. lete... No, ro2; tab. ZVI (1838). — Euproctus platycephalus Bonap. Amph. europ. pag. 68, 88. part. (1839).. — Pelonectes platy- cephalus Fitzing. Syst. reptil. pag. 33. part. (1843). — Euproc- tus Rusconii Dum. Bibr. Erpet. gener. IX, pag. 159. part. (1854). — Triton platycephalus Strauch Revis. Salam. M&m. Acad. Scienc. Petersb. VIII. Ser. vol. XVI. No. 4, pag. 35. part. (1870). — Euproctus montanus Giglioli Ann. Mus. Civ. Stor. nat. Gen. vol. XIII, pag. 579 (1878). — Molge montana Bouleng. Catal. Batrach. grad. Brit. Mus. pag. 23 (1882). — Triton montanus Schultze Amph. europ. (1902).
mas. Trbris posticis prominentia compressa rotundata instructis. Regio analıs nuptiae tempore conica, apıce aperta. fem. Tibiis posticıs laevibus. Regio analis subconvexa, subtus aperta.
Typus. Supra fuscus vel sordicte olivaceus, maculis pallidioribus lineaque flavescente vertebrali saepe notatus,; subtus diaphanus, carneo-grisescens, aut concolor aut obsolete obscuro-punctatus.
var. a) Supra olivaceus, maculis virescentibus lineaque media flaves- cente institutus,; subtus grisescens, albo-sparsus.
var. b) Supra aeneo-virens, lineis obscuris irregularıler variegatus,; subtus fuscescens, punctis plurrimis albo-margaritaceıs.
var. c) Supra fuscescens, linea vertebrali aurantiaca fasciaque pallidiore ad latera notatus,; subtus grisescens, albo-sparsus.
juv. Supra nigro-fuscus, maculis viridibus lemniscatıs. Regıo palpe- bralis aurato-notata, linea dorsali aurantiaca.
In Habitus und Größe etwas an Triton alpestris erinnernd. — Der Kopf ist groß, viel länger als breit, von den Augen nach rück- . wärts namentlich beim Männchen merklich halsförmig verschmälert,
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sein vorderer Teil platt, die hintere Partie aber durch die gut ent- wickelte Scheitelmuskulatur und die namentlich im männlichen Geschlechte merklich vortretenden Ohrdrüsen mehr erhöht. Die mit ziemlich deutlicher Seitenkante versehene, vorne flach verrundete Schnauze ragt etwas über den Unterkiefer vor, Lippensäume und Kehlfalte fehlen. Der Interokularraum ist breiter als ein oberes Augenlid und etwa ebenso groß wie der Internasalraum, die kleinen, schmal eiförmigen Augen sind vollkommen seitlich gestellt, vom Oberlippenrande nicht viel weiter als die Nasenlöcher entfernt, welch letztere ziemlich groß und nahe der Schnauzenspitze gestellt sind. Die schwach geschwungene Mundspalte ist weit hinter die Augen verlängert. Die zwischen den Choanen beginnenden Gaumenzähne bilden zwei, in ihrer vorderen Erstreckung nebeneinander laufende, später aber auseinander tretende Reihen, in der Weise etwa die Form
Bier,
Triton montanus Savi, Männchen. a. Fersenhöcker.
eines umgekehrten Y (A) nachahmend; doch sollen sie manchmal auch gleich von ihrem Beginne an in spitzem Winkel divergieren. Die große und fleischige Zunge ist rundlich, fast den ganzen Vorderteil des Mundhöhlenbodens ausfüllend, seitlich sowie hinten frei; sie kann ziemlich weit herausgeschlagen werden. Der im ganzen ziemlich schlanke Rumpf ist verrundet, beim Männchen oft oberseits etwas verflacht, nach. rückwärts besonders beim Weibchen etwas bauchig erweitert. Die Vertebrallinie ist, namentlich nach hinten zu, oft schwach furchenartig vertieft. Die Kloake ist beim Männchen schlauch- oder kegelförmig, mit nach hinten und unten gerichteter runder Öffnung, beim Weibchen dagegen nur zur Brunstzeit schwach angeschwollen und mit der Öffnung nach unten sehend, sonst aber flach und längsgespalten. Der Schwanz ist ziemlich dick, an der Wurzel breiter als hoch, im hinteren Drittel zusammengedrückt und erniedrigt, mit ziemlich breit verrundeter Spitze und stets kürzer als der übrige Körper; ein Flossensaum ist nur während der Laichzeit
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gegen sein Ende zu schwach angedeutet. Die Vorderbeine sind etwas kürzer als die hinteren, letztere beim Männchen an der Innenseite der Schienen gegen die Ferse zu mit einer scheibenförmig zusammen- gedrückten, außen gerundeten Hervorragung versehen. Die Zehen sämtlicher Beine sind kurz und abgeplattet, nach der Basis zu er- weitert. Die glatte oder äußerst fein chagrinierte Haut ist nament- lich bei konservierten Tieren durch zahlreiche lineare, sich mannigfach schneidende Impressionen in bald größere, bald kleinere flach warzen- förmige Felder geteilt und unterseits so fein, daß man die Eingeweide durchschimmern sieht. Größere, aus der Haut mehr hervortretende Körner, wie etwa bei den zwei vorigen Arten, fehlen durchaus.
Die Färbung und Zeichnung dieser Art ändert vielfältig ab und ist besonders nach dem Standorte oft sehr verschieden. Am häufigsten zeigt die Oberseite ein helleres oder dunkleres Grau- oder Olivenbraun, das oft durch bald mehr bald weniger zahlreiche, entweder isolierte oder auch verfließende, aber nur schwach hervortretende schmutzig weißliche Punkte oder Flecken derart unterbrochen wird, daß bald die letztere Färbung, bald wieder die Grundfarbe vorherrscht. Über den Rückenfirst zieht eine auch ziemlich unscheinbare düster gelb- liche oder rostbraune Mittellinie, die aber niemals auf den Kopf übertritt. Die Unterseite ist grau oder bräunlich, bald einfarbig bald und zwar häufiger mit zahlreichen weißen Punkten gesprenkelt. Frisch gehäutete oder noch im Wasser lebende Tiere zeigen gewöhn- lich oben ein unreines, schwach metallglänzendes Grün, das, außer dem oberwähnten Rückenstreif, noch von dunkleren, bräunlichen oder schwärzlichen Punkten und Marmelflecken unterbrochen wird. Jüngere Stücke sind nicht selten am Kopfe mit lebhaft grünen oder gelben, goldig schimmernden Flecken versehen, die besonders häufig vor und hinter den Augen, sowie auch im Mundwinkel stehen. Diese Flecken erhalten sich jedoch nur ausnahmsweise im weiblichen Geschlechte auch bei erwachsenen Tieren, während sie sonst bald ihren Metallglanz verlieren und mit zunehmendem Alter in der Regel matt und blaßgrün werden. — Sehr häufig wieder ist die Oberseite olivenfarben mit mehr oder weniger abgehobenen, übrigens sehr ver- änderlichen grünen Flecken, die am Rücken mitunter in Querreihen stehen und am Schwanze am größten sind; gegen den Bauch zu werden diese Flecken meist heller und fließen gerne zu Längsbinden zusammen. Über den Rücken zieht eine gelbliche oder orangefarbige Linie, die braune Kopfmitte sendet ebensolche Seitenäste gegen die Augen hin. Die Beine sind hellbraun und grün gezeichnet, die Zehen ebenso geringelt; der Bauch zeigt namentlich an den Seiten weiße Perlflecken. — Bei anderen Stücken verdrängen die oft dunkel- metallisch grünen Flecken mitunter die Grundfarbe so sehr, daß diese nur mehr in Form unregelmäßig geschlängelter dunkler Linien erhalten bleibt. Die Unterseite ist in diesem Falle gewöhnlich braun . gefärbt. — Endlich kommt noch eine im ganzen ziemlich einförmig braune Form vor, bei welcher der Körper, außer der orangegelben Rückenlinie, noch von einer helleren Seitenbinde durchzogen wird.
Die Jungen sind im allgemeinen von den Alten wenig verschieden und findet man unter ihnen ebensogut dunkle und einfarbige, wie
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helle und lebhaft gefleckte und marmorierte Formen. Doch ist der Rückenstreifen fast immer sehr grell, zitronen- oder orangegelb und metallische Flecken und Puderungen weit häufiger als bei Erwachsenen
Die Länge des Tieres beträgt etwa 8—ıo cm.
Bei der Paarung wird das Weibchen vom Männchen mit dem Munde am Schwanze gepackt, mit dem Greifschwanze am Ende des Rumpfes umschlungen und zugleich an der Schwanzbasis von den scheibenförmigen Hervorragungen der Hinterbeine festgehalten. Indem nun das Männchen die weibliche Kloake reibt, tritt nach etwa 10—20 Minuten dauernder Begattung aus der unter der weiblichen Afteröffnung gelagerten Kloake des Männchens der glashelle Sper- matophor aus, der gewöhnlich zwischen dessen Sohlen liegen bleibt und so dem Weibchen direkt das Abheben der darin enthaltenen Samenmassen gestattet. Die Eier werden meist einzeln, seltener mehrere zusammen, an von der Strömung möglichst geschützten Wasserstellen auf die Unterseite von Steinen abgelegt.
Die meist ziemlich walzenförmigen, von Querfurchen durch- zogenen Larven zeichnen sich durch das Fehlen des Rückenkammes und durch kurzen, mit mäßig hoher, am Ende breit zugerundeter Flosse versehenen, Schwanz aus. Die fast gleich langen Kiemen sind dick, sehr kurz gestielt und knapp nebeneinander gelegen. Der Körper ist anfangs .hellgelb, fein schwarz punktiert; da aber die schwarzen Punkte mit fortschreitendem Wachstume immer zahl- reicher und ausgedehnter werden, so wird hierdurch die Grundfarbe immer mehr verdrängt, bis endlich das Schwarz zu letzterer wird und das ursprüngliche Gelb nur mehr in Fleckenform zurückbleibt. In diesem Alter tritt dann auch die orangerote Rückenlinie auf und die Seiten sind mit einem lebhaften Goldglanze übergossen. — Übri- gens hat das hier Gesagte nur bezüglich der im tiefen Wasser lebenden Larven seine Gültigkeit, da die Färbung derselben im allgemeinen mit dem Wasserstande zusammenhängt. Während nämlich im tiefen Wasser wohnende Larven, namentlich wenn sie schon größer sind, mit Ausnahme des gelben Rückenstreifens, stets dunkel, oft sogar nahezu schwarz erscheinen, hellen sie sich im seichten Wasser all- mählich auf, so daß das Schwarz in Braun oder ÖOlivenfarben, das Grau oder Gelbgrau in Gelbbraun, das Grünliche in ein reines und gesättigtes Grün übergeht. Man findet daher im Freien ebensogut oft dunkle als auch helle Larven, da diese, je mehr sich die Lungen auf Kosten der Kiemen entwickeln, wenn es die Verhältnisse ge- statten nach und nach immer seichtere, ihnen das Atemholen leichter machende Stellen aufsuchen und infolgedessen ein immer lichteres Kolorit erhalten. — Die Zeitdauer.der Entwicklung ist für die ein- zelnen Larven nach der Temperatur und Höhenlage ihres Wohnortes verschieden.
Trıton montanus bewohnt ausschließlich die gebirgigen Teile von Korsika und gelangt nur durch allfällige Verschwemmung in die Niederungen, mitunter selbst bis in die Küstenstriche herab. Hier wird er jedoch fast immer nur in Larvenform angetroffen, ein Um- stand, der vermuten läßt, daß die Tiere nur im Eizustande so weit herabgelangen und unter den für Hochgebirgsbewohner nicht günsti-
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gen klimatischen Verhältnissen daselbst gewöhnlich schon vor Be- endigung ihrer Metamorphose eingehen.
Während der Brunstzeit, welche jährlich zweimal, im Frühling und im Herbst, stattfindet, lebt das Tier bis zu 2260 m Meereshöhe in dem klaren und kalten Wasser von Bergseen, Fluß- oder Bach- läufen sowie in den von letzteren gebildeten Buchten und Tümpeln, welche es das erstemal schon gleich nach der Schneeschmelze auf- sucht, um selbe bei Eintritt der warmen Jahreszeit wieder zu ver- lassen und mit dem Landaufenthalte zu vertauschen. Die ersten Herbstregen locken es dann wieder hervor und es begibt sich zum zweitenmal ins flüssige Element, um abermals zur Fortpflanzung zu schreiten; die Entwicklung der Larven scheint jedoch stets noch in derselben Saison zum Abschlusse zu gelangen. Während andere Tritonen auch während ihres Wasseraufenthaltes, namentlich bei Nacht, öfters ans Land gehen, scheint dies bei unserer Art nicht der Fall zu sein, da sie zu der Zeit, gewaltsam aufs Trockene versetzt, sogar sehr bald eingeht.
Der Fang dieser Molche ist ziemlich schwierig und wenig ergiebig, da dieselben zur Brunstzeit nicht wie ihre Gattungsverwandten gesellig und in Menge lebhaft und liebewerbend herumschwimmen, sondern nur am Grunde des Wassers unter Steinen paarweise. an- einander geklammert anzutreffen sind. Man muß sich daher bei der Suche nach denselben auf das Umkehren der Steine verlegen, was übrigens auch noch sehr behutsam und mit großer Vorsicht zu geschehen hat, damit die beim Abheben eines Steines aufge- deckten Tiere nicht sofort durch die Strömung hinweggeschwemmt werden.
Während des Landaufenthaltes zeigt diese Art in ihrem Vor- kommen viele Ähnlichkeit mit Salamandra atra, indem sie zu der Zeit wie diese in morschen Stämmen, unter losen Baumrinden, Steinen, Wurzelwerk und dergleichen oft gesellig und in größerer Anzahl beisammen gefunden wird, daselbst wahrscheinlich eine Art Sommer- schlaf haltend, da die Tiere bei ihrem Wiedererscheinen im Herbst gewöhnlich sehr abgemagert sind. Weil sich übrigens das Wasser- und das Landleben dieser Molche nach der Temperatur der von ihnen bewohnten Örtlichkeit richtet, so kann man sie beispielsweise in höheren Lagen noch zu einer Zeit in Wasser finden, zu der sie ın der Niederung dasselbe längst verlassen haben.
In der Gefangenschaft sind Montanus ähnlich wie die voran- gegangene Art zu halten; nur pflegen sie erst nach längerer Zeit zur Annahme der Nahrung zu schreiten, welche wenigstens anfangs am besten aus Fliegen besteht, die sie gewöhnlich nicht mit den Kiefern ergreifen, sondern nach Art der Froschlurche mit ıhrer vorstreckbaren Zunge herabklatschen. Nach und nach können sie dann auch an rohes Fleisch oder Kalbsleber gewöhnt werden. Da die Tiere, sofort in tiefere Aquarien eingesetzt, fast immer ertrinken, so sind sie anfangs in seichtes Wasser zu geben, in welchem man ihnen durch hineingelegte größere Steine das Herausklettern ermöglicht und das Erreichen der Insel erleichtert. Jüngere sind am besten in entsprechend eingerichteten Feucht-Terrarien zu halten.
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4. Triton Rusconii: Dentium palatinorum series postice modice divergentes. Lingua lateribus libera parva, antice dılatata, postice sensim attenuato-prolongata. Parotides plicaque gularis nulla. Digiti gracıiles, subeylindrici. Cutis sparsim albo-granu- lata. — Long. II—I4 cm.
Molge platycephala Gravenh. Delic. mus. zool. vratisl. pag. 84. part. (1829),. — Euproctus Rusconi Gene Synops. Reptil. Sardin. pag. 28. zo tab. Ifig. 3,4, 5 (1839,.— Pelonectesplatycephalus Fitzing. Syst. Reptil. I pag. 33 (1843). — Euproctus platycepha- lus Gray Catal. specim. Amph. Coll. Bit. Mus. pag. 24 (1850). — Triton platycephalus Strauch Revis. Salam. Mem. Acad. sc. Petersb. VIII T. XVI No. 4 pag. 35. part. (1870). — Molge Rusconi Bouleng. Catal. Batrach. grad. pag. 24 (1882). — Triton Rusconi Schultze Amph. europ. (1892).
mas. Tibris posticis tuberculo prominenti calcaratis. Regio analıs in conum, apertura apicali caudae basım versus hiantem, producta.
fem. Tibris posticis laevibus. Regio analis convexa aut conica, apertura apicalı nuptiae tempore subtus hiante.
Typus: Supra sordide olivaceus vel fuscescens, linea vertebrali ma- culisque corporis albidis aut flavescentibus,; subtus albidus, nigro- punctatus, pedibus, caudae acıe anoque flavescentibus.
var. a) Dorso maculis biseriatis interdum in fascias transversas con- fluentibus.
var. b) Maculis dorsalibus in fasciam irregularem, dentato-repandam cONMNexis.
var. c) Nigro-olivaceus, fere concolor.
juv. Dilute flavescens aut virescens. Corpore ad latera fusco-adsperso maculıs obscure limbatis, dorso linea vertebrali ferruginea. Subtus plerumque flavus, concolor.
Eine durch den großen, auffallend niedrigen Kopf sowie durch die platte, hechtartig vorgezogene Schnauze leicht kenntliche Art.
Der Körper ist schlank, der beim Männchen etwas verflachte Rumpf beim Weibchen verrundet und mitunter selbst schwach bauchig erweitert. Der Kopf ist merklich länger als breit, höchstens dreimal in der Rumpflänge enthalten, vom Mundwinkel an nach rückwärts deutlich halsförmig verengt. Der Interokularraum ist schmal, etwa der Breite eines oberen Augenlides gleichkommend und schmäler, oder höchstens so ‚breit wie der Internasalraum. Die verhältnismäßig kleinen Augen stehen nicht sehr vor und sind etwas schief nach vorne gegen einander gerichtet. Parotiden und Kehlfalte fehlen. Die Schnauzenseiten fallen schief nach außen und unten ab, die Zügelgegend ist etwas vertieft, daher die Schnauzenkante schwach angedeutet. Die Mundspalte ist groß, nach rückwärts über die Augen hinaus verlängert, die Oberlippe beim Männchen mit gut entwickeltem Hautsaum. Die dünne Zunge ist klein, etwa den dritten Teil der Mundhöhle ausfüllend, von gestreckt birnenförmiger Gestalt, vorne ganz mit dem Boden der Mundhöhle verschmolzen, seitlich frei, nach hinten allmählich in einen langen Fortsatz verschmälert. Die Gaumenzähne stehen in zwei nach rückwärts schwach ausein-
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andertretenden vorne manchmal parallelen und zwischen den inneren Nasenlöchern entspringenden Reihen. Die Kloake bildet beim Männchen zur Brunstzeit einen an der Spitze mit runder Öffnung versehenen, stumpfen Kegel, dessen frei nach hinten vorragendes Ende nach aufwärts gegen die Schwanzwurzel gerichtet ist. Beim Weibchen wird die Kloake zu der Zeit länglich kegelförmig und ist ihre ebenfalls an der Spitze gelegene Öffnung nach hinten und unten gekehrt. Nach der Paarung wird die fast ihrer ganzen Länge nach mit der Schwanzwurzel verwachsene Kloake beim Männchen stumpfer und kürzer, beim Weibchen dagegen mehr flach konvex. Der an der Basis gerundet vierseitige, im weiteren Verlaufe aber sehr dünn und scharf werdende Schwanz ist an der etwas erniedrigten Wurzel beim Männchen mehr, beim Weibchen etwas weniger bogig nach aufwärts gekrümmt, verschmälert sich allmählich nach rückwärts und läuft endlich in eine abgerundete Spitze aus. Er ist im allge-
Fig. 8.
Triton Rusconi Gene. a. Schwanz des Männchens, 5b. rechtes Hinterbein desselben mit dem Fersenhöcker, c. von unten, d. Kloake des brünstigen Männchens, e. des Weibchens.
meinen sehr niedrig, in der Jugend kürzer als im Alter, bei Erwachsenen mindestens die Hälfte der ganzen Körperlänge betragend. Zur Brunstzeit sind die Schwanzschneiden mit einem niedrigen, welligen Hautsaume versehen, der oben höher und beim Männchen an der Spitze gekerbt, sonst aber wie unten ganzrandig ist. Die Vorder- beine sind schlank, die hinteren etwas kräftiger, die Finger und Zehen ziemlich lang, mehr weniger zylindrisch oder etwas abgeplattet, bis zur Spitze fast durchaus gleich dick und deutlich gegliedert. Die Handballen und Fußsohlen haben keine Höcker. Beim Männchen ist die Außenseite der Hinterschienen stark dreieckig erweitert, wodurch ein höckerartiger Vorsprung entsteht, der mitunter nach rückwärts bis an die Fußwurzel reicht, oft spornartig über dieselbe hinausragt und fast wie ein sechster Finger aussieht. Die im Wasser glänzende, in der Landtracht aber matte Haut trägt namentlich an den Rumpf- und Schwanzseiten knochenartige, ziemlich zerstreut stehende, runde, kegelförmige oder selbst dornartige Körner, die entweder mit der Haut gleichfarbig, weit häufiger aber heller, gelblich
60 Salamandridae.
oder weißlich, ja bei frisch gehäuteten Wasserstücken oft sogar horn- artig durchscheinend sind; die Unterseite ist im ganzen glatt.
Die Färbung der Oberseite ist gewöhnlich ein helleres- oder dunkleres Braun oder Graubraun, das bei in bedeutenden Höhen lebenden großen Stücken mitunter bis zum Braunschwarz abändern kann. Über die Mitte des Körpers zieht, meist schon am Hinter- haupte beginnend, fast immer eine hellere, gelbliche oder bräunliche Längslinie. Die am häufigsten vorkommenden typischen Stücke sind in der Regel unregelmäßig gelblich oder bräunlich gefleckt oder gemarmelt, wobei bald die eine, bald die andere Färbung sowohl als Grundton, als auch fleckenbildend auftreten kann. Nicht selten treten übrigens diese Flecken so wenig hervor, daß die Tiere im ganzen so ziemlich den Eindruck der Einfarbigkeit machen; oft sind aber auch die Farben scharf voneinander gesondert, wodurch dann die Tiere mehr oder weniger bunt und lebhaft gefärbt erscheinen und wenn, was namentlich zur Brunstzeit der Fall ist, die Flecken grün- lich sind, fast etwas an Triton marmoratus erinnern. Bei manchen Stücken stehen die hellen Rückenmakeln in zwei Längsreihen, die entweder abwechselnd oder einander gegenübergestellt sind und in letzterem Falle mitunter zu hintereinanderstehenden Querbinden verfließen. Sind hingegen die alternierenden Flecken derart ver- größert und erweitert, daß sie in der Rumpfmitte mehr oder weniger zusammenstoßen, so wird hierdurch eine über die ganze Oberseite des Rückens hinziehende unregelmäßige Zackenbinde gebildet. Der Kopf ist häufig, namentlich im vorderen Teile, heller gefärbt oder zeigt neben den Nasenlöchern oder auf den Augenlidern gelbliche Flecken; seine Seiten haben öfters dunkle Punkte, die nicht selten in mehr weniger deutliche vom Nasenloch durch das Auge ziehende Frenal- und Postokularstreifen zusammenfließen, welche gewöhnlich nach unten zu hell gesäumt sind. Zur Paarungszeit sind die grünen Rückenflecken oft noch mit metallischem Puder besäet. Unterseits sind Kehle, Beine, Kloake und Schwanzbasis gelblich, der Bauch grau- oder gelblichweiß, mit beim Männchen zahlreichen, beim Weibchen oft mehr oder weniger verschwindenden schwarzen, ziem- lich gleich großen rundlichen Flecken, die teilweise auch auf Beine und Kehle übergehen und am Unterleibe manchmal zu Längsreihen verfließen.
Im Landleben verdunkeln sich die Farben, das Hellbraun und Grün geht in Graubraun und Graugrün über, die schon im Wasser dunkel gewesenen Partien werden fast schwarz, das Gelb oder Weiß- gelb der Unterseite wird schmutzig grau oder gelbbraun.
Ganz junge Tiere sind hell bräunlich, oft ins Grüne geneigt, der Rücken mit rötlichbrauner Mittellinie und sowie die Schwanz- seiten mit gelblichen, bräunlichen oder grünlichen, mehr oder weniger dunkel umrandeten Flecken. Die Unterseite ist meist einfarbig hellgelb.
Die Totallänge des Tieres wechselt zwischen Io und I4 cm; sehr große Stücke kommen aber nur in höheren Lagen vor.
Die Paarung von Triton Rusconi erinnert in mancher Beziehung an die der Eidechsen. Wie bei diesen packt auch hier das Männchen
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das Weibchen mit dem Maule am Rumpfe, biegt seinen Körper so unter den des Weibchens, daß beide Kloakenöffnungen aneinander- kommen, umklammert es dann mit seinem Greifschwanz und hält es überdies noch mit den bespornten Hinterbeinen fest. Bei Austritt des Spermatophoren gelangt dann der Same entweder direkt in die weibliche Kloake, oder wird, an ihr hängen bleibend, erst später von derselben aufgenommen. Nach den bisherigen Beobachtungen scheint die Paarung zweimal im Jahre, im Juni und September, stattzufinden. Die Eier, welche mit der sie einschließenden Gallert- kugel über 5 mm im Durchmesser haben, werden in geringer Anzahl einzeln an geschützte Orte unter Steinen abgesetzt und brauchen etwa einen Monat zu ihrer Entwicklung.
Die Larven sind mäßig schlank, zylindrisch oder abgeflacht, mit 12—I4 Querfurchen am Rumpfe und verhältnismäßig kurzen, stämmigen Beinen. Die Kiemen sind ziemlich kurz, der höchstens körperlange Schwanz dick, erst im letzten Drittel kompreß; der Rücken hat in seiner Hinterhälfte einen kurzen Hautsaum, der auf dem am Ende zugespitzten Schwanz in eine hohe Flosse übergeht. Die Oberseite ist hellbraun, mit mehr oder weniger zahlreichen dunklen Punkten oder Flecken, welche die Grundfarbe oft teilweise, mitunter selbst ganz verdrängen. Die Unterseite ıst gelblich, die Bauchseiten oft dunkel bepudert.
Diese Art findet sich ausschließlich auf Sardinien, wo sie nament- lich die im Zentrum und im Norden der Insel gelegenen Berge, haupt- sächlich aber das Gebirgsmassiv des Monte Genargentu bewohnt, daselbst bis zu I8oo m Seehöhe emporsteigend. Durch Hochwasser ab und zu von seinen eigentlichen Wohnplätzen herabgeschwemmt, werden die Tiere mitunter auch in niederer gelegenen Örtlichkeiten angetroffen, doch scheinen ihnen dieselben nicht so zuzusagen, da sie hier niemals die Größe ihrer in höheren Lagen lebenden Genossen erreichen. Sie halten sich zur Paarungszeit in fließenden Gewässern, in Quell- und Felsentümpeln sowie in Seen auf, sıch hier von Insekten, vorzugsweise aber von ins Wasser gefallenen Raupen ernährend. Am Lande sind sie gewöhnlich unter Steinen, Baumrinden, hohlen Stämmen u. dergl., aber auch meistens in der Nähe von Gewässern, verkrochen; doch trifft man sie auch zur Zeit ihres Wasseraufenthaltes nachts häufig herumkriechend an, wo sie dann wahrscheinlich auf Nahrung ausgehen. — Zur eventuellen leichteren Auffindung des Tieres mag bemerkt werden, daß dasselbe von den Eingeborenen „Jrotta marina‘‘ genannt wird.
Da Triton Rusconii mit den zwei vorigen Arten im Vorkommen und in der Lebensweise übereinstimmt, so ist er auch in der Gefangen- schaft wie diese zu behandeln und wird daher in dieser Richtung auf das über dieselben Gesagte verwiesen. Außer beständig frischem und reinem Wasser ist Kühle und Schatten eine Lebensbedingung, da sie die Einwirkung direkter Sonnenstrahlen namentlich zur warmen Jahreszeit absolut nicht vertragen, abgesehen davon, daß hiedurch leicht das Wasser über die ihnen zuträgliche Temperatur erhöht wird. Da die Tiere, gleich anfänglich in tieferes Wasser eingesetzt, leicht ertrinken, so empfiehlt es sich dieselben zuerst in seichtes Wasser
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zu geben, das durch hineingelegte größere Steine und Felsbrocken ein Herauskriechen sowie das Besteigen der Insel erleichtert. Haben sie sich einmal eingewöhnt und das Ufer aufzusuchen gelernt, so kann man dann allmählich den Wasserstand erhöhen und sie schließ- lich auch in tieferem Wasser halten. Während sie bei Tage mit Vor- liebe auf der Insel verkrochen bleiben und zu der Zeit auch selten fressen, entwickelt sich des Abends und bei Nacht ihre eigentliche Tätigkeit. Da gehen sie gewöhnlich und gerne ins Wasser, schwim- men lebhaft in demselben oder laufen auch eidechsenartig mit ziem- licher Schnelligkeit am Boden des Aquariums herum, das brünstige Männchen nicht selten mit weitgeöffnetem Maule nach einem Weib- chen jagend. Die Fütterung kann am besten mit Regenwürmern, teilweise auch mit Fliegen und rohem Fleisch geschehen, das man ihnen abends ins Wasser wirft. Doch muß man sich hüten, von letz- terem zu große Stücke zu schneiden, da sie selbe mit besonderer Vorliebe ergreifen, sie aber nach vergeblichen Schlingversuchen häufig wieder ausspeien und dann, wahrscheinlich durch die An- strengung erschöpft, oft durch längere Zeit nichts zu sich nehmen. Desgleichen werfe man ihnen ja nicht mehr vor, als voraussichtlich auf einmal gefressen wird, da im Wasser liegen bleibende Nahrungs- partikel dasselbe durch ihre Zersetzung verunreinigen und den Tieren hierdurch verderblich werden können; es ist daher gut, einige Zeit nach der Fütterung nochmals nachzusehen und etwa zurückgeblie- bene Bissen herauszunehmen. Die Molche fressen, einmal einge- wöhnt und richtig gehalten, meist ziemlich gut und zeichnen sich namentlich die Weibchen durch große Gefräßigkeit aus. Da die Tiere auch an vertikalen Glaswänden mit Leichtigkeit emporklettern, so ist das Aquarium mit einem Deckel oder noch besser mit einem vorspringenden Rande zu versehen; hat man dasselbe mit einer Glasscheibe bedeckt, so ist während der heißeren Jahreszeit durch öfteres Abheben derselben für genügenden Luftwechsel zu sorgen.
Bei schlechter Haltung werden diese Molche bald krank, be- kommen Geschwüre und offene Wunden, sowie namentlich häufig blasige Auftreibungen an der Schwanzspitze, die dann über kurz oder lang mit dem Abfallen derselben und bald darauf mit dem Tode des betreffenden Stückes enden. Allfällig ertrunkene Exemplare kann man, wenn sie nicht schon zu lange im Wasser gelegen sind, manchmal noch dadurch retten, daß man sie rücklings auf feuchtes Löschpapier legt und ihnen durch schwaches Streichen von rück- wärts nach vorne das Wasser herausdrückt. Zur Fortpflanzung sind die Tiere in der Regel nicht zu bringen und ist es meines Wissens bisher nur einmal den rastlosen Bemühungen Wolterstorffs gelungen, in der Gefangenschaft von dieser Art Eier zu erhalten und zum Auskriechen zu bringen. — Die geistigen Fähigkeiten unseres Tieres stehen auf einer sehr niedrigen Stufe.
3. Triton Boscae: Dentium palatinorum series postice valde divergentes. Lingua mediocris, rotundata, lateribus libera. Caput supra medio sulcatum. Parotides plicaqgue gularis distinctae. Truncus ro-
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tundato-quadratus. Cauda humilis corpore longior, apice bre- viter mucronata. Cutis subglabra. — Long. 7—9,5 cm.
Triton parisinus Bosca Catal. rept. anfib. observad. Esp. Portug. e isl. Balear. pag. 30. 62 (1877). — Pelonectes Boscai Lataste Diagn. d’un nouv. Batrac. urod. d’Eur. Rev. Int. scienc. t. III pag. 275 (1879). — Triton palmatus var. Boscai Boettg. Amphib. aus Südportug. Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. Bd. LII, pag. 497 (1879). — Cynops Boscai Matazzo Santos Sur le tetard du ‚„Cynops (Pelo- nectes) Boscai‘ Journ. Scienc. Math. Phys. Nat. Acad. Lisboa t. XI pag. 99 (1890). — Molge Boscae Bouleng. Catal. Batrach. grad. pag. 18 (1882). — Triton B’oscae Schultze Amph. europ. pag. (1892).
mas. Supra flavo-fuscus, maculis parvis nigrescentibus irregurariter notatus; regio analis convexa. fem. Supra fusco-virens, maculis evanescentibus,; regio analıs sub- conica. juv. Supra obscure olivaceus vel nigrescens. Triton Maltzani Boettg. Zeitschr. f. ges. Naturw. 3. IV pag. 516.
Der Körper ist ziemlich schlank, der Kopf etwa um ein Drittel länger als breit, von den Augen nach rückwärts kaum verschmälert, in der Mitte mit deutlicher, aber seichter Längsfurche, der sich,
Fig. 9.
Triton Boscae Lat., Männchen, a. Querschnitt durch die Körpermitte, db. Schwanz- ende, ce Kloake des Weibchens.
namentlich bei konservierten Stücken, meist noch zwei neben den oberen Augenlidern hinziehende zugesellen. Da die Zügelgegend stark vertieft ist, hebt sich die Schnauzenkante gut ab; längs dieser und der oberen Augenlider sowie in der Zügelgegend stehen flache größere Poren. Der Oberkiefer ragt vor, der Lippensaum ist beson- ders zur Brunstzeit stark entwickelt. Die mehr kleinen, länglich eiförmigen Augen sind ziemlich seitlich gestellt, der Interokular- raum breiter als ein oberes Augenlid und als der Internasalraum. Augen und Nasenlöcher sind von der Mundspalte ziemlich gleich weit entfernt, Ohrdrüsen und Kehlfalte deutlich. Die Zunge ist mittelgroß, rundlich, seitlich in ziemlicher Ausdehnung und auch
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hinten etwas frei. Die Gaumenzähne bilden zwei vorne genäherte oder auch parallele, nach hinten aber stark divergierende Reihen. Der Rumpf ist am Rücken mehr oder weniger verflacht und daher von etwa gerundet viereckigem Querschnitt, seine Seiten nament- lich zur Brunstzeit zwar ziemlich scharf, doch niemals leistenartig hervortretend; in der Mitte zieht ein durch die vorragende Wirbel- säule gebildeter, wenigstens bei Weingeiststücken stets deutlich vor- springender Längswulst hin. Die Kloake ist beim Männchen halb- kugelig gewölbt und ihrer ganzen Länge nach gespalten, beim Weib- chen dagegen zur Brunstzeit mehr kegelförmig nach hinten vor- stehend, mit an der Spitze gelegener kleiner Öffnung. Die schlanken Beine haben vollkommen freie Zehen, die nahezu zylindrisch und gegen die Spitze etwas verschmälert sind. Der stets mehr als die Körperhälfte betragende Schwanz ist niedrig, zweischneidig, mit äußerst kurzem und dickem Flossensaum, sein plötzlich verrundetes oder schwach ausgeschweiftes Ende mit einem kurzen, beim Weib- chen oft fehlenden vorstehenden Faden versehen. Die Haut ist während des Wasserlebens glatt und schlüpfrig, am Lande aber matt samtartig oder fein chagriniert. fi
In Färbung und Zeichnung zeigt Boscae viel Ähnlichkeit mit vulgaris, von dem er sich jedoch durch das Fehlen des Kammes und die stets ungelappten Zehen, sowie durch die Bildung der Schwanz- spitze immer scharf unterscheidet. Die Oberseite ist beim Männchen mehr oder weniger gelbbraun, beim Weibchen in der Regel dunkler und mehr olivenfarben, der Kopf in beiden Geschlechtern stets heller; Nacken, Rumpf und Schwanz sind mit namentlich beim Männchen deutlichen und ziemlich regelmäßig gerundeten dunk- leren, oft schwärzlichen und mitunter gereihten Flecken besetzt, die nach unten zu größer und wegen der daselbst heller werdenden Grundfarbe schärfer abgehoben werden. Beim meist dunkleren Weibchen treten jedoch diese Flecken nur wenig hervor oder können selbst ganz fehlen, zumal sich auch der Grundton hier nach unten kaum erhellt und die gelbe Bauchmitte nur durch eine schmale, etwas hellere Seitenzone von der dunklen Rumpffarbe geschieden ist. Oft zieht auch über den Rücken bis auf die Schwanzwurzel ein gelbbrauner Längsstreif hin, der, wenn auch häufig fehlend oder undeutlich, so doch am Nacken gewöhnlich angedeutet ist. Die an den Seiten manchmal mit einzelnen schwarzen Punkten besetzte Kehle ist mehr schmutzig gelb, der Bauch hingegen, sowie am Schwanze beim Männchen nur die Wurzel, beim Weibchen aber die ganze untere Schneide sind lebhaft safrangelb. In der Regel ist die Unterseite einfarbig und sind allfällig dennoch vorkommende Flecken gewöhnlich nur an den Bauchseiten vorhanden, daselbst oft eine mehr oder weniger regelmäßige Längsreihe bildend. Die Rumpf- färbung ist von der des Bauches durch einen hellen, weißlichen oder gelblichen, schwach metallglänzenden Streifen getrennt, der, vom Mundwinkel ausgehend, seitlich bis an die äußerste Schwanzspitze hinzieht. Die Kloake ist beim Männchen in der Hinterhälfte ge- schwärzt, beim Weibchen dagegen meist einfarbig, gelb. Die Beine sind oben und unten wie der Körper gefärbt. Unter der Lupe be-
Triton. 65 trachtet ist überdies die ganze Oberseite mit zahlreichen schwarzen Atomen besetzt, die namentlich beim Weibchen mitunter an der Kehle zu rundlichen Fleckengruppen zusammentreten.
Beim Landaufenthalte verdunkelt sich die Grundfarbe und treten dann die schwarzen Makeln nur wenig oder auch gar nicht mehr hervor. Solche Tiere sind dann oben meist tief schwarzgrau, mit schmutzig gelben, oft aber gegen die Mitte ziegelroten, seitlich schwarzfleckigem Bauch. In der Konservierungsflüssigkeit wird dann die dunkle Fleckenzeichnung nach einiger Zeit meist wieder schwach sichtbar. — Eine ähnliche Färbung zeigen gewöhnlich auch die Jungen.
Vollkommen ausgewachsene Stücke können mitunter bis 9,7 cm Gesamtlänge erreichen.
Bezüglich seiner Vermehrung und Entwicklung scheint Boscae von den mitteleuropäischen Arten nicht verschieden zu sein. Die runden Eier sind halb weißlich und halb braun gefärbt, von einer länglichen Gallerthülle umgeben. Die ziemlich schlanken Larven haben sehr lange, die Rumpfmitte weit überragende Kiemen, die fein verästelt und lang gefranst sind. Der Rumpf ist mit II—ı2 Quer- und zwei mehr oder weniger ausgesprochenen Längsfurchen, sowie mit einem hohen, schon vor der Rückenmitte beginnenden Flossensaume versehen, der Schwanz länger als der übrige Körper, am Ende in eine lange, fadenförmige, aber nicht abgesetzte Spitze ausgezogen. Die hell- oder olivenbraune Oberseite ist mit zahlreichen dunkleren Pünktchen ziemlich gleichmäßig übersäet, desgleichen sind auch die Kiemen dicht dunkel bepudert. Über die seitliche Längs- furche laufen I—2 Reihen hellerer Flecken bis auf die Schwanzwurzel hin, an der Grenze des Rumpfes und Bauches stehen gereihte kreide- weiße Punkte und Striche; die Unterseite ist durchscheinend oder weißlich. Etwas ältere Larven mit schon mehr reduzierten Kiemen sind oben hellbraun mit rötlichen Sprenkeln, unten einfarbig gelblich.
Mitunter behält das Tier auch im erwachsenen Zustande die Larvenform bei. Solch neotenische Stücke sind von den normal ausgebildeten hauptsächlich durch die noch vorhandenen, obwohl viel kürzeren Kiemen und den hohen, deutlich flossengesäumten Schwanz, aber ohne Fadenanhang, verschieden. Sie sind oben oliven- braun und mit zahlreichen hellen Punkten gesprenkelt; gegen den Bauch zu stehen einzelne dunklere, aber wenig scharfe Flecken. Die Unterseite ist gewöhnlich blasser als bei ihren lungenatmenden Genossen.
Diese Art bewohnt ausschließlich die Pyrenäische Halbinsel und zwar, soweit bis jetzt bekannt, nur den zentralen und westlichen Teil derselben. In letzterem kommt sie von Galicien durch ganz Portugal bis an die Südküste allenthalben häufig vor, in Spanien dagegen scheint sie den Duero nach Norden nicht zu überschreiten, südlich bis Sevilla und östlich etwa bis zum vierten Grade ö. L. zu reichen; die östlichsten mir bekannten Fundorte sind Madrid, To- ledo und Ciudad-Real; in vertikaler Richtung steigt das Tier etwa bis I400 m Meereshöhe empor.
Schreiber, Herpetologia europaea. 5
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In der Lebensweise scheint Triton Boscae ebenfalls von seinen mitteleuropäischen Verwandten kaum abzuweichen, nur daß er mit Vorliebe klares Wasser zum Aufenthalte wählt und dasselbe, mit Ausnahme des Hochsommers, das ganze Jahr hindurch nicht ver- läßt. Im Vergleich zu unseren Molchen ist er mehr ruhig und lang- sam und schwimmt, wohl wegen des niedrigen Ruderschwanzes, lange nicht so gewandt und elegant wie die ihm ähnlichen dalmatus und mertidionalıs.
Aus dem Gesagten ergibt sich auch das Verhalten gegenüber von Gefangenen, obwohl selbe bezüglich der Fütterung ziemliche Schwierigkeiten machen, da sie in der Regel nur Lebendes anrühren und daher nicht leicht zur Annahme von Regenwurmstücken oder rohen Fleisches zu bringen sind, abgesehen davon, daß ihnen auch dieses Futter, für die Dauer gereicht, nicht wohl bekommt. Wer Boscae längere Zeit im guten Wohlsein erhalten will, muß sich für seine Pfleglinge unbedingt nach natürlicher Nahrung umsehen, bei welcher sich dieselben allein wohlbefinden und gedeihen. Als solches Futter empfehlen sich und sind noch am leichtesten zu erhalten ge- wisse Fliegenlarven und Würmer. Erstere, und zwar solche aus der Familie der Schnaken (Culicıdae) bekommt man am sichersten, wenn man sich um in Bottichen oder Trögen längere Zeit, nament- lich in der Sonne stehendes Wasser umsieht, in welchem sie oft ın Masse zu haben sind. Man findet da die dickköpfigen, mit schnel- lenden Bewegungen herumschwimmenden Larven und die frei im Wasser hängenden Puppen manchmal in großer Menge beisammen und kann sie mit einem feinen Teesiebe leicht herausfischen. Noch weniger Umstände macht der Fang der sog. Strudelwürmer (Tubifex rivulorum Lam.), welche in faulenden Pfützen und Wassergräben oft zusammenhängende rote Flecken bilden und daselbst häufig in großer Anzahl erbeutet werden können. Man schöpft zu dem Ende ganze Klumpen dieser Tiere samt dem Schlamm heraus, wirft sie zu Hause vorerst in reines Wasser und aus demselben dann, wenn sie gründlich gewaschen sind, in das Aquarium. — Gefangene Bos- cae häuten sich mitunter auch am Lande, was bei Tritonen im all- gemeinen seltener vorkommt.
6. Triton Montandoni: Dentium palatinorum series postice valde di- vergentes. Lingua majuscula, ovata, lateribus libera. Parotides parum, plica gularis sat distinctae. Caput trısulcatum. Truncus rotundato-quadratus, subtus aurantiacus, concolor. Cutis sub- glabra (aguaticus) aut verrucosa (terrestris). — Long. 8—10,5 cm.
Triton Montandoni Bouleng. Descript. esp. nouv. Trit. Bull.
Soc. zool. France V, pag. 157 (1881). — Molge montandoni Bou- leng. Catal. Batr. grad. pag. 17 (1882).
mas. Dorsum deplanatum lateribus distincte carinatum. Cauda nup- tiae tempore in filum acuminatum sensim producta. Regio analıs pedesque postici nigri.
fem. Truncus subrotundatus, cauda filo terminali destituta. Regio analis pedesque ventri concolores.
Triton. 67
In Größe und Aussehen an Triton alpestris erinnernd, mit dem er auch bezüglich seines Vorkommens im Gebirge und teilweise in der Färbung übereinstimmt.
Der Körper ist ziemlich kräftig, der oben flache Kopf etwas länger als breit, von den Augen nach rückwärts nur wenig verengt, die vorne breit gerundete, mit gut hervortretender Seitenkante ver- sehene Schnauze von drei deutlichen Längsfurchen durchzogen, deren mittlere gerade ist, während die seitlichen bogig längs der Innenseite der Augenlider verlaufen. In den letzteren, sowie in der vertieften Zügelgegend sind nabelartige, größere Drüsenporen zu be- merken. Die eiförmigen Augen sind ziemlich groß und mäßig vor- springend, vollkommen seitlich und fast vertikal gestellt, der schwach gewölbte Interokularraum breiter als ein oberes Augenlid und viel breiter als der Internasalraum. Die am Ende der Schnauzenkante stehenden Nasenlöcher sind von der Mundspalte weiter als die Augen entfernt. Die Schnauzenspitze ragt wenig vor, der Oberlippensaum ist zur Brunstzeit gut entwickelt. Die Ohr- drüsen treten nur schwach, die Kehl- falte aber (wenigstens im Leben) deut- lich hervor. Die länglich rundliche Zunge ist seitlich in bedeutender Aus- dehnung und auch am Hinterrande etwas frei. Die vorne oft bis zur Parallelität genäherten Gaumenzähne treten hinten ziemlich stark ausein- ander, so daß sie meist die Form eines umgekehrten Y (A) bilden; ausnahms- weise zeigen sie übrigens manchmal auch nur einen einfach winkeligen Ver- une lauf. Der Rumpf ist beim Männchen, Triton Montandoni Boulg. a. Quer- wenigstens zur Brunstzeit, oben* deut- een NE NEN rer lich verflacht mit beiderseits des BE a Rückens mehr oder weniger leisten- artig vorspringender Längskante, im ganzen also von etwa gerundet vierseitigem Querschnitt, desgleichen ist auch die Mittelfirste in Form einer verrundeten Leiste deutlich erhaben. Beim Weibchen ist dagegen der Rumpf verrundet und treten die obgenannten Kanten und Leisten desselben höchstens bei schlecht genährten Individuen etwas hervor. Die Kloake ist wulstig aufgetrieben und längsgespalten, die Beine sind schlank, die Hinterfüße beim brünstigen Männchen mit kaum merkbaren Hautsäumen versehen. Der Schwanz ist kräftig, beim Männchen hoch, lanzettförmig, am Ende allmählich zugespitzt und daselbst in einen langen, nicht ab- gesetzten, nach rückwärts dünner werdenden, seitlich flachgedrückten Faden ausgezogen, der beim Verlassen des Wassers verschwindet und beim Weibchen, dessen Schwanz verhältnismäßig länger, aber viel niedriger ist, ganz fehlt. Die im Wasser mehr glatte Haut wird außerhalb desselben ziemlich rauh und körnig.
Die Färbung der Oberseite kann vom hellen Lehmgelb durch
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Braun oder Grüngelb bis ins Graue oder tief Olivengrüne wechseln. Der Kopf ist oben und an den Seiten dunkel punktiert, die übrige Oberseite mit sehr veränderlichen, besonders beim Männchen und im Wasser oft bis zur Verdunkelung des Körpers zunehmenden ebensolchen Flecken und Marmorierungen versehen, die zu Seiten der gewöhnlich etwas helleren Rückenzone noch am beständigsten sind, namentlich beim Weibchen meist zu unregelmäßig zackigen Längsbinden zusammenfließen und auch auf den Schwanz über- treten. Ebensolche Flecken zeigen auch die Rumpfseiten und die Beine und zwar erstere um so mehr, je weniger deren am Rücken stehen und umgekehrt. Unten ist in beiden Geschlechtern die Kehle lehmgelb, der Bauch hingegen lebhaft orange- oder safrangelb ge- färbt. Das Gelbrot der Unterseite ist von der dunkleren Färbung der Rumpfseiten scharf abgegrenzt und setzt sich auch, und zwar beim Männchen bis zu etwa zwei Drittel, beim Weibchen hingegen bis zum Ende des Schwanzes fort. Das letzte Drittel der unteren Schwanzschneide ist beim Männchen ungefleckt, weißlich, darüber mit blaßblauem Längsstreif, während deren vorderer Teil meist senk- recht stehende schwarze Makeln trägt. Ebensolche, aber viel klei- nere und meist rundliche Flecken, säumen die rote untere Schwanz- schneide des Weibchens. Die Beine sind unterseits ebenfalls gelb, aber weit weniger lebhaft als der Bauch, gefärbt. Beim Männchen sind die Hinterfüße und der Kloakenhügel schwarz.
Die Weibchen sind meist heller, weniger lebhaft gefärbt und gezeichnet, nicht selten ganz einfarbig gelblich oder olivenbraun, obwohl auch hier die Rückenseiten häufig die schon oberwähnte Reihe oder Längsbinde schwarzer Flecken zeigen. Die Bauchseiten haben gewöhnlich je eine Reihe schwarzer Punkte, die Kloake sowie die Hinterfüße sind gelb. In manchen Varietäten den weiblichen alpestris sehr ähnlich, kann es von denselben doch durch die erhabene Rückenkante stets leicht und sicher unterschieden werden.
Außerhalb des Wassers hellt sich die Grundfarbe auf und die Zeichnungen werden undeutlicher, so daß die Färbung der Oberseite mehr oder weniger lehm- oder grüngelb, ja mitunter selbst braun oder ziegelrot erscheint. — Die Jungen sind im allgemeinen ähnlich wie die Weibchen gefärbt. — Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt 8—Io cm.
Über das Benehmen der Art zur Zeit der Fortpflanzung ist noch nichts bekannt, doch dürfte sie wahrscheinlich in dieser Richtung mit alpestris übereinstimmen. Die Eier werden entweder einzeln oder in kleinen Klumpen und kurzen Schnüren zwischen Wasser- pflanzen abgelegt; sie sind bräunlich und von einer etwa 3—4 mm langen und 2,5 mm dicken Gallertkugel umschlossen.
Die Larven, welche mit denen von alpestris oft zusammen vor- kommen, sind von letzteren durch den viel kleineren und schmächti- geren Körper, durch ein aus rundlichen gelblichen Flecken gebildetes Seitenband und dem durchaus gleich hohen Flossensaum des plötzlich kurz winkelig endenden Schwanzes immer leicht zu unterscheiden. Sie sind anfangs hell gelblich oder grünlich braun und mit zahlreiche dunklen, die Grundfarbe nahezu verdrängenden Atomen besäet.
Triton. 69
Die oberwähnte gelbliche Fleckenreihe beginnt hinter den Kiemen, biegt ober den Hinterbeinen zum Schwanzkörper hinauf, und wird nur durch das Fehlen des Pigmentes an den betreffenden Stellen gebildet. Später werden die Larven allmählich, namentlich gegen oben zu, dunkler und es erscheint beiderseits der Vertebrallinie je eine Reihe gelblicher Flecken, welche sich nach und nach durch Ver- größerung und Zusammenfließen zu einer die ganze Dorsalzone und den Oberteil des Schwanzes einnehmenden, gelblichen, nach außen gefransten Mittelbinde vereinigen. Nach unten ist dieses Rücken- band von einem braunen Saume begrenzt, der sich später in das längs der Körperseiten hinziehende dunkle Seitenband verwandelt. — Wenn die Larven von Montandoni und alpestris gemeinsam vorkom- men, so halten sich letztere mehr im offenen Gewässer, erstere hin- gegen lieber an den mit Schilf bewachsenen Uferrändern auf; am Ende ihrer gegen drei Monate dauernden Entwicklung haben sie etwa die Größe von 27 mm erreicht.
Triton Montandoni gehört dem Osten Europas an und ward zuerst von Montandon in Rumänien, und zwar bei Borsteni im Barnaria Tale und um Sinaia an der Grenze Siebenbürgens ge- funden; später ward er von M&hely auch für den ganzen Zug der östlichen Karpaten, vom Tömöscher bis zum Vereczker Paß, nachgewiesen und in jüngster Zeit endlich noch von Hauptmann Hoffmann für Galizien und selbst für das Odergebirge konsta- tiert, dort in 450—500 m Meereshöhe im Quellengebiete des Dnjestr an den nördlichen Ausläufern des Karpatischen Waldgebirges in von weidendem Vieh in den nassen Sumpfboden eingetretenen Löchern sehr häufig vorkommend. Bei Stary Samber, südwestlich von Lemberg, traf Genannter auch Bastarde von Montandont mit vulgaris an; dieselben hatten einen 2 mm hohen Rückenkamm und einen noch längeren Schwanzfaden als Montandoni, waren am Rücken stark, am orangefarbigen Bauch aber gar nicht gefleckt und nur an den Seiten des letzteren mit großen schwarzen Makeln besetzt.
In vertikaler Richtung geht die in Rede stehende Art bis gegen 800 m Meereshöhe hinauf. Seine Wohnplätze sind meist im Walde gelegene Tümpel, in denen er gemeinschaftlich mit Triton alpestrıs stellenweise ziemlich häufig vorkommt; doch vermeidet er gern höhere Lagen und wird daher vorwiegend am Fuße der Berge und in den Tälern angetroffen. Entsprechend den klimatischen Verhält- nissen seiner Heimat kommt er im Frühjahre ziemlich spät, in der Regel erst Mitte April, zum Vorschein, obwohl man einzelne Stücke mitunter schon Ende März finden kann. Die Weibchen erscheinen erst knapp vor der Fortpflanzungszeit, stets 3—4 Wochen später als die Männchen und stehen den letzteren an Zahl merklich nach. Die Brunstzeit dauert von Ende April bis anfangs Mai, die Nahrung besteht im Freien aus Würmern, kleinen Krustentieren sowie Insekten und deren Larven. Gegen Mitte Juni gehen sie ans Land und werden dann dort, wie andere Molche, unter Steinen, losen Baumrinden und in ähnlichen Schlupfwinkeln gefunden. Sobald die ersten Herbst- regen eintreten, suchen sie abermals das Wasser auf, welches sie nun bıs zum nächsten Frühjahre nicht wieder verlassen. Entgegen ihren
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Gattungsverwandten bringen sie den Winter nicht am Lande, sondern nach Art der Frösche eingewühlt im Schlamme der Gewässer zu.
Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen kommt es nicht selten vor, daß einzelne Larven ihre Verwandlung nicht im ersten Jahre beenden können und noch im unentwickelten Zustande unter dem Eise überwintern, so daß man dann im Frühjahre neben den alten Tieren oft auch ziemlich erwachsene Larven antrifft. Diese vorjähri- gen Larven sind von den später auskriechenden, abgesehen von ihrer Größe, schon durch die Färbung auffallend verschieden, indem während des Winters sowohl das schwarze Pigment als auch die gelb- lichen Seitenflecken verschwinden und sie daher viel heller sind als ihre jüngeren Genossen.
Gefangen hält sich Montandoni vorwiegend am Lande auf, das er oft jahrelang nur behufs der Häutung, die aber auch manchmal am Trockenen stattfindet, verläßt. Wenn man schon in der Land- tracht befindliche Tiere ins Wasser gibt, ohne ihnen die Möglichkeit zu gewähren herauszukommen, so gehen sie gewöhnlich bald ein. Ihre Ernährung ist etwas schwieriger, als die anderer Molche, indem sie nicht so gern, wie ihre meisten Verwandten, ans Futter gehen und bezüglich des letzteren auch ziemlich heiklich und wählerisch sind. Am leichtesten kann man sie noch zur Annahme von Fliegen bewegen, welche überhaupt ihre Lieblingsspeise sind und gewöhnlich mit der etwas vorstreckbaren Zunge ergriffen werden. An Regenwürmer und rohes Fleisch sind sie nur schwer zu gewöhnen und ist noch zu bemerken, daß sie bei ausschließlichem Genuß des letzteren an brandig werdender Schwanzspitze häufig erkranken.
7. Triton italieus. Dentium palatinorum series antıce parallelae et approximatae postice divergentes. Lingua latersbus libera majus- cula, subovata, antice attenuata. Parotides parum, plica gularıs sat distinctae. Truncus rotundato-quadratus sulco vertebrali conspicuo instructus. Abdomen maculatum. Cutis glabra (aquat.) aut subtillime granulosa (terrestr.). Cauda nuptiae tempore mmucronata. — Long. 4,6—7,4 cm.
Molge italica Peracca Descriz. nuova spec. Trit. ital. Boll. Mus. Zool. u. Anat. Torino XIII No. 317 (1878). — Triton taeniatus Giglioli Elenco Mammif. ucelli u. Rett. part. (1880). — Triton vul- garis subsp. meridionalis Camerano Monogr. Anf. urod. ital.
part. (1884).
mas. Dosum deplanatum lateribus subcarinatum. Regio analıs con- vexa postice atrata.
fem. Truncus subrotundatus. Regio analis subconica, concolor.
Der Körper ist beim Männchen ziemlich schlank, beim Weibchen hingegen etwas mehr gedrungen, der Kopf nicht viel länger als breit, seine Länge etwa dreimal in der des Rumpfes enthalten, von den Augen nach hinten ziemlich gleich breit, oben von der Seite gesehen von vorne nach rückwärts ziemlich geradlinig, der Quere nach hinten schwach, vor den Augen aber stark gewölbt. Die Schnauze ist kurz, vorne breit zugerundet, oben in der Mitte mit einem seichten Längs-
Triton. TEE
eindruck und über der sehr schwach ausgeprägten Seitenkante mit einer unregelmäßigen Doppelreihe von Poren, die sich auch noch auf die Stirne längs der Augenlider hinzieht. Die Augen sind ziemlich groß und vorstehend, der Interokularraum etwa doppelt so breit wie ein oberes Augenlid, die Parotiden nur schwach angedeutet, der Lippensaum gut entwickelt, die Kehlfalte (wenigstens im Leben)‘ sehr deutlich. Die längs der Mittellinie angewachsene Zunge ist mäßig groß, von etwa ausgeschweift eiförmiger Gestalt, nach vorne verschmälert, nach rückwärts in einen bandartigen Fortsatz ver- längert. Die Gaumenzähne bilden zwei vorne genäherte und pa- rallele, nach hinten ziemlich stark bogig auseinandertretende Reihen. Der im Durchschnitt gerundet vierseitige Rumpf ist am Rücken deutlich abgeflacht und längs der Mitte mit einer mehr oder weniger ausgesprochenen Vertebralfurche, seitlich hingegen mit je einer, beim Männchen mehr, beim Weibchen weniger hervortretenden Längskante und an den Seiten mit zahlreichen feinen linienförmigen Quer- furchen versehen. Die Kloake ist beim Männchen etwa halbkugelig, beim Weibchen mehr kegelförmig und nach abwärts gerichtet, der Rand derselben
mit feinen, zur Mündung senkrechten sep 2 QOuerstreifen besetzt. Der beiläufig die halbe Körperlänge betragende b ereeeen
Schwanz ist auffallend niedrig und an
besitzt in beiden Geschlechtern oben 7,iton italicus Peracca. a. and und unten einen schwachen Haut- querschnitt des CS, b. Schwanzende saum sowie an seinem ziemlich plötz- ‚des Weibchens.
lich verrundeten Ende einen sehr
kurzen Dorn; seine beiden Ränder sind nach hinten nur schwach konvergierend, ja beim Weibchen nahezu parallel. Die Beine sind schlank, alle vier gleich lang, die Finger und Zehen frei oder höch- stens die letzteren beim Männchen zur Brunstzeit mit der Spur eines Hautsaumes versehen. Handballen und Fußsohlen zeigen je zwei kleine, aber sehr deutliche Tuberkel, deren äußerer stärker ist als der innere. Die im Wasser glatte Haut wird am Lande fein warzig.
In Färbung und Zeichnung weisen die Tiere nach Geschlecht und Jahreszeit manche Verschiedenheit auf.
Das Männchen ist oben bald heller, bald dunkler grünlichbraun oder olivenfarben, und während der Kopf stets einfarbig bleibt, zeigt der Rücken häufig bald mehr bald weniger dunkelbraune, unregel- mäßig verteilte Punkte. Die messinggelben Seiten sind mit unregel- mäßig runden, dunkel olivenbraunen oder bleigrauen Flecken besetzt, die namentlich am Schwanze sehr groß und gewöhnlich schwarz werden; doch kommen mitunter auch Stücke vor, bei denen die ganzen Seiten mit zahlreichen, kleinen derlei Punkten mehr oder weniger übersäet sind; bei minder gefleckten Seiten ist daselbst der Metall- glanz besonders hervortretend. Der Rumpf zeigt außerdem eine, vom Hinterrande der Augen entspringende, allerdings nicht sehr scharf ausgesprochene grünlichgelbe oder porzellanweiße Laterallinie;
> Salamandridae.
die Unterschneide des Schwanzes ist weißgelb. Die Kehle ist lebhaft ockergelb, ungefleckt oder höchstens seitlich und an der Kehlfalte mit spärlichen schwarzen Punkten versehen, der stets hellere Bauch dottergelb, mit ziemlich großen, rundlichen, entweder unregelmäßig zerstreuten oder in zwei seitliche meist regelmäßige Längsreihen gestellten schwarzen Punkten besetzt, der Kloakenwulst hinten und seitlich geschwärzt. Bei manchen Männchen dehnt sich zur Brunst- zeit die weiße Lateralbinde auch bis zu den Bauchseiten aus, so daß dann das Gelb nur auf die Mitte des Unterleibes beschränkt bleibt. Die Beine sind oben wie der Rücken, unterseits samt den Sohlen weißlich oder gelblich gefärbt, die Finger mehr oder weniger deutlich schwarz geringelt.
Das Weibchen ist oben heller oder dunkler olivenbraun, oft fein bleigrau punktiert, mit unregelmäßig gereihten, oft zu einer Zackenbinde zusammenfließenden schwarzen Punkten oder Flecken längs der Seitenleisten. Der dem Rumpfe gleichfarbige Schwanz zeigt größere, schwarze, oft in zwei übereinanderstehende Parallelreihen geordnete rundliche Punkte über der unteren Schneide. Die betreffs der Färbung von der Oberseite scharf abgegrenzte Unterseite ist wie bei dem Männchen beschaffen, nur daß mitunter am Bauche statt der runden oft mehr oder weniger schnörkelartige sowie auch ganze oder unterbrochene Ringflecke auftreten. Die untere Schwanz- schneide ist ockergelb, ungefleckt. Manchmal kommen auch Weib- chen vor, die mit Ausnahme des Schwanzes in der Färbung ganz den Männchen gleichen und von diesen nur noch durch die helle, höchstens an der Basis jederseits mit einer wenig bemerkbaren dunklen Makel versehene Kloake verschieden sind. Endlich weisen noch beide Geschlechter zur Brunstzeit nicht weit von dem Auge in der Schläfen- gegend einen sehr konstanten, gelblichen Fleck auf.
Italicus ist unstreitig der kleinste aller europäischen Molche, indem er gewöhnlich nur 5—7 cm lang ist, und die größten und ältesten Stücke höchstens ein Ausmaß von 8 cm erreichen; ın der Gefangen- schaft wachsen sie übrigens nach Wolterstorff unter günstigen Verhältnissen auch bis zu 8 cm heran. — In Zisternen, wo sie nicht leicht ans Land kommen können, werden nicht selten auch erwachsene mit noch ganz gut entwickelten Kiemen gefunden.
Diese Art vertritt den in Norditalien vorkommenden Trıton meridionalis im Südosten der Halbinsel, indem sie etwa vom 42° N. B. an durch Molise, das Capitanato, Apulien und die Basilicata bis nach Calabrien hinab auf der Ostseite der Apenninen an geeigneten Stellen allenthalben häufig angetroffen wird; sie lebt in Zisternen, Bewässerungsgräben sowie in den gegen die Seeküste gelegenen Sümpfen und Tümpeln. Da letztere bei Eintritt der wärmeren Jahreszeit schnell austrocknen, so steht den im März ausgekrochenen Larven zu ihrer Entwicklung eine verhältnismäßig nur kurze Zeit zu Gebote, woraus sich vielleicht auch die geringe Größe der daselbst vorkommenden Stücke erklärt. In Zisternen, wo die Tiere meist über dauernde Wasseransammlungen verfügen, scheinen sich dieselben auch noch später fortzupflanzen, da man daselbst im Frühjahre nicht selten überwinterte Larven antrifft. In vertikaler Richtung
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steigt italicus etwa bis zu 830 m Meereshöhe hinauf; bezüglich seiner Lebensweise dürfte er von den nächsten Gattungsverwandten kaum verschieden sein, wenigstens habe ich in dieser Richtung an meinen Gefangenen nichts Abweichendes und Erwähnenswertes bemerkt.
8. Triton palmatus: Dentium palatinorum series postice valde diver- gentes. Caput trisulcatum pororum seriebus vix distinctis. Trun- cus rotundato-quadratus. Cauda apice subtruncata in processum tenuem, filiformem subito producta. Cutis glabra. Long. 6,5— 9,2 cm.
Salamandra palmata Schneid. hist. amphib. I pag. 72. 8 (1799). — Salamandra palmipes Latr. Salam. de France pag. 31, 35. 7 tab. VI, fig. A. B (1800). — Molge palmata Merr. Syst. amphib. pag. 186, 5 (1820). — Triton palmatus Tschudi Classificat. Ba- trach. pag. 95 (1839). — Lissotriton palmipes Bell A History of Brit. Rept. ed. II pag. 154 (1839). — Lophinus palmatus Gray Catal. of amphib. II, pag. 28, 2 (1850). — Triton minor Higginbotom On the Brit. Tritons, Ann. Mag. Nat. Hist. vol. XII, pag. 369, pl. XVI, fig. 8, 9 (1853). — Triton helveticus Leydig Molche d. würtemb. Fauna, pag. 58 (1867).
mas. Olivaceus vel fuscescens, maculis crebris obscuris irregularıter sparsus; dorso medio subcristato lateribus linea elevata instructo; caudae processu valde prolongato; plantis nigrescentibus digıtıs palmatıs.
fem. Livida aut pallide olivacea, maculis obscuris minimis interdum sparsa; dorso lineis elevatis minus conspicuis,; caudae filo multo breviori,; plantis pallescentibus digitis liberıs.
Molge taeniata Gravenh. Delic. mus. zool. Vratisl. I, pag. 80, tab. XII, fig. ı (1829).
juv. Supra lurido-flavescens, obscuro-adspersus, laenia fuscescentt
ad latera; infra abdomine medio aureo, caudae acie aurantvaca.
Der Körper ist ziemlich schlank, mehr oder weniger vierseitig oder verrundet, der Kopf länger als breit, von den Augen nach rück- wärts deutlich halsartig verengt, oben mit drei nach vorne konver- gierenden Längsfurchen und (sowie in der Zügelgegend) mit längs der Schnauzenkante und der oberen Augenlider hinziehenden, meist aber erst unter der Lupe gut hervortretenden nabelartigen Drüsen- punkten versehen. Die nach vorne mehr froschartig zugespitzte Schnauze fällt ziemlich steil ab und zeigt an den Seiten eine gut sichtbare Kante. Die Augen sind groß, mäßig vorragend, länglich eiförmig, etwas schief nach vorne gegeneinander gerichtet und so- wohl unter sich als auch von der Schnauzenspitze ziemlich weit entfernt. Der Interokularraum ist breiter als ein oberes Augenlid und breiter als der Internasalraum. Die mittelgroßen Nasenlöcher sind von ovaler Form und stark nach oben an die Schnauzenspitze gerückt. Der Oberlippensaum ist zur Brunstzeit gut ausgebildet. Die Zunge ist klein, seitlich frei, von verrundet rhombischer oder elliptischer Gestalt. Die Parotiden sind kaum, die Kehlfalte (wenigstens im Leben) meistens gut ausgesprochen. Die Gaumen-
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zähne bilden zwei in ihrer vorderen Hälfte oft ziemlich genäherte, nach rückwärts aber stets stark auseinandertretende Reihen, welche zusammen etwa die Form eines umgekehrten Y (A) oder weit ge- öffneten V (A) nachahmen. Der etwa körperlange, an der Wurzel verdickte und zugerundete, nach rückwärts aber deutlich zusammen- gedrückte und allmählich an Höhe abnehmende Schwanz ist an seinem Ende gerundet zugespitzt oder mehr abgestutzt, ja mit- unter selbst herzförmig ausgerandet und mit einem aus seinem hintersten Teile scharf abgesetzt hervorragenden, fadenförmigen Anhang versehen, der je nach Geschlecht und Jahreszeit, nach Alter und Individuum bald kürzer bald länger, bald gerade bald an seinem Ende nach aufwärts gekrümmt erscheint. Die Körper- haut ist glatt. Die Färbung der Oberseite ist im allgemeinen gelblich oder oliven- braun, nicht selten mit schwachem Goldglanz, mit dunklen Flecken, Strichen oder Punkten bald mehr, bald weniger gezeich- net. Die Unterseite ist blaß- orange, wenigstens in ihrer Mitte fast immer ungefleckt, die Flossenhaut des Schwan- zes lichter als bei irgend einer anderen Art, seine frei hervorragende Spitze stets schwärzlich. Das Männchen besitzt
im Hochzeitskleide eine über die Rückenmittehinziehende erhabene Kante oder Leiste, Triton palmatus Schneid. a Schwanzspitze, die sich in Ausnahmefällen
b Hinterfuß des brünstigen (. zu einem niedrigen, aber
immer ganzrandigen Kamm
erhebt und erst am Schwanze zu einem ziemlich hohen, stets ganz- randıgen Flossensaum ausbildet, demselben dann eine breite Lanzett- form erteilend. Auch zeigt sich, selbst bei durchaus wohlbeleibten Exemplaren, zu beiden Seiten des mehr oder weniger abgeflachten Rückens je eine deutlich leistenartig vorspringende, den Dorsolateral- wülsten der Anuren entsprechende Längskante. Der Schwanzfaden ist namentlich zur Brunstzeit sehr entwickelt und kann mitunter bis zu 6 mm Länge erreichen. Auch sind zu letztgenannter Zeit an den Hinterfüßen die Zehen bis zu ihrer Spitze durch eine zwischen den Fingern tief eingebuchtete Schwimmhaut verbunden, und die stark wulstig vorspringende Kloake zeigt an ihrer Spitze nach außen zu deutliche Warzen. Die Grundfarbe der Oberseite ist im Leben gewöhnlich heller oder dunkler oliven- oder schwarzbraun, am Kopfe meist etwas lichter als am Rumpfe. An den Seiten des Schwanzes geht die Färbung fast immer ins Rotbraune über, was gewöhnlich auch auf der Mitte des Rückens der Fall ist, während die daran grenzenden Körperseiten dunkler erscheinen, gegen den Bauch zu oft ziemlich scharf abgegrenzt weißlich oder weißgelb werden, und
Fig. 12.
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dann allmählich in das Orange der Bauchmitte übergehen. Die weiß- lichen Seitenpartien zeigen oft, namentlich am Halse, einen sehr ausgesprochenen Metallglanz. Über der Wurzel der Hinterbeine hebt sich ein hellerer, senkrecht stehender Flecken fast immer 'sehr gut ab. Die für die vorige Art so charakteristischen Kopfbinden sind hier meist viel weniger ausgeprägt, indem sie bei dunklen Stücken meist gar nicht sichtbar, bei helleren hingegen durch unregelmäßige Flecken oder Marmelstreifen ersetzt oder ganz in kleine Punkte und Schnörkeln aufgelöst erscheinen. Nur der Augenstreifen ist fast immer vorhanden und zeigt sich namentlich in seinem Durchzuge durch das Auge meist sogar schärfer und ausgesprochener als bei den verwandten Arten. Am Rumpfe sind die Flecken niemals so gleichförmig und regelmäßig verteilt, wie bei vulgaris, und während sie bei diesem meist nicht sehr zahlreich und dabei fast immer ziem- lich gleich groß und oft auch in deutliche Längsreihen gestellt sind, treten sie bei falmatus in viel größerer Anzahl auf, sind immer viel kleiner, und wenigstens am Rumpfe stets ohne alle Ordnung bunt durcheinander gestellt, gegen den Bauch hin mitunter zu unregel- mäßigen Längsstreifen oder Marmelflecken zusammenfließend. Nur am Schwanze erscheinen diese Flecken gewöhnlich in eine obere und eine untere oft zusammenfließende Längsreihe geordnet, zwischen denen an der Wurzel oft noch der Anfang einer dritten Reihe zu be- merken ist. Übrigens sind sämtliche Körperflecken meist nur bei helleren Stücken gut sichtbar, während sie bei dunkleren meist viel weniger ausgesprochen, oder selbst gar nicht wahrnehmbar sind. Der Schwanz besitzt zwar nach unten zu auch oft eine bläuliche Binde, doch zeigt dessen untere Schneide höchstens nur eine schwache Spur von Orange und ist von der Wurzel bis zur Spitze breit hell, weißlich. Überhaupt ist der ganze Schwanz bei dieser Art viel durch- scheinender und heller als bei irgendeinem anderen Triton, so daß bei günstiger Beleuchtung die größeren Blutgefäße als rote Streifen längs dessen Mitte nicht selten ganz deutlich erkannt werden können. Die meist ziemlich hellgelblichen Vorderbeine sind schwarz gefleckt und gemarmelt, die Hinterbeine namentlich gegen die Füße zu, oft aber auch ganz, dunkel, schwärzlich. Die Kehle und der Bauch sind fast immer ungefleckt, und höchstens der letztere zeigt mitunter nach den Seiten zu einzelne dunkle Flecken oder Tupfen. Die Kloaken- wülste sind ganz schwarz oder schwarzblau.
Das Weibchen ist von dem Männchen schon durch die Körper- form ziemlich leicht unterscheidbar. Der Leib ist bei ihm bedeutend gestreckter, der Bauch mehr aufgetrieben, gerundeter und dicker, die erhabenen Kanten zu Seiten des Rückens viel weniger oder auch gar nicht ausgeprägt, der Kopf verhältnismäßig plumper und größer als beim anderen Geschlechte. Der im ganzen viel niedrigere Schwanz zeigt an seinen Enden nur eine sehr kurze, meist nur einen Millimeter lange freie Spitze, die zuweilen sogar ganz fehlt, und selbst in ihrer höchsten Ausbildung die Länge von 2 mm wohl kaum jemals über- schreitet. Die Zehen der Hinterfüße sind vollkommen frei, ohne Spur von häutigen Erweiterungen oder Anhängen; doch findet sich hier an den Fußballen nach außen zu eine dem Männchen fehlende
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warzenartige Hervorragung, welche gleichsam die Spur eines sechsten Fingers bildet. Diese Eigentümlichkeit, verbunden mit dem Bau des Schädels!) und der unvollkommenen Ausbildung des Rücken- kammes bringen diese Art in einige Beziehung zu der südeuropäischen Untergattung Eufroctus. Die Färbung ist im ganzen meist heller, licht olivenbraun oder ockergelb, seltener schwärzlich, bald ziemlich einfarbig, bald durch mehr oder weniger, aber stets sehr kleine schwarze Punkte unregelmäßig gesprenkelt, der Rücken von den Seiten häufig durch eine mitunter auch auf den Schwanz fortgesetzte wellige, oft sehr stark gekerbte oder gebuchtete dunkle Binde mehr oder weniger deutlich geschieden. Der Bauch, sowie auch manchmal die zwei ersten Drittel der unteren Schwanzschneide sind hier viel lebhafter orange als beim Männchen; dieselbe Färbung zeigt auch die Kloake, die höchstens an den Rändern in seltenen Fällen geschwärzt ist. Die Hinterfüße sind, namentlich an den Sohlen, hell, sämtliche Beine in der Färbung von einander überhaupt nicht verschieden.
Die Länge des erwachsenen Tieres beträgt 6 bis 9 cm. — Nach der Laichzeit bildet sich die frei hervorragende Schwanzspitze mehr oder weniger zurück, so daß sie dann bedeutend kürzer erscheint oder selbst auch ganz verschwindet. Die Körperfarbe verdunkelt sich, während die Mittellinie des Rückens namentlich beim Weibchen oft eine ziemlich lebhaft gelbe Färbung erhält. In dieser Form sind die Männchen meist nur an der dunklen Farbe der Kloake und der Hinterfüße zu kennen. Das frischgefangene Tier sollnachDumeril beim Berühren einen starken Moschusgeruch entwickeln, eine Behaup- tung, die ich nach meinen Erfahrungen nicht bestätigen kann. Junge Stücke sind auch hier den Weibchen ähnlicher als den Männchen, lassen sich aber durch die soeben genannten Merkmale ihrem Ge- schlechte nach meist ziemlich sicher bestimmen.
Trıton palmatus lebt mit Vorliebe in klarem, langsam fließenden Wasser; stehende Wasseransammlungen werden wenn möglich ver- mieden und scheinen ihm auch nicht besonders gut zu bekommen, da er in letzteren immer geringere Dimensionen zeigt, als im ersteren. In Frankreich scheint er mehr in der Ebene vorzukommen, die er bis an die Meeresküste bewohnt, an welcher er mitunter selbst noch im Brackwasser angetroffen wird. In Deutschland und der Schweiz hingegen bewohnt er waldige Berge, in denen er stellenweise bis 850 m Meereshöhe emporsteigt. Im Frühjahr kommt er ziemlich zeitig, gewöhnlich im März oder April, in mehr südlichen und ebenen Ge- genden oft schon anfangs Februar aus seinen Winterquartieren heraus und begibt sich dann gleich zur Fortpflanzung ins Wasser. Er zeichnet sich dann durch besondere Raschheit und Eleganz in seinen Bewegungen aus, in welcher Hinsicht er vielleicht von keinem seiner Gattungsverwandten übertroffen wird. Wenn das Männchen ein ihm passendes oder standhaltendes Weibchen gefunden hat, so postiert es sich demselben meist Kopf an Kopf gegenüber, beschnup- pert es häufig und macht mit dem umgebogenen Schwanz wiederholt
I) Der Pfocessus orbitalis ist hier mit dem os tympani durch einen knöchernen
Fortsatz verbunden. Dasselbe zeigen außer Euproctus Grav. auch noch Triton vittatus Jen. und Triton Waltli Mich.
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wellenförmige oder schlängelnde Bewegungen, bis endlich der Sperma- tophor austritt. Gleich nach der Aufnahme des Samens beginnt das Weibchen mit der Eierablage, die etwa 3—4 Wochen lang dauert. Die Eier werden fast immer einzeln und mit Vorliebe in Algengewirr oder auch zwischen mit den Hinterfüßen umgebogene und dann zu- sammengeklebte Blätter von Wasserpflanzen und dergleichen gelegt und stets möglichst gut verborgen; sie sind etwa anderthalb Milli- meter groß, gewöhnlich gelblich weiß, manchmal aber auch grau oder _ braun, haben samt der sie umschließenden mehr ins eiförmige nei- genden Gallerthülle etwas über 2 mm Durchmesser und kommen je nach der Temperatur der Luft und des sie umschließenden Wassers nach 2—4 Wochen zur Reife. Die Larven messen beim Verlassen des Eies gegen 8 mm, wachsen verhältnismäßig ziemlich langsam und erreichen bis zu ihrer vollendeten Entwicklung, die im Durch- schnitt vier Monate dauert, ein Ausmaß von I8—30 mm; mitunter sollen aber auch Larven bis zu 58 mm Gesamtlänge gefunden worden sein. Die Verwandlung ist je nach der Gunst der Verhältnisse ge- wöhnlich im Juli oder August, manchmal aber erst auch im Sep- tember abgeschlossen. Da diese Art im Verlaufe einer Saison zweimal in Brunst tritt, so kommt es nicht selten vor, daß an ein und derselben Stelle Larven von sehr verschiedener Größe, ja selbst noch Eier zu- sammen und durcheinander angetroffen werden; auch kann es ge- schehen, daß spät ausgekommene Larven unter dem Eise über- wintern und ihre Metamorphose erst im nächst darauf folgenden Jahre zum Abschlusse bringen.
Die Larven sind schlank, nach vorne etwas bauchig, mit einem schon vor der Körpermitte beginnenden, mäßig hohen Rücken- kamm und I3 Querfurchen an den Rumpfseiten versehen; der Inter- okularraum ist etwa von der doppelten Breite eines oberen Augen- lides und des Internasalraumes; die breitstieligen Kiemen, deren oberste die größte, sind lang gefranst; der höchstens körperlange Schwanz ist ziemlich hoch, am Ende mehr oder weniger verrundet oder auch